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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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der Mensch, sicher sich selbst immer wieder zu finden, immer von neuem aus sich heraus, um die Ergänzung seines innersten Wesens in der Tiefe eines fremden zu suchen und zu finden. Das Spiel der Mittheilung und der Annäherung ist das Geschäft und die Kraft des Lebens, absolute Vollendung ist nur im Tode.

Darum darf es auch dem Dichter nicht genügen, den Ausdruck seiner eigenthümlichen Poesie, wie sie ihm angebohren und angebildet wurde, in bleibenden Werken zu hinterlassen. Er muß streben, seine Poesie und seine Ansicht der Poesie ewig zu erweitern, und sie der höchsten zu nähern, die überhaupt auf der Erde möglich ist; dadurch daß er seinen Theil an das große Ganze auf die bestimmteste Weise anzuschließen strebt: denn die tödtende Verallgemeinerung wirkt gerade das Gegentheil.

Er kann es, wenn er den Mittelpunkt gefunden hat, durch Mittheilung mit denen, die ihn gleichfalls von einer andern Seite auf eine andre Weise gefunden haben. Die Liebe bedarf der Gegenliebe. Ja für den wahren Dichter kann selbst das Verkehr mit denen, die nur auf der bunten Oberfläche spielen, heilsam und lehrreich seyn. Er ist ein geselliges Wesen.

Für mich hatte es von jeher einen großen Reiz mit Dichtern und dichterisch Gesinnten über die Poesie zu reden. Viele Gespräche der Art habe ich nie vergessen, von andern weiß ich nicht genau, was der Fantasie und was der Erinnerung angehört; vieles ist wirklich darin, andres ersonnen. So das gegenwärtige, welches ganz verschiedene Ansichten gegen einander

der Mensch, sicher sich selbst immer wieder zu finden, immer von neuem aus sich heraus, um die Ergaͤnzung seines innersten Wesens in der Tiefe eines fremden zu suchen und zu finden. Das Spiel der Mittheilung und der Annaͤherung ist das Geschaͤft und die Kraft des Lebens, absolute Vollendung ist nur im Tode.

Darum darf es auch dem Dichter nicht genuͤgen, den Ausdruck seiner eigenthuͤmlichen Poesie, wie sie ihm angebohren und angebildet wurde, in bleibenden Werken zu hinterlassen. Er muß streben, seine Poesie und seine Ansicht der Poesie ewig zu erweitern, und sie der hoͤchsten zu naͤhern, die uͤberhaupt auf der Erde moͤglich ist; dadurch daß er seinen Theil an das große Ganze auf die bestimmteste Weise anzuschließen strebt: denn die toͤdtende Verallgemeinerung wirkt gerade das Gegentheil.

Er kann es, wenn er den Mittelpunkt gefunden hat, durch Mittheilung mit denen, die ihn gleichfalls von einer andern Seite auf eine andre Weise gefunden haben. Die Liebe bedarf der Gegenliebe. Ja fuͤr den wahren Dichter kann selbst das Verkehr mit denen, die nur auf der bunten Oberflaͤche spielen, heilsam und lehrreich seyn. Er ist ein geselliges Wesen.

Fuͤr mich hatte es von jeher einen großen Reiz mit Dichtern und dichterisch Gesinnten uͤber die Poesie zu reden. Viele Gespraͤche der Art habe ich nie vergessen, von andern weiß ich nicht genau, was der Fantasie und was der Erinnerung angehoͤrt; vieles ist wirklich darin, andres ersonnen. So das gegenwaͤrtige, welches ganz verschiedene Ansichten gegen einander

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[61/0069] der Mensch, sicher sich selbst immer wieder zu finden, immer von neuem aus sich heraus, um die Ergaͤnzung seines innersten Wesens in der Tiefe eines fremden zu suchen und zu finden. Das Spiel der Mittheilung und der Annaͤherung ist das Geschaͤft und die Kraft des Lebens, absolute Vollendung ist nur im Tode. Darum darf es auch dem Dichter nicht genuͤgen, den Ausdruck seiner eigenthuͤmlichen Poesie, wie sie ihm angebohren und angebildet wurde, in bleibenden Werken zu hinterlassen. Er muß streben, seine Poesie und seine Ansicht der Poesie ewig zu erweitern, und sie der hoͤchsten zu naͤhern, die uͤberhaupt auf der Erde moͤglich ist; dadurch daß er seinen Theil an das große Ganze auf die bestimmteste Weise anzuschließen strebt: denn die toͤdtende Verallgemeinerung wirkt gerade das Gegentheil. Er kann es, wenn er den Mittelpunkt gefunden hat, durch Mittheilung mit denen, die ihn gleichfalls von einer andern Seite auf eine andre Weise gefunden haben. Die Liebe bedarf der Gegenliebe. Ja fuͤr den wahren Dichter kann selbst das Verkehr mit denen, die nur auf der bunten Oberflaͤche spielen, heilsam und lehrreich seyn. Er ist ein geselliges Wesen. Fuͤr mich hatte es von jeher einen großen Reiz mit Dichtern und dichterisch Gesinnten uͤber die Poesie zu reden. Viele Gespraͤche der Art habe ich nie vergessen, von andern weiß ich nicht genau, was der Fantasie und was der Erinnerung angehoͤrt; vieles ist wirklich darin, andres ersonnen. So das gegenwaͤrtige, welches ganz verschiedene Ansichten gegen einander

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/69>, abgerufen am 24.11.2024.