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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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einer glücklichen Beschränktheit einen Tag wie den andern zu leben, nichts wunderbares in sich und in der Welt zu ahnden, und am Ende von der Welt zu scheiden, wie tausende vorher und wie tausende in der Zukunft. Aber etwas großes ist es, wenn einer das Drängen des Herzens nach allem Großen und Erhabenen empfunden hat, wenn er den Kreis aller Gedanken, Empfindungen und Handlungen durchlaufen ist, dem Glücke, das sein Herz beständig fordert, und doch nicht nennen kann, rastlos nachgejagt ist, wenn dieser dann einsieht, er kann nur in einem Kreise umherirren, freiwillig dann stehn bleibt, wo er zuerst auslief, und mit Lächeln bemerkt, daß der größte Held doch im Grunde nichts wichtigeres thut, als wenn er sein Feld baut, damit es ihn ernährt, und in seinen kleinen Garten Blumen pflanzt, damit sie ihn erfreun, und Unkraut hinauswirft, das ihn ärgert. Der Mensch ist wie ein Kind im Besitz einer schönen nakten Statue, womit es spielt und mit Mühe beständig Blumen und bunte und goldene Zierrathen zusammenträgt, um sie zu schmücken; leider bleiben nun die meisten Menschen immer Kinder, denen ihr Spielwerk ewig mißfällt, sie reissen es von dem schönen Bilde oft herunter, sie mögen es aber nakt nicht sehen, sondern tragen von ihrer Armuth immer neue Lumpen zusammen, um es zu bekleiden; sie meinen sie verschönern durch Poesie ihr Leben. Glücklich ist, der die Blumen und Flittern, womit er es behängt, bald herabwirft, über sein kindisches Thun lächelt, höchstens einige Blumen herumhängt, und die edle einfache Schönheit fähig ist zu genießen.

einer gluͤcklichen Beschraͤnktheit einen Tag wie den andern zu leben, nichts wunderbares in sich und in der Welt zu ahnden, und am Ende von der Welt zu scheiden, wie tausende vorher und wie tausende in der Zukunft. Aber etwas großes ist es, wenn einer das Draͤngen des Herzens nach allem Großen und Erhabenen empfunden hat, wenn er den Kreis aller Gedanken, Empfindungen und Handlungen durchlaufen ist, dem Gluͤcke, das sein Herz bestaͤndig fordert, und doch nicht nennen kann, rastlos nachgejagt ist, wenn dieser dann einsieht, er kann nur in einem Kreise umherirren, freiwillig dann stehn bleibt, wo er zuerst auslief, und mit Laͤcheln bemerkt, daß der groͤßte Held doch im Grunde nichts wichtigeres thut, als wenn er sein Feld baut, damit es ihn ernaͤhrt, und in seinen kleinen Garten Blumen pflanzt, damit sie ihn erfreun, und Unkraut hinauswirft, das ihn aͤrgert. Der Mensch ist wie ein Kind im Besitz einer schoͤnen nakten Statue, womit es spielt und mit Muͤhe bestaͤndig Blumen und bunte und goldene Zierrathen zusammentraͤgt, um sie zu schmuͤcken; leider bleiben nun die meisten Menschen immer Kinder, denen ihr Spielwerk ewig mißfaͤllt, sie reissen es von dem schoͤnen Bilde oft herunter, sie moͤgen es aber nakt nicht sehen, sondern tragen von ihrer Armuth immer neue Lumpen zusammen, um es zu bekleiden; sie meinen sie verschoͤnern durch Poesie ihr Leben. Gluͤcklich ist, der die Blumen und Flittern, womit er es behaͤngt, bald herabwirft, uͤber sein kindisches Thun laͤchelt, hoͤchstens einige Blumen herumhaͤngt, und die edle einfache Schoͤnheit faͤhig ist zu genießen.

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[214/0226] einer gluͤcklichen Beschraͤnktheit einen Tag wie den andern zu leben, nichts wunderbares in sich und in der Welt zu ahnden, und am Ende von der Welt zu scheiden, wie tausende vorher und wie tausende in der Zukunft. Aber etwas großes ist es, wenn einer das Draͤngen des Herzens nach allem Großen und Erhabenen empfunden hat, wenn er den Kreis aller Gedanken, Empfindungen und Handlungen durchlaufen ist, dem Gluͤcke, das sein Herz bestaͤndig fordert, und doch nicht nennen kann, rastlos nachgejagt ist, wenn dieser dann einsieht, er kann nur in einem Kreise umherirren, freiwillig dann stehn bleibt, wo er zuerst auslief, und mit Laͤcheln bemerkt, daß der groͤßte Held doch im Grunde nichts wichtigeres thut, als wenn er sein Feld baut, damit es ihn ernaͤhrt, und in seinen kleinen Garten Blumen pflanzt, damit sie ihn erfreun, und Unkraut hinauswirft, das ihn aͤrgert. Der Mensch ist wie ein Kind im Besitz einer schoͤnen nakten Statue, womit es spielt und mit Muͤhe bestaͤndig Blumen und bunte und goldene Zierrathen zusammentraͤgt, um sie zu schmuͤcken; leider bleiben nun die meisten Menschen immer Kinder, denen ihr Spielwerk ewig mißfaͤllt, sie reissen es von dem schoͤnen Bilde oft herunter, sie moͤgen es aber nakt nicht sehen, sondern tragen von ihrer Armuth immer neue Lumpen zusammen, um es zu bekleiden; sie meinen sie verschoͤnern durch Poesie ihr Leben. Gluͤcklich ist, der die Blumen und Flittern, womit er es behaͤngt, bald herabwirft, uͤber sein kindisches Thun laͤchelt, hoͤchstens einige Blumen herumhaͤngt, und die edle einfache Schoͤnheit faͤhig ist zu genießen.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/226>, abgerufen am 24.11.2024.