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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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bleiben, wenn er allein der Meister seyn will. Wir wenigstens werden uns auf die Art nicht in die Lehre geben.

Antonio. Nein gewiß, Sie sollen nicht von einem Einzelnen allein despotisirt werden, liebe Freundin; wir müssen Sie alle nach Gelegenheit belehren dürfen. Wir wollen alle Meister und Schüler zugleich seyn, bald dieses bald jenes wie es sich trifft. Und mich wird wohl das letzte am häufigsten treffen. Doch wäre ich gleich dabey, ein Schutz- und Trutzbündniß von und für die Poesie einzugehn, wenn ich nur die Möglichkeit einer solchen Kunstschule derselben einsehn könnte.

Ludoviko. Die Wirklichkeit würde das am besten entscheiden.

Antonio. Es müßte zuvor untersucht und ins Reine gebracht werden, ob sich Poesie überhaupt lehren und lernen läßt.

Lothario. Wenigstens wird es eben so begreiflich seyn, als daß sie überhaupt durch Menschenwitz und Menschenkunst aus der Tiefe ans Licht gelockt werden kann. Ein Wunder bleibt es doch; ihr mögt euch stellen wie ihr wollt.

Ludoviko. So ist es. Sie ist der edelste Zweig der Magie, und zur Magie kann der isolirte Mensch sich nicht erheben; aber wo irgend Menschentrieb durch Menschengeist verbunden zusammenwirkt, da regt sich magische Kraft. Auf diese Kraft habe ich gerechnet; ich fühle den geistigen Hauch wehen in der Mitte der Freunde; ich lebe nicht in Hoffnung sondern in Zuversicht

bleiben, wenn er allein der Meister seyn will. Wir wenigstens werden uns auf die Art nicht in die Lehre geben.

Antonio. Nein gewiß, Sie sollen nicht von einem Einzelnen allein despotisirt werden, liebe Freundin; wir muͤssen Sie alle nach Gelegenheit belehren duͤrfen. Wir wollen alle Meister und Schuͤler zugleich seyn, bald dieses bald jenes wie es sich trifft. Und mich wird wohl das letzte am haͤufigsten treffen. Doch waͤre ich gleich dabey, ein Schutz- und Trutzbuͤndniß von und fuͤr die Poesie einzugehn, wenn ich nur die Moͤglichkeit einer solchen Kunstschule derselben einsehn koͤnnte.

Ludoviko. Die Wirklichkeit wuͤrde das am besten entscheiden.

Antonio. Es muͤßte zuvor untersucht und ins Reine gebracht werden, ob sich Poesie uͤberhaupt lehren und lernen laͤßt.

Lothario. Wenigstens wird es eben so begreiflich seyn, als daß sie uͤberhaupt durch Menschenwitz und Menschenkunst aus der Tiefe ans Licht gelockt werden kann. Ein Wunder bleibt es doch; ihr moͤgt euch stellen wie ihr wollt.

Ludoviko. So ist es. Sie ist der edelste Zweig der Magie, und zur Magie kann der isolirte Mensch sich nicht erheben; aber wo irgend Menschentrieb durch Menschengeist verbunden zusammenwirkt, da regt sich magische Kraft. Auf diese Kraft habe ich gerechnet; ich fuͤhle den geistigen Hauch wehen in der Mitte der Freunde; ich lebe nicht in Hoffnung sondern in Zuversicht

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[93/0101] bleiben, wenn er allein der Meister seyn will. Wir wenigstens werden uns auf die Art nicht in die Lehre geben. Antonio. Nein gewiß, Sie sollen nicht von einem Einzelnen allein despotisirt werden, liebe Freundin; wir muͤssen Sie alle nach Gelegenheit belehren duͤrfen. Wir wollen alle Meister und Schuͤler zugleich seyn, bald dieses bald jenes wie es sich trifft. Und mich wird wohl das letzte am haͤufigsten treffen. Doch waͤre ich gleich dabey, ein Schutz- und Trutzbuͤndniß von und fuͤr die Poesie einzugehn, wenn ich nur die Moͤglichkeit einer solchen Kunstschule derselben einsehn koͤnnte. Ludoviko. Die Wirklichkeit wuͤrde das am besten entscheiden. Antonio. Es muͤßte zuvor untersucht und ins Reine gebracht werden, ob sich Poesie uͤberhaupt lehren und lernen laͤßt. Lothario. Wenigstens wird es eben so begreiflich seyn, als daß sie uͤberhaupt durch Menschenwitz und Menschenkunst aus der Tiefe ans Licht gelockt werden kann. Ein Wunder bleibt es doch; ihr moͤgt euch stellen wie ihr wollt. Ludoviko. So ist es. Sie ist der edelste Zweig der Magie, und zur Magie kann der isolirte Mensch sich nicht erheben; aber wo irgend Menschentrieb durch Menschengeist verbunden zusammenwirkt, da regt sich magische Kraft. Auf diese Kraft habe ich gerechnet; ich fuͤhle den geistigen Hauch wehen in der Mitte der Freunde; ich lebe nicht in Hoffnung sondern in Zuversicht

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/101>, abgerufen am 23.11.2024.