Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Gattung zu leisten, was ich mir denke, müßte man vor allen Dingen ein Mensch seyn; dann freylich auch ein Philosoph. Jch habe mich selbst überrascht, und werde nun gewahr, daß Du es eigentlich bist, die mich in die Philosophie einweiht. Jch wollte nur Dir die Philosophie mittheilen, der ernstliche Wunsch belohnte sich selbst, und die Freundschaft lehrte mich den Weg finden, sie mit dem Leben und der Menschheit zu verbinden. Jch habe sie dadurch gewissermaßen mir selbst mitgetheilt, sie wird nun nicht mehr isolirt in meinem Geiste seyn, sondern ihre Begeisterung durch mein ganzes Wesen nach allen Seiten verbreiten. Und was man durch diese innere Geselligkeit auch äußerlich mittheilen lernt, das wird durch jede noch so allgemeine Mittheilung uns selbst noch tiefer eigen. Zum Danke dafür, werde ich, wenn Du nichts dagegen hast, auch diesen Brief gleich drucken lassen, und dann mit ganzer Liebe ausführen, was ich Dir entworfen habe. Lächle nicht über die vielen Projekte. Ein Projekt, was lebendig und ganz aus unserm Jnnersten entspringt, ist auch heilig und eine Art von Gott. Alle Thätigkeit, die nicht von den Göttern ausgeht, ist des Menschen unwürdig. Es ist also gut, sich in Vorrath zu setzen. Gattung zu leisten, was ich mir denke, muͤßte man vor allen Dingen ein Mensch seyn; dann freylich auch ein Philosoph. Jch habe mich selbst uͤberrascht, und werde nun gewahr, daß Du es eigentlich bist, die mich in die Philosophie einweiht. Jch wollte nur Dir die Philosophie mittheilen, der ernstliche Wunsch belohnte sich selbst, und die Freundschaft lehrte mich den Weg finden, sie mit dem Leben und der Menschheit zu verbinden. Jch habe sie dadurch gewissermaßen mir selbst mitgetheilt, sie wird nun nicht mehr isolirt in meinem Geiste seyn, sondern ihre Begeisterung durch mein ganzes Wesen nach allen Seiten verbreiten. Und was man durch diese innere Geselligkeit auch aͤußerlich mittheilen lernt, das wird durch jede noch so allgemeine Mittheilung uns selbst noch tiefer eigen. Zum Danke dafuͤr, werde ich, wenn Du nichts dagegen hast, auch diesen Brief gleich drucken lassen, und dann mit ganzer Liebe ausfuͤhren, was ich Dir entworfen habe. Laͤchle nicht uͤber die vielen Projekte. Ein Projekt, was lebendig und ganz aus unserm Jnnersten entspringt, ist auch heilig und eine Art von Gott. Alle Thaͤtigkeit, die nicht von den Goͤttern ausgeht, ist des Menschen unwuͤrdig. Es ist also gut, sich in Vorrath zu setzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0046" n="38"/> Gattung zu leisten, was ich mir denke, muͤßte man vor allen Dingen ein Mensch seyn; dann freylich auch ein Philosoph.</p><lb/> <p>Jch habe mich selbst uͤberrascht, und werde nun gewahr, daß <hi rendition="#g">Du</hi> es eigentlich bist, die <hi rendition="#g">mich</hi> in die Philosophie einweiht. Jch wollte nur Dir die Philosophie mittheilen, der ernstliche Wunsch belohnte sich selbst, und die Freundschaft lehrte mich den Weg finden, sie mit dem Leben und der Menschheit zu verbinden. Jch habe sie dadurch gewissermaßen mir selbst mitgetheilt, sie wird nun nicht mehr isolirt in meinem Geiste seyn, sondern ihre Begeisterung durch mein ganzes Wesen nach allen Seiten verbreiten. Und was man durch diese innere Geselligkeit auch aͤußerlich mittheilen lernt, das wird durch jede noch so allgemeine Mittheilung uns selbst noch tiefer eigen.</p><lb/> <p>Zum Danke dafuͤr, werde ich, wenn Du nichts dagegen hast, auch diesen Brief gleich drucken lassen, und dann mit ganzer Liebe ausfuͤhren, was ich Dir entworfen habe. Laͤchle nicht uͤber die vielen Projekte. Ein Projekt, was lebendig und ganz aus unserm Jnnersten entspringt, ist auch heilig und eine Art von Gott. Alle Thaͤtigkeit, die nicht von den Goͤttern ausgeht, ist des Menschen unwuͤrdig. Es ist also gut, sich in Vorrath zu setzen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0046]
Gattung zu leisten, was ich mir denke, muͤßte man vor allen Dingen ein Mensch seyn; dann freylich auch ein Philosoph.
Jch habe mich selbst uͤberrascht, und werde nun gewahr, daß Du es eigentlich bist, die mich in die Philosophie einweiht. Jch wollte nur Dir die Philosophie mittheilen, der ernstliche Wunsch belohnte sich selbst, und die Freundschaft lehrte mich den Weg finden, sie mit dem Leben und der Menschheit zu verbinden. Jch habe sie dadurch gewissermaßen mir selbst mitgetheilt, sie wird nun nicht mehr isolirt in meinem Geiste seyn, sondern ihre Begeisterung durch mein ganzes Wesen nach allen Seiten verbreiten. Und was man durch diese innere Geselligkeit auch aͤußerlich mittheilen lernt, das wird durch jede noch so allgemeine Mittheilung uns selbst noch tiefer eigen.
Zum Danke dafuͤr, werde ich, wenn Du nichts dagegen hast, auch diesen Brief gleich drucken lassen, und dann mit ganzer Liebe ausfuͤhren, was ich Dir entworfen habe. Laͤchle nicht uͤber die vielen Projekte. Ein Projekt, was lebendig und ganz aus unserm Jnnersten entspringt, ist auch heilig und eine Art von Gott. Alle Thaͤtigkeit, die nicht von den Goͤttern ausgeht, ist des Menschen unwuͤrdig. Es ist also gut, sich in Vorrath zu setzen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |