Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Erschaffung der Welt geschriebnen Heldengedichte in vierzehn Tagen durchgelesen. Seine berühmte Fehde mit dem Magister Reinhard wegen einer Briefverfälschung hofft er in zehn Gesängen abzuthun; die Vergleichung von vierzehn Sprachen zum Behuf einer Preisaufgabe der Berliner Akademie ebenfalls. Die Erfindung der gestirnten Oden, nämlich solcher, die häufig durch drey Sternchen in Absätze gesondert werden, weil sie in einem Striche fort zu langweilig seyn würden, (Berl. Archiv 99. St. I.) soll einstweilen den Beschluß machen. Preis-Aufgaben.
Der Buchhändler Nicolai der ältere hat kürzlich in einem krankhaften Zustande allerley fremde Geister gesehn, und wünscht sehnlich nun auch den seinigen zu erblicken. Demjenigen Gelehrten, welcher ihm die Mittel angeben kann, dieses schwierige Unternehmen auszuführen, wird eine verhältnißmäßige Belohnung versprochen. Derjenige, welcher beweisen kann, daß er, ohne irgend eine Nebenabsicht bloß um das Fortkommen der Aesthetik zu befördern, die Urania des Herrn von Ramdohr zu Ende gelesen habe, soll zur Prämie die aesthetischen Versuche des Herrn von Humbold erhalten. Wer die Lectüre nicht vollendet, aber doch bis über die Hälfte gekommen ist, erhält zwanzig noch ungedruckte Gedichte von Matthison. Medicinische Anzeige.
Das Philosophiren ist eine bekanntlich zwar nur seltene, aber in allen Gestalten, welche sie annimmt, höchst bedenkliche und gefährliche Krankheit hoffnungsvoller Jünglinge. Ein wunderbares, ununterbrochen heftiges Delirium, eine auszehrende und besonders die Sprachwerkzeuge völlig austrocknende Wasserscheu, und eine gewöhnlich unheilbare Unfähigkeit, verständliche Werke Erschaffung der Welt geschriebnen Heldengedichte in vierzehn Tagen durchgelesen. Seine beruͤhmte Fehde mit dem Magister Reinhard wegen einer Briefverfaͤlschung hofft er in zehn Gesaͤngen abzuthun; die Vergleichung von vierzehn Sprachen zum Behuf einer Preisaufgabe der Berliner Akademie ebenfalls. Die Erfindung der gestirnten Oden, naͤmlich solcher, die haͤufig durch drey Sternchen in Absaͤtze gesondert werden, weil sie in einem Striche fort zu langweilig seyn wuͤrden, (Berl. Archiv 99. St. I.) soll einstweilen den Beschluß machen. Preis-Aufgaben.
Der Buchhaͤndler Nicolai der aͤltere hat kuͤrzlich in einem krankhaften Zustande allerley fremde Geister gesehn, und wuͤnscht sehnlich nun auch den seinigen zu erblicken. Demjenigen Gelehrten, welcher ihm die Mittel angeben kann, dieses schwierige Unternehmen auszufuͤhren, wird eine verhaͤltnißmaͤßige Belohnung versprochen. Derjenige, welcher beweisen kann, daß er, ohne irgend eine Nebenabsicht bloß um das Fortkommen der Aesthetik zu befoͤrdern, die Urania des Herrn von Ramdohr zu Ende gelesen habe, soll zur Praͤmie die aesthetischen Versuche des Herrn von Humbold erhalten. Wer die Lectuͤre nicht vollendet, aber doch bis uͤber die Haͤlfte gekommen ist, erhaͤlt zwanzig noch ungedruckte Gedichte von Matthison. Medicinische Anzeige.
Das Philosophiren ist eine bekanntlich zwar nur seltene, aber in allen Gestalten, welche sie annimmt, hoͤchst bedenkliche und gefaͤhrliche Krankheit hoffnungsvoller Juͤnglinge. Ein wunderbares, ununterbrochen heftiges Delirium, eine auszehrende und besonders die Sprachwerkzeuge voͤllig austrocknende Wasserscheu, und eine gewoͤhnlich unheilbare Unfaͤhigkeit, verstaͤndliche Werke <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0343" n="333"/> Erschaffung der Welt geschriebnen Heldengedichte in vierzehn Tagen durchgelesen. Seine beruͤhmte Fehde mit dem Magister Reinhard wegen einer Briefverfaͤlschung hofft er in zehn Gesaͤngen abzuthun; die Vergleichung von vierzehn Sprachen zum Behuf einer Preisaufgabe der Berliner Akademie ebenfalls. Die Erfindung der <hi rendition="#g">gestirnten Oden</hi>, naͤmlich solcher, die haͤufig durch drey Sternchen in Absaͤtze gesondert werden, weil sie in einem Striche fort zu langweilig seyn wuͤrden, (Berl. Archiv 99. St. <hi rendition="#aq">I.</hi>) soll einstweilen den Beschluß machen.</p><lb/> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Preis-Aufgaben</hi>.</head> <p>Der Buchhaͤndler Nicolai der aͤltere hat kuͤrzlich in einem krankhaften Zustande allerley fremde Geister gesehn, und wuͤnscht sehnlich nun auch den seinigen zu erblicken. Demjenigen Gelehrten, welcher ihm die Mittel angeben kann, dieses schwierige Unternehmen auszufuͤhren, wird eine verhaͤltnißmaͤßige Belohnung versprochen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Derjenige, welcher beweisen kann, daß er, ohne irgend eine Nebenabsicht bloß um das Fortkommen der Aesthetik zu befoͤrdern, die <hi rendition="#g">Urania des Herrn von Ramdohr</hi> zu Ende gelesen habe, soll zur Praͤmie die <hi rendition="#g">aesthetischen Versuche des Herrn von Humbold</hi> erhalten. Wer die Lectuͤre nicht vollendet, aber doch bis uͤber die Haͤlfte gekommen ist, erhaͤlt <hi rendition="#g">zwanzig</hi> noch ungedruckte <hi rendition="#g">Gedichte von Matthison</hi>.</p><lb/> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head>Medicinische Anzeige.</head> <p>Das Philosophiren ist eine bekanntlich zwar nur seltene, aber in allen Gestalten, welche sie annimmt, hoͤchst bedenkliche und gefaͤhrliche Krankheit hoffnungsvoller Juͤnglinge. Ein wunderbares, ununterbrochen heftiges Delirium, eine auszehrende und besonders die Sprachwerkzeuge voͤllig austrocknende Wasserscheu, und eine gewoͤhnlich unheilbare Unfaͤhigkeit, verstaͤndliche Werke </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0343]
Erschaffung der Welt geschriebnen Heldengedichte in vierzehn Tagen durchgelesen. Seine beruͤhmte Fehde mit dem Magister Reinhard wegen einer Briefverfaͤlschung hofft er in zehn Gesaͤngen abzuthun; die Vergleichung von vierzehn Sprachen zum Behuf einer Preisaufgabe der Berliner Akademie ebenfalls. Die Erfindung der gestirnten Oden, naͤmlich solcher, die haͤufig durch drey Sternchen in Absaͤtze gesondert werden, weil sie in einem Striche fort zu langweilig seyn wuͤrden, (Berl. Archiv 99. St. I.) soll einstweilen den Beschluß machen.
Preis-Aufgaben. Der Buchhaͤndler Nicolai der aͤltere hat kuͤrzlich in einem krankhaften Zustande allerley fremde Geister gesehn, und wuͤnscht sehnlich nun auch den seinigen zu erblicken. Demjenigen Gelehrten, welcher ihm die Mittel angeben kann, dieses schwierige Unternehmen auszufuͤhren, wird eine verhaͤltnißmaͤßige Belohnung versprochen.
Derjenige, welcher beweisen kann, daß er, ohne irgend eine Nebenabsicht bloß um das Fortkommen der Aesthetik zu befoͤrdern, die Urania des Herrn von Ramdohr zu Ende gelesen habe, soll zur Praͤmie die aesthetischen Versuche des Herrn von Humbold erhalten. Wer die Lectuͤre nicht vollendet, aber doch bis uͤber die Haͤlfte gekommen ist, erhaͤlt zwanzig noch ungedruckte Gedichte von Matthison.
Medicinische Anzeige. Das Philosophiren ist eine bekanntlich zwar nur seltene, aber in allen Gestalten, welche sie annimmt, hoͤchst bedenkliche und gefaͤhrliche Krankheit hoffnungsvoller Juͤnglinge. Ein wunderbares, ununterbrochen heftiges Delirium, eine auszehrende und besonders die Sprachwerkzeuge voͤllig austrocknende Wasserscheu, und eine gewoͤhnlich unheilbare Unfaͤhigkeit, verstaͤndliche Werke
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