Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.unsrer Litteratur noch nicht vorüber seyn soll; andre ihrem gerechten Unwillen und ihrer Mislaune über die Fortschritte der Kunst und Wissenschaft Luft machen. Barmherzige Gemüther werden die Jnhumanität einer Kritik schmähen, die den Pelz wäscht und ihn wirklich naß macht. Die unerhörte Frechheit Einiger, ein eignes Urtheil zu haben, wird mit schwindelndem Erstaunen berichtet, Witz und Spott aber, als die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist, überall in die tiefste Hölle verdammt werden. Der Herausgeber selbst wird in einem Heft um das andre über eine Xenie wehklagen und schelten, die vor einer Anzahl Jahre auf ihn gemacht ward. Man wird Nachricht von dem Tode solcher Weltweisen ertheilen, die an einer einzigen wider sie gerichteten Zeile vor Gram gestorben sind. Da das Schrift-stellen wie billig in seiner weitesten Bedeutung genommen wird, so können auch Schulknaben ihre ungerecht beurtheilten Exercitia hier abdrucken lassen, um die Welt zwischen sich und ihren Präzeptoren zum Richter zu machen. Man schmeichelt uns, es werde vom Athenaeum auf eine oder die andre Art in diesen Annalen die Rede seyn. Wieland wird Supplemente zu den Supplementen seiner sämmtlichen Werke herausgeben, unter dem Titel: Werke, die ich sogar für die Supplemente zu schlecht halte, und völlig verwerfe. Diese Bände werden aber unbedruckte Blätter enthalten, welches sich besonders bey dem geglätteten Velin schön ausnehmen wird. Nachdem Hr. Hofrath Hirt durch seinen Versuch über das Kunstschöne (Horen 97. St. VII.) die Welt aus der Verworrenheit der bisherigen Theorien gerettet, indem man nun klar einsieht, wie schön von scheinen herkömmt, und daß "alle unsre angenehmen Empfindungen entweder das Wahre, das Gute oder das Schöne zum Grunde haben:" (wenn man bei einer unsrer Litteratur noch nicht voruͤber seyn soll; andre ihrem gerechten Unwillen und ihrer Mislaune uͤber die Fortschritte der Kunst und Wissenschaft Luft machen. Barmherzige Gemuͤther werden die Jnhumanitaͤt einer Kritik schmaͤhen, die den Pelz waͤscht und ihn wirklich naß macht. Die unerhoͤrte Frechheit Einiger, ein eignes Urtheil zu haben, wird mit schwindelndem Erstaunen berichtet, Witz und Spott aber, als die eigentliche Suͤnde wider den heiligen Geist, uͤberall in die tiefste Hoͤlle verdammt werden. Der Herausgeber selbst wird in einem Heft um das andre uͤber eine Xenie wehklagen und schelten, die vor einer Anzahl Jahre auf ihn gemacht ward. Man wird Nachricht von dem Tode solcher Weltweisen ertheilen, die an einer einzigen wider sie gerichteten Zeile vor Gram gestorben sind. Da das Schrift-stellen wie billig in seiner weitesten Bedeutung genommen wird, so koͤnnen auch Schulknaben ihre ungerecht beurtheilten Exercitia hier abdrucken lassen, um die Welt zwischen sich und ihren Praͤzeptoren zum Richter zu machen. Man schmeichelt uns, es werde vom Athenaeum auf eine oder die andre Art in diesen Annalen die Rede seyn. Wieland wird Supplemente zu den Supplementen seiner saͤmmtlichen Werke herausgeben, unter dem Titel: Werke, die ich sogar fuͤr die Supplemente zu schlecht halte, und voͤllig verwerfe. Diese Baͤnde werden aber unbedruckte Blaͤtter enthalten, welches sich besonders bey dem geglaͤtteten Velin schoͤn ausnehmen wird. Nachdem Hr. Hofrath Hirt durch seinen Versuch uͤber das Kunstschoͤne (Horen 97. St. VII.) die Welt aus der Verworrenheit der bisherigen Theorien gerettet, indem man nun klar einsieht, wie schoͤn von scheinen herkoͤmmt, und daß “alle unsre angenehmen Empfindungen entweder das Wahre, das Gute oder das Schoͤne zum Grunde haben:” (wenn man bei einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0341" n="331"/> unsrer Litteratur noch nicht voruͤber seyn soll; andre ihrem gerechten Unwillen und ihrer Mislaune uͤber die Fortschritte der Kunst und Wissenschaft Luft machen. Barmherzige Gemuͤther werden die Jnhumanitaͤt einer Kritik schmaͤhen, die den Pelz waͤscht und ihn wirklich naß macht. Die unerhoͤrte Frechheit Einiger, ein eignes Urtheil zu haben, wird mit schwindelndem Erstaunen berichtet, Witz und Spott aber, als die eigentliche Suͤnde wider den heiligen Geist, uͤberall in die tiefste Hoͤlle verdammt werden. Der Herausgeber selbst wird in einem Heft um das andre uͤber eine Xenie wehklagen und schelten, die vor einer Anzahl Jahre auf ihn gemacht ward. Man wird Nachricht von dem Tode solcher Weltweisen ertheilen, die an einer einzigen wider sie gerichteten Zeile vor Gram gestorben sind. Da das Schrift-stellen wie billig in seiner weitesten Bedeutung genommen wird, so koͤnnen auch Schulknaben ihre ungerecht beurtheilten Exercitia hier abdrucken lassen, um die Welt zwischen sich und ihren Praͤzeptoren zum Richter zu machen. Man schmeichelt uns, es werde vom Athenaeum auf eine oder die andre Art in diesen Annalen die Rede seyn.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#g">Wieland</hi> wird Supplemente zu den Supplementen seiner saͤmmtlichen Werke herausgeben, unter dem Titel: Werke, die ich sogar fuͤr die Supplemente zu schlecht halte, und voͤllig verwerfe. Diese Baͤnde werden aber unbedruckte Blaͤtter enthalten, welches sich besonders bey dem geglaͤtteten Velin schoͤn ausnehmen wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Nachdem Hr. Hofrath <hi rendition="#g">Hirt</hi> durch seinen Versuch uͤber das Kunstschoͤne (<hi rendition="#g">Horen</hi> 97. St. <hi rendition="#aq">VII.</hi>) die Welt aus der Verworrenheit der bisherigen Theorien gerettet, indem man nun klar einsieht, wie <hi rendition="#g">schoͤn</hi> von <hi rendition="#g">scheinen</hi> herkoͤmmt, und daß “alle unsre angenehmen Empfindungen entweder das Wahre, das Gute oder das Schoͤne zum Grunde haben:” (wenn man bei einer </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0341]
unsrer Litteratur noch nicht voruͤber seyn soll; andre ihrem gerechten Unwillen und ihrer Mislaune uͤber die Fortschritte der Kunst und Wissenschaft Luft machen. Barmherzige Gemuͤther werden die Jnhumanitaͤt einer Kritik schmaͤhen, die den Pelz waͤscht und ihn wirklich naß macht. Die unerhoͤrte Frechheit Einiger, ein eignes Urtheil zu haben, wird mit schwindelndem Erstaunen berichtet, Witz und Spott aber, als die eigentliche Suͤnde wider den heiligen Geist, uͤberall in die tiefste Hoͤlle verdammt werden. Der Herausgeber selbst wird in einem Heft um das andre uͤber eine Xenie wehklagen und schelten, die vor einer Anzahl Jahre auf ihn gemacht ward. Man wird Nachricht von dem Tode solcher Weltweisen ertheilen, die an einer einzigen wider sie gerichteten Zeile vor Gram gestorben sind. Da das Schrift-stellen wie billig in seiner weitesten Bedeutung genommen wird, so koͤnnen auch Schulknaben ihre ungerecht beurtheilten Exercitia hier abdrucken lassen, um die Welt zwischen sich und ihren Praͤzeptoren zum Richter zu machen. Man schmeichelt uns, es werde vom Athenaeum auf eine oder die andre Art in diesen Annalen die Rede seyn.
Wieland wird Supplemente zu den Supplementen seiner saͤmmtlichen Werke herausgeben, unter dem Titel: Werke, die ich sogar fuͤr die Supplemente zu schlecht halte, und voͤllig verwerfe. Diese Baͤnde werden aber unbedruckte Blaͤtter enthalten, welches sich besonders bey dem geglaͤtteten Velin schoͤn ausnehmen wird.
Nachdem Hr. Hofrath Hirt durch seinen Versuch uͤber das Kunstschoͤne (Horen 97. St. VII.) die Welt aus der Verworrenheit der bisherigen Theorien gerettet, indem man nun klar einsieht, wie schoͤn von scheinen herkoͤmmt, und daß “alle unsre angenehmen Empfindungen entweder das Wahre, das Gute oder das Schoͤne zum Grunde haben:” (wenn man bei einer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |