Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.und Zierde. Selbst die Heftigkeit, die ihr Freund nicht wegläugnen will, würde gemildert worden seyn, wenn sie glücklicher gewesen, es früher geworden und länger geblieben wäre. Sie wurde stiller und heitrer im Arm der Liebe. Aber auch im Zustande der gewaltsamsten Spannung, auf einer Reise durch Norwegen, die sie in Geschäften ihres schon aufgegebnen Geliebten unternahm, erscheint sie eben so liebenswürdig als wunderbar: allein unter den Szenen einer wilden Natur, mit ihrem entschloßnen Muthe und festen Blicke bey einem höchst verwundbaren und so verwundeten Herzen. Schade, daß ihr Ausdruck tiefer Empfindungen durch das Medium der geordneten Flachheit in den Begriffen Englischer Popularphilosophen gehen mußte, zum Beweise, daß sich das Gemüth leichter als der Geist von nazionaler Eingeschränktheit losreißt. Wenn eine leere und planlose Zeitschrift durch Einen vortrefflichen Beytrag bedeutend werden könnte, so müßte dies dem Deutschen Magazin widerfahren seyn, da es ihm vergönnt wurde (im 15ten, 16ten und 17ten B.) die Fragmente aus den Briefen eines jungen Gelehrten an seinen Freund, der Welt mitzutheilen: Johannes Müllers Briefe an Bonstetten, während der Jahre 1775 -- 1778 in der Schweiz geschrieben, in denen er dem angebeteten Freunde seine ganze Seele hingiebt, ihn zum Vertrauten und Zierde. Selbst die Heftigkeit, die ihr Freund nicht weglaͤugnen will, wuͤrde gemildert worden seyn, wenn sie gluͤcklicher gewesen, es fruͤher geworden und laͤnger geblieben waͤre. Sie wurde stiller und heitrer im Arm der Liebe. Aber auch im Zustande der gewaltsamsten Spannung, auf einer Reise durch Norwegen, die sie in Geschaͤften ihres schon aufgegebnen Geliebten unternahm, erscheint sie eben so liebenswuͤrdig als wunderbar: allein unter den Szenen einer wilden Natur, mit ihrem entschloßnen Muthe und festen Blicke bey einem hoͤchst verwundbaren und so verwundeten Herzen. Schade, daß ihr Ausdruck tiefer Empfindungen durch das Medium der geordneten Flachheit in den Begriffen Englischer Popularphilosophen gehen mußte, zum Beweise, daß sich das Gemuͤth leichter als der Geist von nazionaler Eingeschraͤnktheit losreißt. Wenn eine leere und planlose Zeitschrift durch Einen vortrefflichen Beytrag bedeutend werden koͤnnte, so muͤßte dies dem Deutschen Magazin widerfahren seyn, da es ihm vergoͤnnt wurde (im 15ten, 16ten und 17ten B.) die Fragmente aus den Briefen eines jungen Gelehrten an seinen Freund, der Welt mitzutheilen: Johannes Muͤllers Briefe an Bonstetten, waͤhrend der Jahre 1775 — 1778 in der Schweiz geschrieben, in denen er dem angebeteten Freunde seine ganze Seele hingiebt, ihn zum Vertrauten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0323" n="313"/> und Zierde. Selbst die Heftigkeit, die ihr Freund nicht weglaͤugnen will, wuͤrde gemildert worden seyn, wenn sie gluͤcklicher gewesen, es fruͤher geworden und laͤnger geblieben waͤre. Sie wurde stiller und heitrer im Arm der Liebe. Aber auch im Zustande der gewaltsamsten Spannung, auf einer Reise durch Norwegen, die sie in Geschaͤften ihres schon aufgegebnen Geliebten unternahm, erscheint sie eben so liebenswuͤrdig als wunderbar: allein unter den Szenen einer wilden Natur, mit ihrem entschloßnen Muthe und festen Blicke bey einem hoͤchst verwundbaren und so verwundeten Herzen. Schade, daß ihr Ausdruck tiefer Empfindungen durch das Medium der geordneten Flachheit in den Begriffen Englischer Popularphilosophen gehen mußte, zum Beweise, daß sich das Gemuͤth leichter als der Geist von nazionaler Eingeschraͤnktheit losreißt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Wenn eine leere und planlose Zeitschrift durch Einen vortrefflichen Beytrag bedeutend werden koͤnnte, so muͤßte dies dem Deutschen Magazin widerfahren seyn, da es ihm vergoͤnnt wurde (im 15ten, 16ten und 17ten B.) die <hi rendition="#g">Fragmente aus den Briefen eines jungen Gelehrten an seinen Freund</hi>, der Welt mitzutheilen: <hi rendition="#g">Johannes Muͤllers</hi> Briefe an Bonstetten, waͤhrend der Jahre 1775 — 1778 in der Schweiz geschrieben, in denen er dem angebeteten Freunde seine ganze Seele hingiebt, ihn zum Vertrauten </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [313/0323]
und Zierde. Selbst die Heftigkeit, die ihr Freund nicht weglaͤugnen will, wuͤrde gemildert worden seyn, wenn sie gluͤcklicher gewesen, es fruͤher geworden und laͤnger geblieben waͤre. Sie wurde stiller und heitrer im Arm der Liebe. Aber auch im Zustande der gewaltsamsten Spannung, auf einer Reise durch Norwegen, die sie in Geschaͤften ihres schon aufgegebnen Geliebten unternahm, erscheint sie eben so liebenswuͤrdig als wunderbar: allein unter den Szenen einer wilden Natur, mit ihrem entschloßnen Muthe und festen Blicke bey einem hoͤchst verwundbaren und so verwundeten Herzen. Schade, daß ihr Ausdruck tiefer Empfindungen durch das Medium der geordneten Flachheit in den Begriffen Englischer Popularphilosophen gehen mußte, zum Beweise, daß sich das Gemuͤth leichter als der Geist von nazionaler Eingeschraͤnktheit losreißt.
Wenn eine leere und planlose Zeitschrift durch Einen vortrefflichen Beytrag bedeutend werden koͤnnte, so muͤßte dies dem Deutschen Magazin widerfahren seyn, da es ihm vergoͤnnt wurde (im 15ten, 16ten und 17ten B.) die Fragmente aus den Briefen eines jungen Gelehrten an seinen Freund, der Welt mitzutheilen: Johannes Muͤllers Briefe an Bonstetten, waͤhrend der Jahre 1775 — 1778 in der Schweiz geschrieben, in denen er dem angebeteten Freunde seine ganze Seele hingiebt, ihn zum Vertrauten
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