Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.angeregt ist. Und weißt Du andre Pole der Religion als die Religion selbst und das Universum?" Anthropologie v. Jmmanuel Kant. Königsb. 98. Ein Auszug aus diesem Buche, der aufs Einzelne ginge, könnte fast nichts anders seyn, als eine Sammlung von Trivialitäten; sollte er aber eine Skizze des Plans und der Composition enthalten, so müßte er unter einer ängstlich am Buchstaben klebenden Feder nothwendig als eine deutliche Zeichnung der sonderbarsten Verwirrung erscheinen. Dieser Umstand erklärt zur Genüge das bisherige, soviel ich weiß, allgemeine Stillschweigen gelehrter Blätter: denn Auszüge in einem zierlichen Rahmen nicht allzuabgenutzter Floskeln eingefaßt, sind doch seit langem der gangbare und einzige Behelf verlegener Recensenten, und um Recensenten verlegener Redaktoren. Sollten indessen auch Einige den guten Willen gehabt haben, etwas nicht nur aus dem Buche, sondern auch über dasselbe sagen zu wollen, so haben diese für ihr Schweigen eine andere ebenfalls sehr gegründete Entschuldigung. Sonderbar ist es, daß die meisten Leser und Kritiker, wie wenig sie auch übrigens von Gründlichkeit wissen mögen, dennoch eine gewisse pedantische Verehrung für den Titel eines Buches haben, besonders wenn er auf einen wissenschaftlichen Jnhalt deutet, und aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist allerdings auch über das Buch nicht viel zu sagen. Wer es als eine Anthropologie angeregt ist. Und weißt Du andre Pole der Religion als die Religion selbst und das Universum?” Anthropologie v. Jmmanuel Kant. Koͤnigsb. 98. Ein Auszug aus diesem Buche, der aufs Einzelne ginge, koͤnnte fast nichts anders seyn, als eine Sammlung von Trivialitaͤten; sollte er aber eine Skizze des Plans und der Composition enthalten, so muͤßte er unter einer aͤngstlich am Buchstaben klebenden Feder nothwendig als eine deutliche Zeichnung der sonderbarsten Verwirrung erscheinen. Dieser Umstand erklaͤrt zur Genuͤge das bisherige, soviel ich weiß, allgemeine Stillschweigen gelehrter Blaͤtter: denn Auszuͤge in einem zierlichen Rahmen nicht allzuabgenutzter Floskeln eingefaßt, sind doch seit langem der gangbare und einzige Behelf verlegener Recensenten, und um Recensenten verlegener Redaktoren. Sollten indessen auch Einige den guten Willen gehabt haben, etwas nicht nur aus dem Buche, sondern auch uͤber dasselbe sagen zu wollen, so haben diese fuͤr ihr Schweigen eine andere ebenfalls sehr gegruͤndete Entschuldigung. Sonderbar ist es, daß die meisten Leser und Kritiker, wie wenig sie auch uͤbrigens von Gruͤndlichkeit wissen moͤgen, dennoch eine gewisse pedantische Verehrung fuͤr den Titel eines Buches haben, besonders wenn er auf einen wissenschaftlichen Jnhalt deutet, und aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist allerdings auch uͤber das Buch nicht viel zu sagen. Wer es als eine Anthropologie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0310" n="300"/> angeregt ist. Und weißt Du andre Pole der Religion als die Religion selbst und das Universum?”</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p> <hi rendition="#c">Anthropologie v. Jmmanuel Kant. Koͤnigsb. 98.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Ein Auszug aus diesem Buche, der aufs Einzelne ginge, koͤnnte fast nichts anders seyn, als eine Sammlung von Trivialitaͤten; sollte er aber eine Skizze des Plans und der Composition enthalten, so muͤßte er unter einer aͤngstlich am Buchstaben klebenden Feder nothwendig als eine deutliche Zeichnung der sonderbarsten Verwirrung erscheinen. Dieser Umstand erklaͤrt zur Genuͤge das bisherige, soviel ich weiß, allgemeine Stillschweigen gelehrter Blaͤtter: denn Auszuͤge in einem zierlichen Rahmen nicht allzuabgenutzter Floskeln eingefaßt, sind doch seit langem der gangbare und einzige Behelf verlegener Recensenten, und um Recensenten verlegener Redaktoren.</p><lb/> <p>Sollten indessen auch Einige den guten Willen gehabt haben, etwas nicht nur aus dem Buche, sondern auch uͤber dasselbe sagen zu wollen, so haben diese fuͤr ihr Schweigen eine andere ebenfalls sehr gegruͤndete Entschuldigung. Sonderbar ist es, daß die meisten Leser und Kritiker, wie wenig sie auch uͤbrigens von Gruͤndlichkeit wissen moͤgen, dennoch eine gewisse pedantische Verehrung fuͤr den Titel eines Buches haben, besonders wenn er auf einen wissenschaftlichen Jnhalt deutet, und aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist allerdings auch uͤber das Buch nicht viel zu sagen. Wer es als eine Anthropologie </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [300/0310]
angeregt ist. Und weißt Du andre Pole der Religion als die Religion selbst und das Universum?”
Anthropologie v. Jmmanuel Kant. Koͤnigsb. 98.
Ein Auszug aus diesem Buche, der aufs Einzelne ginge, koͤnnte fast nichts anders seyn, als eine Sammlung von Trivialitaͤten; sollte er aber eine Skizze des Plans und der Composition enthalten, so muͤßte er unter einer aͤngstlich am Buchstaben klebenden Feder nothwendig als eine deutliche Zeichnung der sonderbarsten Verwirrung erscheinen. Dieser Umstand erklaͤrt zur Genuͤge das bisherige, soviel ich weiß, allgemeine Stillschweigen gelehrter Blaͤtter: denn Auszuͤge in einem zierlichen Rahmen nicht allzuabgenutzter Floskeln eingefaßt, sind doch seit langem der gangbare und einzige Behelf verlegener Recensenten, und um Recensenten verlegener Redaktoren.
Sollten indessen auch Einige den guten Willen gehabt haben, etwas nicht nur aus dem Buche, sondern auch uͤber dasselbe sagen zu wollen, so haben diese fuͤr ihr Schweigen eine andere ebenfalls sehr gegruͤndete Entschuldigung. Sonderbar ist es, daß die meisten Leser und Kritiker, wie wenig sie auch uͤbrigens von Gruͤndlichkeit wissen moͤgen, dennoch eine gewisse pedantische Verehrung fuͤr den Titel eines Buches haben, besonders wenn er auf einen wissenschaftlichen Jnhalt deutet, und aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist allerdings auch uͤber das Buch nicht viel zu sagen. Wer es als eine Anthropologie
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/310>, abgerufen am 16.02.2025. |