Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.3.
Bey der nicht besser seiner Keuschheit GrößeXenokrates bewiesen hätt' als er. Er sucht in Eil, wie er die Rüstung löse, Schon abgeworfen hat er Schild und Speer: Als sie, die Augen schamhaft auf die Blöße Des holden Leibes senkend, ungefähr Den kostbarn Ring am Finger sich erblickte, Den in Albracca ihr Brunell entrückte. 4.
Dies ist der Ring, womit sie auf sich machteNach Frankreich, als sie dort zuerst erschien Mit ihrem Bruder, der die Lanze brachte, Die dann Astolf geführt, der Paladin; Womit sie alle Zaubereyn verlachte Des Malegys, am Steine des Merlin, Und Roland eines Tags und andre Leute Aus Dragontinens Sklaverey befreyte; 5.
Womit sie unsichtbar dem Thurm entsprungen,Jn den ein böser Alter sie gebannt. Doch warum zähl' ich auf, was ihm gelungen? Euch sind die Wunder ja wie mir bekannt. Brunell war selbst bis in ihr Schloß gedrungen Jhn ihr zu stehlen für den Agramant. Seit dem war stets das Glück ihr ungewogen, Bis es zuletzt sie um ihr Reich betrogen. 3.
Bey der nicht besser seiner Keuschheit GroͤßeXenokrates bewiesen haͤtt' als er. Er sucht in Eil, wie er die Ruͤstung loͤse, Schon abgeworfen hat er Schild und Speer: Als sie, die Augen schamhaft auf die Bloͤße Des holden Leibes senkend, ungefaͤhr Den kostbarn Ring am Finger sich erblickte, Den in Albracca ihr Brunell entruͤckte. 4.
Dies ist der Ring, womit sie auf sich machteNach Frankreich, als sie dort zuerst erschien Mit ihrem Bruder, der die Lanze brachte, Die dann Astolf gefuͤhrt, der Paladin; Womit sie alle Zaubereyn verlachte Des Malegys, am Steine des Merlin, Und Roland eines Tags und andre Leute Aus Dragontinens Sklaverey befreyte; 5.
Womit sie unsichtbar dem Thurm entsprungen,Jn den ein boͤser Alter sie gebannt. Doch warum zaͤhl' ich auf, was ihm gelungen? Euch sind die Wunder ja wie mir bekannt. Brunell war selbst bis in ihr Schloß gedrungen Jhn ihr zu stehlen fuͤr den Agramant. Seit dem war stets das Gluͤck ihr ungewogen, Bis es zuletzt sie um ihr Reich betrogen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0260" n="250"/> <lg n="3"> <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head> <l>Bey der nicht besser seiner Keuschheit Groͤße</l><lb/> <l>Xenokrates bewiesen haͤtt' als er.</l><lb/> <l>Er sucht in Eil, wie er die Ruͤstung loͤse,</l><lb/> <l>Schon abgeworfen hat er Schild und Speer:</l><lb/> <l>Als sie, die Augen schamhaft auf die Bloͤße</l><lb/> <l>Des holden Leibes senkend, ungefaͤhr</l><lb/> <l>Den kostbarn Ring am Finger sich erblickte,</l><lb/> <l>Den in Albracca ihr Brunell entruͤckte.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head> <l>Dies ist der Ring, womit sie auf sich machte</l><lb/> <l>Nach Frankreich, als sie dort zuerst erschien</l><lb/> <l>Mit ihrem Bruder, der die Lanze brachte,</l><lb/> <l>Die dann Astolf gefuͤhrt, der Paladin;</l><lb/> <l>Womit sie alle Zaubereyn verlachte</l><lb/> <l>Des Malegys, am Steine des Merlin,</l><lb/> <l>Und Roland eines Tags und andre Leute</l><lb/> <l>Aus Dragontinens Sklaverey befreyte;</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head> <l>Womit sie unsichtbar dem Thurm entsprungen,</l><lb/> <l>Jn den ein boͤser Alter sie gebannt.</l><lb/> <l>Doch warum zaͤhl' ich auf, was ihm gelungen?</l><lb/> <l>Euch sind die Wunder ja wie mir bekannt.</l><lb/> <l>Brunell war selbst bis in ihr Schloß gedrungen</l><lb/> <l>Jhn ihr zu stehlen fuͤr den Agramant.</l><lb/> <l>Seit dem war stets das Gluͤck ihr ungewogen,</l><lb/> <l>Bis es zuletzt sie um ihr Reich betrogen.</l> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0260]
3. Bey der nicht besser seiner Keuschheit Groͤße
Xenokrates bewiesen haͤtt' als er.
Er sucht in Eil, wie er die Ruͤstung loͤse,
Schon abgeworfen hat er Schild und Speer:
Als sie, die Augen schamhaft auf die Bloͤße
Des holden Leibes senkend, ungefaͤhr
Den kostbarn Ring am Finger sich erblickte,
Den in Albracca ihr Brunell entruͤckte.
4. Dies ist der Ring, womit sie auf sich machte
Nach Frankreich, als sie dort zuerst erschien
Mit ihrem Bruder, der die Lanze brachte,
Die dann Astolf gefuͤhrt, der Paladin;
Womit sie alle Zaubereyn verlachte
Des Malegys, am Steine des Merlin,
Und Roland eines Tags und andre Leute
Aus Dragontinens Sklaverey befreyte;
5. Womit sie unsichtbar dem Thurm entsprungen,
Jn den ein boͤser Alter sie gebannt.
Doch warum zaͤhl' ich auf, was ihm gelungen?
Euch sind die Wunder ja wie mir bekannt.
Brunell war selbst bis in ihr Schloß gedrungen
Jhn ihr zu stehlen fuͤr den Agramant.
Seit dem war stets das Gluͤck ihr ungewogen,
Bis es zuletzt sie um ihr Reich betrogen.
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/260>, abgerufen am 16.07.2024. |