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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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wird auf den Hals herabzufallen, geht es oft flammenartig so weit hinterwärts hinaus, als ich mich nicht erinnere, es an irgend einer alten Statue gesehen zu haben. -- Auch für mancherley Verzierungen und Nebenwerke waren die Vasen vortrefflich zu benutzen. Besonders sind die schönen Stickereyen an den Gewändern, womit sich die Skulptur natürlich nicht abgiebt, dort zu Hause. Allein Flaxman hat sich mit Recht gehütet, diese Dinge völlig mit der Ausführlichkeit zu behandeln, wie seine Vorbilder thun, denn es ist ein doppelter Umstand zu bemerken, der die Gattung derselben von der seinigen unterscheidet. Zuvörderst ist es der seltnere Fall, daß uns die Vasen Gegenstände darbieten, wobey es einzig auf Ausdruck und Handlung ankommt; meistens sind festliche Vorstellungen auf ihnen angebracht, die auf Gebräuche, Einweihungen, Siege in heiligen Spielen Bezug haben. Dabey sind folglich diese Dinge: Kränze, Geschmeide, gestickte Gewänder, Gefäße, Altäre u. s. w. etwas wesentliches, was nebst der häufigen Wahl der eben aufkeimenden Jugendblüthe in männlichen und weiblichen Gestalten, zu der üppigen Zartheit des Styls beyträgt, und Dorische Sitte zu charakterisiren scheint. Dann sind auch die Vasenabbildungen nicht bloße Umrisse, sondern wirklich Gemählde, obgleich meistens monochromatische, wo in die rothe Tinte, welche der äußerste Umriß ausfüllt, wieder stark mit schwarz hineingearbeitet werden darf, ohne daß ein Misverhältniß entstünde. Einen bedeutenden Unterschied macht es noch, daß auf den Vasen mehrentheils die starken Verkürzungen vermieden und die Gesichter

wird auf den Hals herabzufallen, geht es oft flammenartig so weit hinterwaͤrts hinaus, als ich mich nicht erinnere, es an irgend einer alten Statue gesehen zu haben. — Auch fuͤr mancherley Verzierungen und Nebenwerke waren die Vasen vortrefflich zu benutzen. Besonders sind die schoͤnen Stickereyen an den Gewaͤndern, womit sich die Skulptur natuͤrlich nicht abgiebt, dort zu Hause. Allein Flaxman hat sich mit Recht gehuͤtet, diese Dinge voͤllig mit der Ausfuͤhrlichkeit zu behandeln, wie seine Vorbilder thun, denn es ist ein doppelter Umstand zu bemerken, der die Gattung derselben von der seinigen unterscheidet. Zuvoͤrderst ist es der seltnere Fall, daß uns die Vasen Gegenstaͤnde darbieten, wobey es einzig auf Ausdruck und Handlung ankommt; meistens sind festliche Vorstellungen auf ihnen angebracht, die auf Gebraͤuche, Einweihungen, Siege in heiligen Spielen Bezug haben. Dabey sind folglich diese Dinge: Kraͤnze, Geschmeide, gestickte Gewaͤnder, Gefaͤße, Altaͤre u. s. w. etwas wesentliches, was nebst der haͤufigen Wahl der eben aufkeimenden Jugendbluͤthe in maͤnnlichen und weiblichen Gestalten, zu der uͤppigen Zartheit des Styls beytraͤgt, und Dorische Sitte zu charakterisiren scheint. Dann sind auch die Vasenabbildungen nicht bloße Umrisse, sondern wirklich Gemaͤhlde, obgleich meistens monochromatische, wo in die rothe Tinte, welche der aͤußerste Umriß ausfuͤllt, wieder stark mit schwarz hineingearbeitet werden darf, ohne daß ein Misverhaͤltniß entstuͤnde. Einen bedeutenden Unterschied macht es noch, daß auf den Vasen mehrentheils die starken Verkuͤrzungen vermieden und die Gesichter

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[234/0244] wird auf den Hals herabzufallen, geht es oft flammenartig so weit hinterwaͤrts hinaus, als ich mich nicht erinnere, es an irgend einer alten Statue gesehen zu haben. — Auch fuͤr mancherley Verzierungen und Nebenwerke waren die Vasen vortrefflich zu benutzen. Besonders sind die schoͤnen Stickereyen an den Gewaͤndern, womit sich die Skulptur natuͤrlich nicht abgiebt, dort zu Hause. Allein Flaxman hat sich mit Recht gehuͤtet, diese Dinge voͤllig mit der Ausfuͤhrlichkeit zu behandeln, wie seine Vorbilder thun, denn es ist ein doppelter Umstand zu bemerken, der die Gattung derselben von der seinigen unterscheidet. Zuvoͤrderst ist es der seltnere Fall, daß uns die Vasen Gegenstaͤnde darbieten, wobey es einzig auf Ausdruck und Handlung ankommt; meistens sind festliche Vorstellungen auf ihnen angebracht, die auf Gebraͤuche, Einweihungen, Siege in heiligen Spielen Bezug haben. Dabey sind folglich diese Dinge: Kraͤnze, Geschmeide, gestickte Gewaͤnder, Gefaͤße, Altaͤre u. s. w. etwas wesentliches, was nebst der haͤufigen Wahl der eben aufkeimenden Jugendbluͤthe in maͤnnlichen und weiblichen Gestalten, zu der uͤppigen Zartheit des Styls beytraͤgt, und Dorische Sitte zu charakterisiren scheint. Dann sind auch die Vasenabbildungen nicht bloße Umrisse, sondern wirklich Gemaͤhlde, obgleich meistens monochromatische, wo in die rothe Tinte, welche der aͤußerste Umriß ausfuͤllt, wieder stark mit schwarz hineingearbeitet werden darf, ohne daß ein Misverhaͤltniß entstuͤnde. Einen bedeutenden Unterschied macht es noch, daß auf den Vasen mehrentheils die starken Verkuͤrzungen vermieden und die Gesichter

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/244>, abgerufen am 21.11.2024.