Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.noch zu viel zuzugestehen, wenn er ihn mehr für einen Komödienschreiber mit dem Pinsel als für einen Mahler angesehen wissen will. Komöddien sollten lustig seyn. Jn Hogarth's Bildern ist alles häßlich und unpoetisch, oft die ekelhafteste Anatomie moralischer Verwesung. Keine leichte Jovialität, nichts von jener absoluten Willkühr, die den darstellenden Geist über die Unsittlichkeit und Niedrigkeit des Dargestellten in eine reinere Region erhebt, und die scherzende Frechheit der alten Komödie so erhaben macht. Man erklärt uns mühsam alle Absichten und Anspielungen, man weist uns mit Fingern darauf hin, damit wir es auch ja merken, was hier zu bewundern ist. Jch für mein Theil, wenn ich Witz besäße, und zwar solchen, der nicht erst durch einen Vorsatz herausgedrückt zu werden braucht, sondern eine überströmende Ader, die sich in gleichsam elektrischen Schlägen ihrer Fülle entledigt, so wollte ich ihn schon besser anwenden, als zu einem weitläuftigen Kommentar über die schwerfällige satirische Prosa des Engländischen Mahlers. Doch das Kommentiren haben die Deutschen nun einmal in der Art, selbst die witzigen. Hogarth wurde Vorbild und zum Theil Quelle für die unzähligen Karikaturenzeichner, die sich vor dem Fehler der moralischen Zwecke ziemlich zu hüten wissen. Da sie für die Volksbelustigung arbeiten, so bemühen sie sich bestens komisch zu seyn, und wenn das Behagen an eigner Laune dazu hinreichte, wären sie es auch gewiß. Leider sind aber ihre Ausgeburten großentheils plumpe Einfälle mit plumper Hand ausgeführt: man muß eben den Ergötzlichkeiten des Geistes nur zur Erleichterung noch zu viel zuzugestehen, wenn er ihn mehr fuͤr einen Komoͤdienschreiber mit dem Pinsel als fuͤr einen Mahler angesehen wissen will. Komoͤddien sollten lustig seyn. Jn Hogarth's Bildern ist alles haͤßlich und unpoetisch, oft die ekelhafteste Anatomie moralischer Verwesung. Keine leichte Jovialitaͤt, nichts von jener absoluten Willkuͤhr, die den darstellenden Geist uͤber die Unsittlichkeit und Niedrigkeit des Dargestellten in eine reinere Region erhebt, und die scherzende Frechheit der alten Komoͤdie so erhaben macht. Man erklaͤrt uns muͤhsam alle Absichten und Anspielungen, man weist uns mit Fingern darauf hin, damit wir es auch ja merken, was hier zu bewundern ist. Jch fuͤr mein Theil, wenn ich Witz besaͤße, und zwar solchen, der nicht erst durch einen Vorsatz herausgedruͤckt zu werden braucht, sondern eine uͤberstroͤmende Ader, die sich in gleichsam elektrischen Schlaͤgen ihrer Fuͤlle entledigt, so wollte ich ihn schon besser anwenden, als zu einem weitlaͤuftigen Kommentar uͤber die schwerfaͤllige satirische Prosa des Englaͤndischen Mahlers. Doch das Kommentiren haben die Deutschen nun einmal in der Art, selbst die witzigen. Hogarth wurde Vorbild und zum Theil Quelle fuͤr die unzaͤhligen Karikaturenzeichner, die sich vor dem Fehler der moralischen Zwecke ziemlich zu huͤten wissen. Da sie fuͤr die Volksbelustigung arbeiten, so bemuͤhen sie sich bestens komisch zu seyn, und wenn das Behagen an eigner Laune dazu hinreichte, waͤren sie es auch gewiß. 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Jch fuͤr mein Theil, wenn ich Witz besaͤße, und zwar solchen, der nicht erst durch einen Vorsatz herausgedruͤckt zu werden braucht, sondern eine uͤberstroͤmende Ader, die sich in gleichsam elektrischen Schlaͤgen ihrer Fuͤlle entledigt, so wollte ich ihn schon besser anwenden, als zu einem weitlaͤuftigen Kommentar uͤber die schwerfaͤllige satirische Prosa des Englaͤndischen Mahlers. Doch das Kommentiren haben die Deutschen nun einmal in der Art, selbst die witzigen.</p><lb/> <p>Hogarth wurde Vorbild und zum Theil Quelle fuͤr die unzaͤhligen Karikaturenzeichner, die sich vor dem Fehler der moralischen Zwecke ziemlich zu huͤten wissen. Da sie fuͤr die Volksbelustigung arbeiten, so bemuͤhen sie sich bestens komisch zu seyn, und wenn das Behagen an eigner Laune dazu hinreichte, waͤren sie es auch gewiß. 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noch zu viel zuzugestehen, wenn er ihn mehr fuͤr einen Komoͤdienschreiber mit dem Pinsel als fuͤr einen Mahler angesehen wissen will. Komoͤddien sollten lustig seyn. Jn Hogarth's Bildern ist alles haͤßlich und unpoetisch, oft die ekelhafteste Anatomie moralischer Verwesung. Keine leichte Jovialitaͤt, nichts von jener absoluten Willkuͤhr, die den darstellenden Geist uͤber die Unsittlichkeit und Niedrigkeit des Dargestellten in eine reinere Region erhebt, und die scherzende Frechheit der alten Komoͤdie so erhaben macht. Man erklaͤrt uns muͤhsam alle Absichten und Anspielungen, man weist uns mit Fingern darauf hin, damit wir es auch ja merken, was hier zu bewundern ist. Jch fuͤr mein Theil, wenn ich Witz besaͤße, und zwar solchen, der nicht erst durch einen Vorsatz herausgedruͤckt zu werden braucht, sondern eine uͤberstroͤmende Ader, die sich in gleichsam elektrischen Schlaͤgen ihrer Fuͤlle entledigt, so wollte ich ihn schon besser anwenden, als zu einem weitlaͤuftigen Kommentar uͤber die schwerfaͤllige satirische Prosa des Englaͤndischen Mahlers. Doch das Kommentiren haben die Deutschen nun einmal in der Art, selbst die witzigen.
Hogarth wurde Vorbild und zum Theil Quelle fuͤr die unzaͤhligen Karikaturenzeichner, die sich vor dem Fehler der moralischen Zwecke ziemlich zu huͤten wissen. Da sie fuͤr die Volksbelustigung arbeiten, so bemuͤhen sie sich bestens komisch zu seyn, und wenn das Behagen an eigner Laune dazu hinreichte, waͤren sie es auch gewiß. Leider sind aber ihre Ausgeburten großentheils plumpe Einfaͤlle mit plumper Hand ausgefuͤhrt: man muß eben den Ergoͤtzlichkeiten des Geistes nur zur Erleichterung
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