Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.nicht gänzlich verwandeln. Auch haben die Grade der Bildung großen Einfluß. Grammatik. Dieß weiß ich selbst aus der Geschichte der Sprachen. Die noch ungezähmte Leidenschaftlichkeit des Barbaren äußert sich tönend und laut, aber auf eine ungeschlachte Art. Deutscher. So war das Deutsche vor Alters. Grammatik. Ein Übermaaß der Verfeinerung kann das entgegengesetzte Äußerste hervorbringen und mit der flüchtigen Oberflächlichkeit der Empfindungen die Töne bis zum Unbedeutenden abschleifen. Franzose. Jch hoffe nicht, daß sie auf uns zielt. Grammatik. Vielleicht könnte man dem Karakter der Nazionen auch in der Art nachspüren, wie sie allmählig zu höherem Wohlklange zu gelangen gestrebt. Einige ließen Konsonanten weg. Franzose. Dieß thaten wir und die Provenzalen. Grammatik. Andre setzten Vokale hinzu. Jtaliäner. Dieß wir und die Spanier meistens, doch auch jenes nicht selten. Grieche. Jch kann von dem Verfahren meines Volkes hiebey keine Rechenschaft geben. Jn den ältesten Denkmählern finden wir das Hellenische schon wohllautend: es war wohl ursprünglich so. Deutscher. Und die Pelasger? Grammatik. Die größte Gefühllosigkeit des Ohres beweist es aber, wenn man zum Beyspiel bey Aufnahme fremder Wörter das schon vorhandne Verhältniß nicht gaͤnzlich verwandeln. Auch haben die Grade der Bildung großen Einfluß. Grammatik. Dieß weiß ich selbst aus der Geschichte der Sprachen. Die noch ungezaͤhmte Leidenschaftlichkeit des Barbaren aͤußert sich toͤnend und laut, aber auf eine ungeschlachte Art. Deutscher. So war das Deutsche vor Alters. Grammatik. Ein Übermaaß der Verfeinerung kann das entgegengesetzte Äußerste hervorbringen und mit der fluͤchtigen Oberflaͤchlichkeit der Empfindungen die Toͤne bis zum Unbedeutenden abschleifen. Franzose. Jch hoffe nicht, daß sie auf uns zielt. Grammatik. Vielleicht koͤnnte man dem Karakter der Nazionen auch in der Art nachspuͤren, wie sie allmaͤhlig zu hoͤherem Wohlklange zu gelangen gestrebt. Einige ließen Konsonanten weg. Franzose. Dieß thaten wir und die Provenzalen. Grammatik. Andre setzten Vokale hinzu. Jtaliaͤner. Dieß wir und die Spanier meistens, doch auch jenes nicht selten. Grieche. Jch kann von dem Verfahren meines Volkes hiebey keine Rechenschaft geben. Jn den aͤltesten Denkmaͤhlern finden wir das Hellenische schon wohllautend: es war wohl urspruͤnglich so. Deutscher. Und die Pelasger? Grammatik. Die groͤßte Gefuͤhllosigkeit des Ohres beweist es aber, wenn man zum Beyspiel bey Aufnahme fremder Woͤrter das schon vorhandne Verhaͤltniß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="24"/> nicht gaͤnzlich verwandeln. Auch haben die Grade der Bildung großen Einfluß.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik.</hi> Dieß weiß ich selbst aus der Geschichte der Sprachen. Die noch ungezaͤhmte Leidenschaftlichkeit des Barbaren aͤußert sich toͤnend und laut, aber auf eine ungeschlachte Art.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher.</hi> So war das Deutsche vor Alters.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik.</hi> Ein Übermaaß der Verfeinerung kann das entgegengesetzte Äußerste hervorbringen und mit der fluͤchtigen Oberflaͤchlichkeit der Empfindungen die Toͤne bis zum Unbedeutenden abschleifen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Franzose.</hi> Jch hoffe nicht, daß sie auf uns zielt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik.</hi> Vielleicht koͤnnte man dem Karakter der Nazionen auch in der Art nachspuͤren, wie sie allmaͤhlig zu hoͤherem Wohlklange zu gelangen gestrebt. Einige ließen Konsonanten weg.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Franzose.</hi> Dieß thaten wir und die Provenzalen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik.</hi> Andre setzten Vokale hinzu.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Jtaliaͤner.</hi> Dieß wir und die Spanier meistens, doch auch jenes nicht selten.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grieche.</hi> Jch kann von dem Verfahren meines Volkes hiebey keine Rechenschaft geben. Jn den aͤltesten Denkmaͤhlern finden wir das Hellenische schon wohllautend: es war wohl urspruͤnglich so.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher.</hi> Und die Pelasger?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik.</hi> Die groͤßte Gefuͤhllosigkeit des Ohres beweist es aber, wenn man zum Beyspiel bey Aufnahme fremder Woͤrter das schon vorhandne Verhaͤltniß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0035]
nicht gaͤnzlich verwandeln. Auch haben die Grade der Bildung großen Einfluß.
Grammatik. Dieß weiß ich selbst aus der Geschichte der Sprachen. Die noch ungezaͤhmte Leidenschaftlichkeit des Barbaren aͤußert sich toͤnend und laut, aber auf eine ungeschlachte Art.
Deutscher. So war das Deutsche vor Alters.
Grammatik. Ein Übermaaß der Verfeinerung kann das entgegengesetzte Äußerste hervorbringen und mit der fluͤchtigen Oberflaͤchlichkeit der Empfindungen die Toͤne bis zum Unbedeutenden abschleifen.
Franzose. Jch hoffe nicht, daß sie auf uns zielt.
Grammatik. Vielleicht koͤnnte man dem Karakter der Nazionen auch in der Art nachspuͤren, wie sie allmaͤhlig zu hoͤherem Wohlklange zu gelangen gestrebt. Einige ließen Konsonanten weg.
Franzose. Dieß thaten wir und die Provenzalen.
Grammatik. Andre setzten Vokale hinzu.
Jtaliaͤner. Dieß wir und die Spanier meistens, doch auch jenes nicht selten.
Grieche. Jch kann von dem Verfahren meines Volkes hiebey keine Rechenschaft geben. Jn den aͤltesten Denkmaͤhlern finden wir das Hellenische schon wohllautend: es war wohl urspruͤnglich so.
Deutscher. Und die Pelasger?
Grammatik. Die groͤßte Gefuͤhllosigkeit des Ohres beweist es aber, wenn man zum Beyspiel bey Aufnahme fremder Woͤrter das schon vorhandne Verhaͤltniß
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