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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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heftig entzünden, oder die Theilnahme sogleich gewaltsam mit sich fortreißen könnte. Aber die beweglichen Gemählde haften wie von selbst in dem Gemüthe, welches eben zum ruhigen Genuß heiter gestimmt war. So bleibt auch wohl eine Landschaft von einfachem und unscheinbarem Reiz, der eine seltsam schöne Beleuchtung oder eine wunderbare Stimmung unsers Gefühls einen augenblicklichen Schein von Neuheit und von Einzigkeit lieh, sonderbar hell und unauslöschlich in der Erinnerung. Der Geist fühlt sich durch die heitre Erzählung überall gelinde berührt, leise und vielfach angeregt. Ohne sie ganz zu kennen, hält er diese Menschen dennoch schon für Bekannte, ehe er noch recht weiß, oder sich fragen kann, wie er mit ihnen bekannt geworden sey. Es geht ihm damit wie der Schauspielergesellschaft auf ihrer lustigen Wasserfarth mit dem Fremden. Er glaubt, er müßte sie schon gesehen haben, weil sie aussehn wie Menschen und nicht wie Hinz oder Kunz. Dieß Aussehn verdanken sie nicht eben ihrer Natur und ihrer Bildung: denn nur bey einem oder dem andern nähert sich diese auf verschiedne Weise und in verschiednem Maß der Allgemeinheit. Die Art der Darstellung ist es, wodurch auch das Beschränkteste zugleich ein ganz eignes selbständiges Wesen für sich, und dennoch nur eine andre Seite, eine neue Veränderung der allgemeinen und unter allen Verwandlungen einigen menschlichen Natur, ein kleiner Theil der unendlichen Welt zu seyn scheint. Das ist eben das Große, worin jeder Gebildete nur sich selbst wiederzufinden

heftig entzuͤnden, oder die Theilnahme sogleich gewaltsam mit sich fortreißen koͤnnte. Aber die beweglichen Gemaͤhlde haften wie von selbst in dem Gemuͤthe, welches eben zum ruhigen Genuß heiter gestimmt war. So bleibt auch wohl eine Landschaft von einfachem und unscheinbarem Reiz, der eine seltsam schoͤne Beleuchtung oder eine wunderbare Stimmung unsers Gefuͤhls einen augenblicklichen Schein von Neuheit und von Einzigkeit lieh, sonderbar hell und unausloͤschlich in der Erinnerung. Der Geist fuͤhlt sich durch die heitre Erzaͤhlung uͤberall gelinde beruͤhrt, leise und vielfach angeregt. Ohne sie ganz zu kennen, haͤlt er diese Menschen dennoch schon fuͤr Bekannte, ehe er noch recht weiß, oder sich fragen kann, wie er mit ihnen bekannt geworden sey. Es geht ihm damit wie der Schauspielergesellschaft auf ihrer lustigen Wasserfarth mit dem Fremden. Er glaubt, er muͤßte sie schon gesehen haben, weil sie aussehn wie Menschen und nicht wie Hinz oder Kunz. Dieß Aussehn verdanken sie nicht eben ihrer Natur und ihrer Bildung: denn nur bey einem oder dem andern naͤhert sich diese auf verschiedne Weise und in verschiednem Maß der Allgemeinheit. Die Art der Darstellung ist es, wodurch auch das Beschraͤnkteste zugleich ein ganz eignes selbstaͤndiges Wesen fuͤr sich, und dennoch nur eine andre Seite, eine neue Veraͤnderung der allgemeinen und unter allen Verwandlungen einigen menschlichen Natur, ein kleiner Theil der unendlichen Welt zu seyn scheint. Das ist eben das Große, worin jeder Gebildete nur sich selbst wiederzufinden

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[148/0337] heftig entzuͤnden, oder die Theilnahme sogleich gewaltsam mit sich fortreißen koͤnnte. Aber die beweglichen Gemaͤhlde haften wie von selbst in dem Gemuͤthe, welches eben zum ruhigen Genuß heiter gestimmt war. So bleibt auch wohl eine Landschaft von einfachem und unscheinbarem Reiz, der eine seltsam schoͤne Beleuchtung oder eine wunderbare Stimmung unsers Gefuͤhls einen augenblicklichen Schein von Neuheit und von Einzigkeit lieh, sonderbar hell und unausloͤschlich in der Erinnerung. Der Geist fuͤhlt sich durch die heitre Erzaͤhlung uͤberall gelinde beruͤhrt, leise und vielfach angeregt. Ohne sie ganz zu kennen, haͤlt er diese Menschen dennoch schon fuͤr Bekannte, ehe er noch recht weiß, oder sich fragen kann, wie er mit ihnen bekannt geworden sey. Es geht ihm damit wie der Schauspielergesellschaft auf ihrer lustigen Wasserfarth mit dem Fremden. Er glaubt, er muͤßte sie schon gesehen haben, weil sie aussehn wie Menschen und nicht wie Hinz oder Kunz. Dieß Aussehn verdanken sie nicht eben ihrer Natur und ihrer Bildung: denn nur bey einem oder dem andern naͤhert sich diese auf verschiedne Weise und in verschiednem Maß der Allgemeinheit. Die Art der Darstellung ist es, wodurch auch das Beschraͤnkteste zugleich ein ganz eignes selbstaͤndiges Wesen fuͤr sich, und dennoch nur eine andre Seite, eine neue Veraͤnderung der allgemeinen und unter allen Verwandlungen einigen menschlichen Natur, ein kleiner Theil der unendlichen Welt zu seyn scheint. Das ist eben das Große, worin jeder Gebildete nur sich selbst wiederzufinden

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/337>, abgerufen am 25.11.2024.