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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Gedränge der Schlacht flüchtig gewordene Krieger bey der Kehle zu packen, und mit dem Gesicht gegen die Feinde zu kehren.



Virtuosen in verwandten Gattungen verstehn sich oft am wenigsten, und auch die geistige Nachbarschaft pflegt Feindseligkeiten zu veranlassen. So findet man nicht selten, daß edle und gebildete Menschen, die alle göttlich dichten, denken oder leben, deren jeder aber sich der Gottheit auf einem andern Wege nähert, einander die Religion absprechen, gar nicht um der Parthey oder des Systems willen, sondern aus Mangel an Sinn für religiöse Jndividualität. Die Religion ist schlechthin groß wie die Natur, der vortrefflichste Priester hat doch nur ein klein Stück davon. Es giebt unendlich viel Arten derselben, die sich jedoch von selbst unter einige Hauptrubriken zu ordnen scheinen. Einige haben am meisten Talent für die Anbetung des Mittlers, für Wunder und Gesichte. Das sind die, welche der gemeine Mann, wie es kommt, Schwärmer oder Poeten nennt. Ein andrer weiß vielleicht mehr von Gott dem Vater, und versteht sich auf Geheimnisse und Weissagungen. Dieser ist ein Philosoph, und wird wie der Gesunde von der Gesundheit, nicht viel von der Religion reden, am wenigsten von seiner eignen. Andre glauben an den heiligen Geist, und was dem anhängt, Offenbarungen, Eingebungen u.s.w.; an sonst aber niemand. Das sind künstlerische Naturen. Es ist ein sehr natürlicher ja fast unvermeidlicher Wunsch, alle Gattungen der Religion

Gedraͤnge der Schlacht fluͤchtig gewordene Krieger bey der Kehle zu packen, und mit dem Gesicht gegen die Feinde zu kehren.



Virtuosen in verwandten Gattungen verstehn sich oft am wenigsten, und auch die geistige Nachbarschaft pflegt Feindseligkeiten zu veranlassen. So findet man nicht selten, daß edle und gebildete Menschen, die alle goͤttlich dichten, denken oder leben, deren jeder aber sich der Gottheit auf einem andern Wege naͤhert, einander die Religion absprechen, gar nicht um der Parthey oder des Systems willen, sondern aus Mangel an Sinn fuͤr religioͤse Jndividualitaͤt. Die Religion ist schlechthin groß wie die Natur, der vortrefflichste Priester hat doch nur ein klein Stuͤck davon. Es giebt unendlich viel Arten derselben, die sich jedoch von selbst unter einige Hauptrubriken zu ordnen scheinen. Einige haben am meisten Talent fuͤr die Anbetung des Mittlers, fuͤr Wunder und Gesichte. Das sind die, welche der gemeine Mann, wie es kommt, Schwaͤrmer oder Poeten nennt. Ein andrer weiß vielleicht mehr von Gott dem Vater, und versteht sich auf Geheimnisse und Weissagungen. Dieser ist ein Philosoph, und wird wie der Gesunde von der Gesundheit, nicht viel von der Religion reden, am wenigsten von seiner eignen. Andre glauben an den heiligen Geist, und was dem anhaͤngt, Offenbarungen, Eingebungen u.s.w.; an sonst aber niemand. Das sind kuͤnstlerische Naturen. Es ist ein sehr natuͤrlicher ja fast unvermeidlicher Wunsch, alle Gattungen der Religion

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[92/0281] Gedraͤnge der Schlacht fluͤchtig gewordene Krieger bey der Kehle zu packen, und mit dem Gesicht gegen die Feinde zu kehren. Virtuosen in verwandten Gattungen verstehn sich oft am wenigsten, und auch die geistige Nachbarschaft pflegt Feindseligkeiten zu veranlassen. So findet man nicht selten, daß edle und gebildete Menschen, die alle goͤttlich dichten, denken oder leben, deren jeder aber sich der Gottheit auf einem andern Wege naͤhert, einander die Religion absprechen, gar nicht um der Parthey oder des Systems willen, sondern aus Mangel an Sinn fuͤr religioͤse Jndividualitaͤt. Die Religion ist schlechthin groß wie die Natur, der vortrefflichste Priester hat doch nur ein klein Stuͤck davon. Es giebt unendlich viel Arten derselben, die sich jedoch von selbst unter einige Hauptrubriken zu ordnen scheinen. Einige haben am meisten Talent fuͤr die Anbetung des Mittlers, fuͤr Wunder und Gesichte. Das sind die, welche der gemeine Mann, wie es kommt, Schwaͤrmer oder Poeten nennt. Ein andrer weiß vielleicht mehr von Gott dem Vater, und versteht sich auf Geheimnisse und Weissagungen. Dieser ist ein Philosoph, und wird wie der Gesunde von der Gesundheit, nicht viel von der Religion reden, am wenigsten von seiner eignen. Andre glauben an den heiligen Geist, und was dem anhaͤngt, Offenbarungen, Eingebungen u.s.w.; an sonst aber niemand. Das sind kuͤnstlerische Naturen. Es ist ein sehr natuͤrlicher ja fast unvermeidlicher Wunsch, alle Gattungen der Religion

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/281>, abgerufen am 22.11.2024.