Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

weit später durch Abtrennung von jenen entstanden, und hat zugleich mit dieser durch unbekannte Ursachen bewirkten Umwandlung eine andre Sprache bekommen. Herodot wagt es nicht, mit Sicherheit zu bestimmen, welche Sprache die Pelasger geredet; er vermuthet aber eine barbarische, das heißt, nicht eine durch die Mundart sondern wesentlich und durchaus von der Hellenischen verschiedne. War also auch die Pelasgische Sprache mit der Deutschen verwandt, was folgt daraus für die Hellenische?

Deutscher. Durch alles dieß wird die Thatsache nicht umgestoßen, daß viele Deutsche Benennungen mit den Griechischen auffallend übereinstimmen.

Grieche. Wenn ihr die ausnehmt wo eine gewisse Beziehung des Zeichens auf den Gegenstand Statt findet, und die, welche ihr durch Vermittlung der Römer, entweder bey der Niederlassung christlicher Priester oder schon früher erhalten, so wird keine beträchtliche Zahl übrig bleiben. Wie viele Namen erhieltet ihr zugleich mit den Dingen! Oder haben die Germanier in ihren uralten Wäldern den Wein schon mit Rosen gekränzt?

Deutscher. Nein, aber bis zehn gezählt haben sie doch wohl?

Grieche. Sie nahmen vielleicht mit der Erlernung der Ziffern auch die dazu gehörigen Benennungen großentheils an, und ließen ihre alten dahinten. Jch sage nur, was ein entschiedner Zweifler einwenden könnte.

Franzose. Es ist lustig anzuhören, wenn einer

weit spaͤter durch Abtrennung von jenen entstanden, und hat zugleich mit dieser durch unbekannte Ursachen bewirkten Umwandlung eine andre Sprache bekommen. Herodot wagt es nicht, mit Sicherheit zu bestimmen, welche Sprache die Pelasger geredet; er vermuthet aber eine barbarische, das heißt, nicht eine durch die Mundart sondern wesentlich und durchaus von der Hellenischen verschiedne. War also auch die Pelasgische Sprache mit der Deutschen verwandt, was folgt daraus fuͤr die Hellenische?

Deutscher. Durch alles dieß wird die Thatsache nicht umgestoßen, daß viele Deutsche Benennungen mit den Griechischen auffallend uͤbereinstimmen.

Grieche. Wenn ihr die ausnehmt wo eine gewisse Beziehung des Zeichens auf den Gegenstand Statt findet, und die, welche ihr durch Vermittlung der Roͤmer, entweder bey der Niederlassung christlicher Priester oder schon fruͤher erhalten, so wird keine betraͤchtliche Zahl uͤbrig bleiben. Wie viele Namen erhieltet ihr zugleich mit den Dingen! Oder haben die Germanier in ihren uralten Waͤldern den Wein schon mit Rosen gekraͤnzt?

Deutscher. Nein, aber bis zehn gezaͤhlt haben sie doch wohl?

Grieche. Sie nahmen vielleicht mit der Erlernung der Ziffern auch die dazu gehoͤrigen Benennungen großentheils an, und ließen ihre alten dahinten. Jch sage nur, was ein entschiedner Zweifler einwenden koͤnnte.

Franzose. Es ist lustig anzuhoͤren, wenn einer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0022" n="11"/>
weit spa&#x0364;ter durch Abtrennung von jenen entstanden, und hat zugleich mit dieser durch unbekannte Ursachen bewirkten Umwandlung eine andre Sprache bekommen. Herodot wagt es nicht, mit Sicherheit zu bestimmen, welche Sprache die Pelasger geredet; er vermuthet aber eine barbarische, das heißt, nicht eine durch die Mundart sondern wesentlich und durchaus von der Hellenischen verschiedne. War also auch die Pelasgische Sprache mit der Deutschen verwandt, was folgt daraus fu&#x0364;r die Hellenische? </p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Deutscher. </hi> Durch alles dieß wird die Thatsache nicht umgestoßen, daß viele Deutsche Benennungen mit den Griechischen auffallend u&#x0364;bereinstimmen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Grieche.</hi> Wenn ihr die ausnehmt wo eine gewisse Beziehung des Zeichens auf den Gegenstand Statt findet, und die, welche ihr durch Vermittlung der Ro&#x0364;mer, entweder bey der Niederlassung christlicher Priester oder schon fru&#x0364;her erhalten, so wird keine betra&#x0364;chtliche Zahl u&#x0364;brig bleiben. Wie viele Namen erhieltet ihr zugleich mit den Dingen! Oder haben die Germanier in ihren uralten Wa&#x0364;ldern den <hi rendition="#g">Wein</hi> schon mit <hi rendition="#g">Rosen</hi> gekra&#x0364;nzt?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Deutscher.</hi> Nein, aber bis zehn geza&#x0364;hlt haben sie doch wohl?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Grieche.</hi> Sie nahmen vielleicht mit der Erlernung der Ziffern auch die dazu geho&#x0364;rigen Benennungen großentheils an, und ließen ihre alten dahinten. Jch sage nur, was ein entschiedner Zweifler einwenden ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Franzose.</hi> Es ist lustig anzuho&#x0364;ren, wenn einer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0022] weit spaͤter durch Abtrennung von jenen entstanden, und hat zugleich mit dieser durch unbekannte Ursachen bewirkten Umwandlung eine andre Sprache bekommen. Herodot wagt es nicht, mit Sicherheit zu bestimmen, welche Sprache die Pelasger geredet; er vermuthet aber eine barbarische, das heißt, nicht eine durch die Mundart sondern wesentlich und durchaus von der Hellenischen verschiedne. War also auch die Pelasgische Sprache mit der Deutschen verwandt, was folgt daraus fuͤr die Hellenische? Deutscher. Durch alles dieß wird die Thatsache nicht umgestoßen, daß viele Deutsche Benennungen mit den Griechischen auffallend uͤbereinstimmen. Grieche. Wenn ihr die ausnehmt wo eine gewisse Beziehung des Zeichens auf den Gegenstand Statt findet, und die, welche ihr durch Vermittlung der Roͤmer, entweder bey der Niederlassung christlicher Priester oder schon fruͤher erhalten, so wird keine betraͤchtliche Zahl uͤbrig bleiben. Wie viele Namen erhieltet ihr zugleich mit den Dingen! Oder haben die Germanier in ihren uralten Waͤldern den Wein schon mit Rosen gekraͤnzt? Deutscher. Nein, aber bis zehn gezaͤhlt haben sie doch wohl? Grieche. Sie nahmen vielleicht mit der Erlernung der Ziffern auch die dazu gehoͤrigen Benennungen großentheils an, und ließen ihre alten dahinten. Jch sage nur, was ein entschiedner Zweifler einwenden koͤnnte. Franzose. Es ist lustig anzuhoͤren, wenn einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/22
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/22>, abgerufen am 24.11.2024.