Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.Deutscher. Wir wollen dir nicht ins Amt fallen. Du sollst ja Repräsentanten der Menschheit, und nichts anders als solche aufstellen. Poesie. Da würde ich am Ende selbst nur repräsentirt. Grammatik. Kommt sogleich zur Sache, und bringt die einzelnen Punkte der Klage und Vertheidigung nach einer gewissen Ordnung vor. Deutschheit. (draußen.) Wehrt mirs nicht. Jch wage mein Leben für den ächten Deutschen Barden. Meine Losung ist: Er und über ihn! Franzose. Wie grob! Jch hielt nur die Thür zu, um erst zu fragen, wer sie wäre, und sie schleudert mich eine Ecke weit in den Saal hinein. Grieche. Wer ist diese blonde Gigantin? Deutschheit. Jch achte mich höher als euch alle. Nur du bist meines Grußes werth, Göttin des Gesangs! Bist groß und gut, ein biedres Deutsches Weib. Poesie. O weh! sie zerdrückt mir die Hand. Grammatik. Was willst du hier, Deutschheit? Jch kenne dich, du hast mir auch schon Unheil genug angerichtet. Deutschheit. Er ist mein Vater. Wer mir von dem ausländischen Volke etwas wider ihn und unsre alte Kernsprache sagt, dem soll diese starke Faust -- Grammatik. Hier wird nicht mit Gewalt gestritten, sondern mit Gründen. Deutscher. Jch erkenne sie nicht an, ich habe nichts mit ihr gemein, sie würde meinen guten Handel verderben. Deutscher. Wir wollen dir nicht ins Amt fallen. Du sollst ja Repraͤsentanten der Menschheit, und nichts anders als solche aufstellen. Poesie. Da wuͤrde ich am Ende selbst nur repraͤsentirt. Grammatik. Kommt sogleich zur Sache, und bringt die einzelnen Punkte der Klage und Vertheidigung nach einer gewissen Ordnung vor. Deutschheit. (draußen.) Wehrt mirs nicht. Jch wage mein Leben fuͤr den aͤchten Deutschen Barden. Meine Losung ist: Er und uͤber ihn! Franzose. Wie grob! Jch hielt nur die Thuͤr zu, um erst zu fragen, wer sie waͤre, und sie schleudert mich eine Ecke weit in den Saal hinein. Grieche. Wer ist diese blonde Gigantin? Deutschheit. Jch achte mich hoͤher als euch alle. Nur du bist meines Grußes werth, Goͤttin des Gesangs! Bist groß und gut, ein biedres Deutsches Weib. Poesie. O weh! sie zerdruͤckt mir die Hand. Grammatik. Was willst du hier, Deutschheit? Jch kenne dich, du hast mir auch schon Unheil genug angerichtet. Deutschheit. Er ist mein Vater. Wer mir von dem auslaͤndischen Volke etwas wider ihn und unsre alte Kernsprache sagt, dem soll diese starke Faust — Grammatik. Hier wird nicht mit Gewalt gestritten, sondern mit Gruͤnden. Deutscher. Jch erkenne sie nicht an, ich habe nichts mit ihr gemein, sie wuͤrde meinen guten Handel verderben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0017" n="6"/> <p><hi rendition="#g">Deutscher</hi>. Wir wollen dir nicht ins Amt fallen. Du sollst ja Repraͤsentanten der Menschheit, und nichts anders als solche aufstellen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Poesie</hi>. Da wuͤrde ich am Ende selbst nur repraͤsentirt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik</hi>. Kommt sogleich zur Sache, und bringt die einzelnen Punkte der Klage und Vertheidigung nach einer gewissen Ordnung vor.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutschheit</hi>. (draußen.) Wehrt mirs nicht. Jch wage mein Leben fuͤr den aͤchten Deutschen Barden. Meine Losung ist: Er und uͤber ihn!</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Franzose</hi>. Wie grob! Jch hielt nur die Thuͤr zu, um erst zu fragen, wer sie waͤre, und sie schleudert mich eine Ecke weit in den Saal hinein.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grieche</hi>. Wer ist diese blonde Gigantin?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutschheit</hi>. Jch achte mich hoͤher als euch alle. Nur du bist meines Grußes werth, Goͤttin des Gesangs! Bist groß und gut, ein biedres Deutsches Weib.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Poesie</hi>. O weh! sie zerdruͤckt mir die Hand.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik</hi>. Was willst du hier, <hi rendition="#u">D</hi>eutschheit? Jch kenne dich, du hast mir auch schon Unheil genug angerichtet.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutschheit</hi>. Er ist mein Vater. Wer mir von dem auslaͤndischen Volke etwas wider ihn und unsre alte Kernsprache sagt, dem soll diese starke Faust — </p><lb/> <p><hi rendition="#g">Grammatik</hi>. Hier wird nicht mit Gewalt gestritten, sondern mit Gruͤnden.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutscher</hi>. Jch erkenne sie nicht an, ich habe nichts mit ihr gemein, sie wuͤrde meinen guten Handel verderben.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0017]
Deutscher. Wir wollen dir nicht ins Amt fallen. Du sollst ja Repraͤsentanten der Menschheit, und nichts anders als solche aufstellen.
Poesie. Da wuͤrde ich am Ende selbst nur repraͤsentirt.
Grammatik. Kommt sogleich zur Sache, und bringt die einzelnen Punkte der Klage und Vertheidigung nach einer gewissen Ordnung vor.
Deutschheit. (draußen.) Wehrt mirs nicht. Jch wage mein Leben fuͤr den aͤchten Deutschen Barden. Meine Losung ist: Er und uͤber ihn!
Franzose. Wie grob! Jch hielt nur die Thuͤr zu, um erst zu fragen, wer sie waͤre, und sie schleudert mich eine Ecke weit in den Saal hinein.
Grieche. Wer ist diese blonde Gigantin?
Deutschheit. Jch achte mich hoͤher als euch alle. Nur du bist meines Grußes werth, Goͤttin des Gesangs! Bist groß und gut, ein biedres Deutsches Weib.
Poesie. O weh! sie zerdruͤckt mir die Hand.
Grammatik. Was willst du hier, Deutschheit? Jch kenne dich, du hast mir auch schon Unheil genug angerichtet.
Deutschheit. Er ist mein Vater. Wer mir von dem auslaͤndischen Volke etwas wider ihn und unsre alte Kernsprache sagt, dem soll diese starke Faust —
Grammatik. Hier wird nicht mit Gewalt gestritten, sondern mit Gruͤnden.
Deutscher. Jch erkenne sie nicht an, ich habe nichts mit ihr gemein, sie wuͤrde meinen guten Handel verderben.
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