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Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

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Rosen-Gepüsche.
XLVII.
Er betrauret sie.
DEr Himmel ist mir schwartz. Die Sonne scheint
nicht mehr
Mein Lieb das ist nun fort/ und stehet auf der Bahre/
so daß ich algemach mit ihr von hinnen fahre.
in meinen Hertzen wacht der Sorgen gantzes Heer.
Der Lippen Purpur bleicht. Die Zung ist Zucker-
lerr.
Die Augen sehen starr. Das Gold der frischen Jahre
die Rosen des Gesichts/ der Fallstrick ihrer Haare
macht mir mein Leben auchim Tode noch zu schwer.
Die Galle meiner Lust/ die Wermut meiner Freude/
die Wahlstat meines thuns gibt Feuer meinem
Leide.
Sie/ und zugleich ihr Todt/ sie machen traurig mich.
O Anfang meiner Pein/ O Ende meines Lebens/
du bist nun Finsternüß/ nach dir seh ich vergebens/
kom/ schau mich auch/ ich bin wie du/ mein gantzes
ich
XLIIX
Vber ihr Grab.
HJer liget Marnia begraben gar allein. Knabe
Doch auch alleine nicht/ weil Venus leichter
ihr zum Begräbnüß nach den Pf[e]il und Bogen gabe/
den Köcher/ und was sonst stäts seine Waffen seyn.
Der Hals/ der rothe Mund/ der Augen heller
Schein/
der Lippen süsse Glut/ des Hauptes Zier und Habe/
des
M iiij
Roſen-Gepuͤſche.
XLVII.
Er betrauret ſie.
DEr Himmel iſt mir ſchwartz. Die Sonne ſcheint
nicht mehr
Mein Lieb das iſt nun fort/ und ſtehet auf der Bahre/
ſo daß ich algemach mit ihr von hinnen fahre.
in meinen Hertzen wacht der Sorgen gantzes Heer.
Der Lippen Purpur bleicht. Die Zung iſt Zucker-
lerr.
Die Augen ſehen ſtarr. Das Gold der friſchẽ Jahre
die Roſen des Geſichts/ der Fallſtrick ihrer Haare
macht mir mein Leben auchim Tode noch zu ſchwer.
Die Galle meiner Luſt/ die Wermut meineꝛ Freude/
die Wahlſtat meines thuns gibt Feuer meinem
Leide.
Sie/ und zugleich ihr Todt/ ſie machen traurig mich.
O Anfang meiner Pein/ O Ende meines Lebens/
du biſt nun Finſternuͤß/ nach dir ſeh ich vergebens/
kom/ ſchau mich auch/ ich bin wie du/ mein gantzes
ich
XLIIX
Vber ihr Grab.
HJer liget Marnia begraben gar allein. Knabe
Doch auch alleine nicht/ weil Venus leichter
ihr zum Begraͤbnuͤß nach den Pf[e]il und Bogen gabe/
den Koͤcher/ und was ſonſt ſtaͤts ſeine Waffen ſeyn.
Der Hals/ der rothe Mund/ der Augen heller
Schein/
der Lippen ſuͤſſe Glut/ des Hauptes Zier und Habe/
des
M iiij
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[163/0183] Roſen-Gepuͤſche. XLVII. Er betrauret ſie. DEr Himmel iſt mir ſchwartz. Die Sonne ſcheint nicht mehr Mein Lieb das iſt nun fort/ und ſtehet auf der Bahre/ ſo daß ich algemach mit ihr von hinnen fahre. in meinen Hertzen wacht der Sorgen gantzes Heer. Der Lippen Purpur bleicht. Die Zung iſt Zucker- lerr. Die Augen ſehen ſtarr. Das Gold der friſchẽ Jahre die Roſen des Geſichts/ der Fallſtrick ihrer Haare macht mir mein Leben auchim Tode noch zu ſchwer. Die Galle meiner Luſt/ die Wermut meineꝛ Freude/ die Wahlſtat meines thuns gibt Feuer meinem Leide. Sie/ und zugleich ihr Todt/ ſie machen traurig mich. O Anfang meiner Pein/ O Ende meines Lebens/ du biſt nun Finſternuͤß/ nach dir ſeh ich vergebens/ kom/ ſchau mich auch/ ich bin wie du/ mein gantzes ich XLIIX Vber ihr Grab. HJer liget Marnia begraben gar allein. Knabe Doch auch alleine nicht/ weil Venus leichter ihr zum Begraͤbnuͤß nach den Pfeil und Bogen gabe/ den Koͤcher/ und was ſonſt ſtaͤts ſeine Waffen ſeyn. Der Hals/ der rothe Mund/ der Augen heller Schein/ der Lippen ſuͤſſe Glut/ des Hauptes Zier und Habe/ des M iiij

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/183>, abgerufen am 03.05.2024.