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Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

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Rosen- Gepüsche
die jetzt auch täglich quält ihr braunes Angesicht.
Bald steht/ bald geht sie fort. Der Athem thut
Verzicht/
und kömmet wieder an. Der Wangen voller Kertzen
bewegen sich zuviel. Der Mund ist ohne Schertzen/
und weiß zu keiner Zeit die Worte/ die er spricht.
Der Kopf hangt unter hin. Die runden Brüste
schwellen.
Der gantze Leib ist laß/ beweget von den Wellen
der süssen Liebligkeit. Noch wil sie Vrtheil fällen.
Jhr Paphos-Geister ihr/ macht ihre Wangen
trübe/
steckt alle Fackeln an ihr kleinen Hertzens-Diebe/
biß daß sie kläglich schreyt: Hör auf/ Jch lieb! ich
liebe.
XV.
Von seinem ersten Gruß an Sie/
nvch dem er sie erzürnet.
OMarnie/ die Venus Tochter heist/
und Pallas Kind/ nim auß dem andern Munde
den feigen Gruß/ und setz ihn eine Stunde/
nach demer wird seyn bey dir eingereist/
Auf deine Brust. Mein Hertze steht beeist/
der Sinn verschneyt. Du machst mir eine Wunde.
Heilstu sie nicht/ O Artzt/ auß seinem Grunde/
so hat mein Todt mein Leben fast verweist/
Fahr hin/ O Gruß/ erwirb was dir befohlen!
lach ihren Mund/ lach Hand und Augen an/
und diene wol/ als wie ich dienen kan.
und
L
Roſen- Gepuͤſche
die jetzt auch taͤglich quaͤlt ihr braunes Angeſicht.
Bald ſteht/ bald geht ſie fort. Der Athem thut
Verzicht/
und koͤmmet wieder an. Der Wangen voller Kertzen
bewegen ſich zuviel. Der Mund iſt ohne Schertzen/
und weiß zu keiner Zeit die Worte/ die er ſpricht.
Der Kopf hangt unter hin. Die runden Bruͤſte
ſchwellen.
Der gantze Leib iſt laß/ beweget von den Wellen
der ſuͤſſen Liebligkeit. Noch wil ſie Vrtheil faͤllen.
Jhr Paphos-Geiſter ihr/ macht ihre Wangen
truͤbe/
ſteckt alle Fackeln an ihr kleinen Hertzens-Diebe/
biß daß ſie klaͤglich ſchreyt: Hoͤr auf/ Jch lieb! ich
liebe.
XV.
Von ſeinem erſten Gruß an Sie/
nvch dem er ſie erzuͤrnet.
OMarnie/ die Venus Tochter heiſt/
und Pallas Kind/ nim auß dem andern Munde
den feigen Gruß/ und ſetz ihn eine Stunde/
nach demer wird ſeyn bey dir eingereiſt/
Auf deine Bruſt. Mein Hertze ſteht beeiſt/
der Sinn verſchneyt. Du machſt mir eine Wunde.
Heilſtu ſie nicht/ O Artzt/ auß ſeinem Grunde/
ſo hat mein Todt mein Leben faſt verweiſt/
Fahr hin/ O Gruß/ erwirb was dir befohlen!
lach ihren Mund/ lach Hand und Augen an/
und diene wol/ als wie ich dienen kan.
und
L
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[141/0161] Roſen- Gepuͤſche die jetzt auch taͤglich quaͤlt ihr braunes Angeſicht. Bald ſteht/ bald geht ſie fort. Der Athem thut Verzicht/ und koͤmmet wieder an. Der Wangen voller Kertzen bewegen ſich zuviel. Der Mund iſt ohne Schertzen/ und weiß zu keiner Zeit die Worte/ die er ſpricht. Der Kopf hangt unter hin. Die runden Bruͤſte ſchwellen. Der gantze Leib iſt laß/ beweget von den Wellen der ſuͤſſen Liebligkeit. Noch wil ſie Vrtheil faͤllen. Jhr Paphos-Geiſter ihr/ macht ihre Wangen truͤbe/ ſteckt alle Fackeln an ihr kleinen Hertzens-Diebe/ biß daß ſie klaͤglich ſchreyt: Hoͤr auf/ Jch lieb! ich liebe. XV. Von ſeinem erſten Gruß an Sie/ nvch dem er ſie erzuͤrnet. OMarnie/ die Venus Tochter heiſt/ und Pallas Kind/ nim auß dem andern Munde den feigen Gruß/ und ſetz ihn eine Stunde/ nach demer wird ſeyn bey dir eingereiſt/ Auf deine Bruſt. Mein Hertze ſteht beeiſt/ der Sinn verſchneyt. Du machſt mir eine Wunde. Heilſtu ſie nicht/ O Artzt/ auß ſeinem Grunde/ ſo hat mein Todt mein Leben faſt verweiſt/ Fahr hin/ O Gruß/ erwirb was dir befohlen! lach ihren Mund/ lach Hand und Augen an/ und diene wol/ als wie ich dienen kan. und L

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/161>, abgerufen am 03.05.2024.