Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

Bild:
<< vorherige Seite
Rosen-Gepüsche.
XLIIX.
Er betrauret Sie.
DEr Himmel ist mir schwartz. Die Sonne scheint
nicht mehr.
Mein Lieb das ist nun fort/ und stehet auf der Bahre/
So daß ich algemach mit jhr von hinnen fahre,
Jn meinen Hertzen wacht der Sorgen gantzes Heer.
Der Lippen Purpur bleicht. Die Zung ist Zucker-
lerr.
Die Augen sehen starr. Das Gold der frischen Jahre
Die Rosen des Gesichts/ der Fallstrick jhrer Haare
Macht mir mein Leben auch im Tode noch zu schwer.
Die Galle meiner Lust/ die Wermut meiner Freude/
Die Wahlstat meines Thuns gibt Feuer meinem
Leide.
Sie/ und zugleich jhr Todt/ sie machen traurig mich.
O Anfang meiner Pein/ O Ende meines Lebens/
Du bist nun Finsternüß/ nach dir seh ich vergebens/
Kom/ schau mich auch/ ich bin wie du/ mein gantzes
Jch.
XLIX.
Vber jhr Grab.
HJer liget Marnia begraben gar allein. (Knabe
Doch auch alleine nicht/ weil Venus leichter
Jhr zum Begräbnüß nach den Pfeil und Bogen gabe/
Den Köcher/ und was sonst stäts seine Waffen seyn.
Der Hals/ der rothe Mund/ der Augen heller
Schein/
Der Lippen süsse Glut/ des Hauptes Zier und Hobe/
Des
L iij
Roſen-Gepuͤſche.
XLIIX.
Er betrauret Sie.
DEr Himmel iſt mir ſchwartz. Die Sonne ſcheint
nicht mehr.
Mein Lieb das iſt nun fort/ und ſtehet auf deꝛ Bahre/
So daß ich algemach mit jhr von hinnen fahre,
Jn meinen Hertzen wacht der Sorgen gantzes Heer.
Der Lippen Purpur bleicht. Die Zung iſt Zucker-
lerr.
Die Augen ſehen ſtarꝛ. Das Gold der friſchen Jahre
Die Roſen des Geſichts/ der Fallſtrick jhrer Haare
Macht mir mein Leben auch im Tode noch zu ſchwer.
Die Galle meiner Luſt/ die Wermut meineꝛ Freude/
Die Wahlſtat meines Thuns gibt Feuer meinem
Leide.
Sie/ und zugleich jhr Todt/ ſie machen traurig mich.
O Anfang meiner Pein/ O Ende meines Lebens/
Du biſt nun Finſternuͤß/ nach dir ſeh ich vergebens/
Kom/ ſchau mich auch/ ich bin wie du/ mein gantzes
Jch.
XLIX.
Vber jhr Grab.
HJer liget Marnia begraben gar allein. (Knabe
Doch auch alleine nicht/ weil Venus leichter
Jhꝛ zum Begraͤbnuͤß nach den Pfeil uñ Bogen gabe/
Den Koͤcher/ und was ſonſt ſtaͤts ſeine Waffen ſeyn.
Der Hals/ der rothe Mund/ der Augen heller
Schein/
Der Lippen ſuͤſſe Glut/ des Hauptes Zier uñ Hobe/
Des
L iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0193" n="165"/>
          <fw place="top" type="header">Ro&#x017F;en-Gepu&#x0364;&#x017F;che.</fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#aq">XLIIX</hi>.<lb/><hi rendition="#fr">Er betrauret Sie.</hi></head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>Er Himmel i&#x017F;t mir &#x017F;chwartz. Die Sonne &#x017F;cheint</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">nicht mehr.</hi> </l><lb/>
              <l>Mein Lieb das i&#x017F;t nun fort/ und &#x017F;tehet auf de&#xA75B; Bahre/</l><lb/>
              <l>So daß ich algemach mit jhr von hinnen fahre,</l><lb/>
              <l>Jn meinen Hertzen wacht der Sorgen gantzes Heer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Lippen Purpur bleicht. Die Zung i&#x017F;t Zucker-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">lerr.</hi> </l><lb/>
              <l>Die Augen &#x017F;ehen &#x017F;tar&#xA75B;. Das Gold der fri&#x017F;chen Jahre</l><lb/>
              <l>Die Ro&#x017F;en des Ge&#x017F;ichts/ der Fall&#x017F;trick jhrer Haare</l><lb/>
              <l>Macht mir mein Leben auch im Tode noch zu &#x017F;chwer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die Galle meiner Lu&#x017F;t/ die Wermut meine&#xA75B; Freude/</l><lb/>
              <l>Die Wahl&#x017F;tat meines Thuns gibt Feuer meinem</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Leide.</hi> </l><lb/>
              <l>Sie/ und zugleich jhr Todt/ &#x017F;ie machen traurig mich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>O Anfang meiner Pein/ O Ende meines Lebens/</l><lb/>
              <l>Du bi&#x017F;t nun Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß/ nach dir &#x017F;eh ich vergebens/</l><lb/>
              <l>Kom/ &#x017F;chau mich auch/ ich bin wie du/ mein gantzes</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Jch.</hi> </l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#aq">XLIX</hi>.<lb/><hi rendition="#fr">Vber jhr Grab.</hi></head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>Jer liget Marnia begraben gar allein. (Knabe</l><lb/>
              <l>Doch auch alleine nicht/ weil Venus leichter</l><lb/>
              <l>Jh&#xA75B; zum Begra&#x0364;bnu&#x0364;ß nach den Pfeil un&#x0303; Bogen gabe/</l><lb/>
              <l>Den Ko&#x0364;cher/ und was &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ta&#x0364;ts &#x017F;eine Waffen &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Hals/ der rothe Mund/ der Augen heller</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Schein/</hi> </l><lb/>
              <l>Der Lippen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Glut/ des Hauptes Zier un&#x0303; Hobe/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">L iij</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0193] Roſen-Gepuͤſche. XLIIX. Er betrauret Sie. DEr Himmel iſt mir ſchwartz. Die Sonne ſcheint nicht mehr. Mein Lieb das iſt nun fort/ und ſtehet auf deꝛ Bahre/ So daß ich algemach mit jhr von hinnen fahre, Jn meinen Hertzen wacht der Sorgen gantzes Heer. Der Lippen Purpur bleicht. Die Zung iſt Zucker- lerr. Die Augen ſehen ſtarꝛ. Das Gold der friſchen Jahre Die Roſen des Geſichts/ der Fallſtrick jhrer Haare Macht mir mein Leben auch im Tode noch zu ſchwer. Die Galle meiner Luſt/ die Wermut meineꝛ Freude/ Die Wahlſtat meines Thuns gibt Feuer meinem Leide. Sie/ und zugleich jhr Todt/ ſie machen traurig mich. O Anfang meiner Pein/ O Ende meines Lebens/ Du biſt nun Finſternuͤß/ nach dir ſeh ich vergebens/ Kom/ ſchau mich auch/ ich bin wie du/ mein gantzes Jch. XLIX. Vber jhr Grab. HJer liget Marnia begraben gar allein. (Knabe Doch auch alleine nicht/ weil Venus leichter Jhꝛ zum Begraͤbnuͤß nach den Pfeil uñ Bogen gabe/ Den Koͤcher/ und was ſonſt ſtaͤts ſeine Waffen ſeyn. Der Hals/ der rothe Mund/ der Augen heller Schein/ Der Lippen ſuͤſſe Glut/ des Hauptes Zier uñ Hobe/ Des L iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/193
Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/193>, abgerufen am 24.11.2024.