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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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Bis daß sie kamen in das wilde Thal,
Wo jezt die Muotta zwischen Wiesen rinnt --
Nicht Menschenspuren waren hier zu sehen,
Nur eine Hütte stand am Ufer einsam,
Da saß ein Mann, und wartete der Fähre --
Doch heftig wogete der See und war
Nicht fahrbar; da besahen sie das Land
Sich näher und gewahrten schöne Fülle
Des Holzes und entdeckten gute Brunnen,
Und meinten, sich im lieben Vaterland
Zu finden -- Da beschlossen sie zu bleiben,
Erbaueten den alten Flecken Schwytz,
Und hatten manchen sauren Tag, den Wald
Mit weitverschlungnen Wurzeln auszuroden --
Drauf als der Boden nicht mehr Gnügen that
Der Zahl des Volks, da zogen sie hinüber
Zum schwarzen Berg, ja bis an's Weißland hin,
Wo hinter ewgem Eiseswall verborgen,
Ein andres Volk in andern Zungen spricht.
Den Flecken Stanz erbauten sie am Kernwald,
Den Flecken Altorf in dem Thal der Reuß --
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Bis daß ſie kamen in das wilde Thal,
Wo jezt die Muotta zwiſchen Wieſen rinnt —
Nicht Menſchenſpuren waren hier zu ſehen,
Nur eine Huͤtte ſtand am Ufer einſam,
Da ſaß ein Mann, und wartete der Faͤhre —
Doch heftig wogete der See und war
Nicht fahrbar; da beſahen ſie das Land
Sich naͤher und gewahrten ſchoͤne Fuͤlle
Des Holzes und entdeckten gute Brunnen,
Und meinten, ſich im lieben Vaterland
Zu finden — Da beſchloſſen ſie zu bleiben,
Erbaueten den alten Flecken Schwytz,
Und hatten manchen ſauren Tag, den Wald
Mit weitverſchlungnen Wurzeln auszuroden —
Drauf als der Boden nicht mehr Gnuͤgen that
Der Zahl des Volks, da zogen ſie hinuͤber
Zum ſchwarzen Berg, ja bis an’s Weißland hin,
Wo hinter ewgem Eiſeswall verborgen,
Ein andres Volk in andern Zungen ſpricht.
Den Flecken Stanz erbauten ſie am Kernwald,
Den Flecken Altorf in dem Thal der Reuß —
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[85/0099] Bis daß ſie kamen in das wilde Thal, Wo jezt die Muotta zwiſchen Wieſen rinnt — Nicht Menſchenſpuren waren hier zu ſehen, Nur eine Huͤtte ſtand am Ufer einſam, Da ſaß ein Mann, und wartete der Faͤhre — Doch heftig wogete der See und war Nicht fahrbar; da beſahen ſie das Land Sich naͤher und gewahrten ſchoͤne Fuͤlle Des Holzes und entdeckten gute Brunnen, Und meinten, ſich im lieben Vaterland Zu finden — Da beſchloſſen ſie zu bleiben, Erbaueten den alten Flecken Schwytz, Und hatten manchen ſauren Tag, den Wald Mit weitverſchlungnen Wurzeln auszuroden — Drauf als der Boden nicht mehr Gnuͤgen that Der Zahl des Volks, da zogen ſie hinuͤber Zum ſchwarzen Berg, ja bis an’s Weißland hin, Wo hinter ewgem Eiſeswall verborgen, Ein andres Volk in andern Zungen ſpricht. Den Flecken Stanz erbauten ſie am Kernwald, Den Flecken Altorf in dem Thal der Reuß — h

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/99>, abgerufen am 03.05.2024.