Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Ob dem gewaltsam neuen Regiment, Denn so wie ihre Alpen fort und fort Dieselben Kräuter nähren, ihre Brunnen Gleichförmig fließen, Wolken selbst und Winde Den gleichen Strich unwandelbar befolgen, So hat die alte Sitte hier vom Ahn Zum Enkel unverändert fort bestanden, Nicht tragen sie verwegne Neuerung Im altgewohnten gleichen Gang des Lebens. -- Die harten Hände reichten sie mir dar, Von den Wänden langten sie die rostgen Schwerter, Und aus den Augen blizte freudiges Gefühl des Muths, als ich die Nahmen nannte, Die im Gebirg dem Landmann heilig sind, Den eurigen und Walther Fürsts -- Was euch Recht würde dünken, schwuren sie zu thun, Euch schwuren sie bis in den Tod zu folgen. -- So eilt ich sicher unterm heilgen Schirm Des Gastrechts von Gehöfte zu Gehöfte -- Und als ich kam in's heimatliche Thal, Wo mir die Vettern viel verbreitet wohnen --
Ob dem gewaltſam neuen Regiment, Denn ſo wie ihre Alpen fort und fort Dieſelben Kraͤuter naͤhren, ihre Brunnen Gleichfoͤrmig fließen, Wolken ſelbſt und Winde Den gleichen Strich unwandelbar befolgen, So hat die alte Sitte hier vom Ahn Zum Enkel unveraͤndert fort beſtanden, Nicht tragen ſie verwegne Neuerung Im altgewohnten gleichen Gang des Lebens. — Die harten Haͤnde reichten ſie mir dar, Von den Waͤnden langten ſie die roſtgen Schwerter, Und aus den Augen blizte freudiges Gefuͤhl des Muths, als ich die Nahmen nannte, Die im Gebirg dem Landmann heilig ſind, Den eurigen und Walther Fuͤrſts — Was euch Recht wuͤrde duͤnken, ſchwuren ſie zu thun, Euch ſchwuren ſie bis in den Tod zu folgen. — So eilt ich ſicher unterm heilgen Schirm Des Gaſtrechts von Gehoͤfte zu Gehoͤfte — Und als ich kam in’s heimatliche Thal, Wo mir die Vettern viel verbreitet wohnen — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEL"> <p><pb facs="#f0088" n="74"/> Ob dem gewaltſam neuen Regiment,<lb/> Denn ſo wie ihre Alpen fort und fort<lb/> Dieſelben Kraͤuter naͤhren, ihre Brunnen<lb/> Gleichfoͤrmig fließen, Wolken ſelbſt und Winde<lb/> Den gleichen Strich unwandelbar befolgen,<lb/> So hat die alte Sitte hier vom Ahn<lb/> Zum Enkel unveraͤndert fort beſtanden,<lb/> Nicht tragen ſie verwegne Neuerung<lb/> Im altgewohnten gleichen Gang des Lebens.<lb/> — Die harten Haͤnde reichten ſie mir dar,<lb/> Von den Waͤnden langten ſie die roſtgen Schwerter,<lb/> Und aus den Augen blizte freudiges<lb/> Gefuͤhl des Muths, als ich die Nahmen nannte,<lb/> Die im Gebirg dem Landmann heilig ſind,<lb/> Den eurigen und Walther Fuͤrſts — Was euch<lb/> Recht wuͤrde duͤnken, ſchwuren ſie zu thun,<lb/> Euch ſchwuren ſie bis in den Tod zu folgen.<lb/> — So eilt ich ſicher unterm heilgen Schirm<lb/> Des Gaſtrechts von Gehoͤfte zu Gehoͤfte —<lb/> Und als ich kam in’s heimatliche Thal,<lb/> Wo mir die Vettern viel verbreitet wohnen —<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0088]
Ob dem gewaltſam neuen Regiment,
Denn ſo wie ihre Alpen fort und fort
Dieſelben Kraͤuter naͤhren, ihre Brunnen
Gleichfoͤrmig fließen, Wolken ſelbſt und Winde
Den gleichen Strich unwandelbar befolgen,
So hat die alte Sitte hier vom Ahn
Zum Enkel unveraͤndert fort beſtanden,
Nicht tragen ſie verwegne Neuerung
Im altgewohnten gleichen Gang des Lebens.
— Die harten Haͤnde reichten ſie mir dar,
Von den Waͤnden langten ſie die roſtgen Schwerter,
Und aus den Augen blizte freudiges
Gefuͤhl des Muths, als ich die Nahmen nannte,
Die im Gebirg dem Landmann heilig ſind,
Den eurigen und Walther Fuͤrſts — Was euch
Recht wuͤrde duͤnken, ſchwuren ſie zu thun,
Euch ſchwuren ſie bis in den Tod zu folgen.
— So eilt ich ſicher unterm heilgen Schirm
Des Gaſtrechts von Gehoͤfte zu Gehoͤfte —
Und als ich kam in’s heimatliche Thal,
Wo mir die Vettern viel verbreitet wohnen —
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