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Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

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andern, und spricht mit sanfter, von Thränen erstickter
Stimme)

O eine edle Himmelsgabe ist
Das Licht des Auges -- Alle Wesen leben
Vom Lichte, jedes glückliche Geschöpf --
Die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte.
Und er muß sitzen, fühlend, in der Nacht,
Im ewig finstern -- ihn erquickt nicht mehr
Der Matten warmes Grün, der Blumen Schmelz,
Die rothen Firnen kann er nicht mehr schauen --
Sterben ist nichts -- doch leben und nicht sehen,
Das ist ein Unglück -- Warum seht ihr mich
So jammernd an? Ich hab' zwey frische Augen,
Und kann dem blinden Vater keines geben,
Nicht einen Schimmer von dem Meer des Lichts,
Das glanzvoll, blendend, mir ins Auge dringt.

Stauffacher
Ach, ich muß euren Jammer noch vergrößern,
Statt ihn zu heilen -- Er bedarf noch mehr!
Denn alles hat der Landvogt ihm geraubt,
Nichts hat er ihm gelassen als den Stab,
Um nakt und blind von Thür zu Thür zu wandern.

andern, und ſpricht mit ſanfter, von Thraͤnen erſtickter
Stimme)

O eine edle Himmelsgabe iſt
Das Licht des Auges — Alle Weſen leben
Vom Lichte, jedes gluͤckliche Geſchoͤpf —
Die Pflanze ſelbſt kehrt freudig ſich zum Lichte.
Und er muß ſitzen, fuͤhlend, in der Nacht,
Im ewig finſtern — ihn erquickt nicht mehr
Der Matten warmes Gruͤn, der Blumen Schmelz,
Die rothen Firnen kann er nicht mehr ſchauen —
Sterben iſt nichts — doch leben und nicht ſehen,
Das iſt ein Ungluͤck — Warum ſeht ihr mich
So jammernd an? Ich hab’ zwey friſche Augen,
Und kann dem blinden Vater keines geben,
Nicht einen Schimmer von dem Meer des Lichts,
Das glanzvoll, blendend, mir ins Auge dringt.

Stauffacher
Ach, ich muß euren Jammer noch vergroͤßern,
Statt ihn zu heilen — Er bedarf noch mehr!
Denn alles hat der Landvogt ihm geraubt,
Nichts hat er ihm gelaſſen als den Stab,
Um nakt und blind von Thuͤr zu Thuͤr zu wandern.

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[46/0060] andern, und ſpricht mit ſanfter, von Thraͤnen erſtickter Stimme) O eine edle Himmelsgabe iſt Das Licht des Auges — Alle Weſen leben Vom Lichte, jedes gluͤckliche Geſchoͤpf — Die Pflanze ſelbſt kehrt freudig ſich zum Lichte. Und er muß ſitzen, fuͤhlend, in der Nacht, Im ewig finſtern — ihn erquickt nicht mehr Der Matten warmes Gruͤn, der Blumen Schmelz, Die rothen Firnen kann er nicht mehr ſchauen — Sterben iſt nichts — doch leben und nicht ſehen, Das iſt ein Ungluͤck — Warum ſeht ihr mich So jammernd an? Ich hab’ zwey friſche Augen, Und kann dem blinden Vater keines geben, Nicht einen Schimmer von dem Meer des Lichts, Das glanzvoll, blendend, mir ins Auge dringt. Stauffacher Ach, ich muß euren Jammer noch vergroͤßern, Statt ihn zu heilen — Er bedarf noch mehr! Denn alles hat der Landvogt ihm geraubt, Nichts hat er ihm gelaſſen als den Stab, Um nakt und blind von Thuͤr zu Thuͤr zu wandern.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/60>, abgerufen am 24.11.2024.