Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804. Tell Die Schlange sticht nicht ungereizt. Sie werden endlich doch von selbst ermüden, Wenn sie die Lande ruhig bleiben seh'n. Stauffacher Wir könnten viel, wenn wir zusammen stünden. Tell Beim Schiffbruch hilft der Einzelne sich leichter. Stauffacher So kalt verlaßt ihr die gemeine Sache? Tell Ein jeder zählt nur sicher auf sich selbst. Stauffacher Verbunden werden auch die Schwachen mächtig. Tell Der Starke ist am mächtigsten allein. Stauffacher So kann das Vaterland auf euch nicht zählen, Wenn es verzweiflungsvoll zur Nothwehr greift? Tell (giebt ihm die Hand) Der Tell holt ein verlornes Lamm vom Abgrund, Tell Die Schlange ſticht nicht ungereizt. Sie werden endlich doch von ſelbſt ermuͤden, Wenn ſie die Lande ruhig bleiben ſeh’n. Stauffacher Wir koͤnnten viel, wenn wir zuſammen ſtuͤnden. Tell Beim Schiffbruch hilft der Einzelne ſich leichter. Stauffacher So kalt verlaßt ihr die gemeine Sache? Tell Ein jeder zaͤhlt nur ſicher auf ſich ſelbſt. Stauffacher Verbunden werden auch die Schwachen maͤchtig. Tell Der Starke iſt am maͤchtigſten allein. Stauffacher So kann das Vaterland auf euch nicht zaͤhlen, Wenn es verzweiflungsvoll zur Nothwehr greift? Tell (giebt ihm die Hand) Der Tell holt ein verlornes Lamm vom Abgrund, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0048" n="34"/> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>Die Schlange ſticht nicht ungereizt.<lb/> Sie werden endlich doch von ſelbſt ermuͤden,<lb/> Wenn ſie die Lande ruhig bleiben ſeh’n.</p><lb/> </sp> <sp who="#STA"> <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/> <p>Wir koͤnnten viel, wenn wir zuſammen ſtuͤnden.</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>Beim Schiffbruch hilft der Einzelne ſich leichter.</p><lb/> </sp> <sp who="#STA"> <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/> <p>So kalt verlaßt ihr die gemeine Sache?</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>Ein jeder zaͤhlt nur ſicher auf ſich ſelbſt.</p><lb/> </sp> <sp who="#STA"> <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/> <p>Verbunden werden auch die Schwachen maͤchtig.</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/> <p>Der Starke iſt am maͤchtigſten <hi rendition="#g">allein</hi>.</p><lb/> </sp> <sp who="#STA"> <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/> <p>So kann das Vaterland auf euch nicht zaͤhlen,<lb/> Wenn es verzweiflungsvoll zur Nothwehr greift?</p><lb/> </sp> <sp who="#TEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker> <stage>(giebt ihm die Hand)</stage><lb/> <p>Der Tell holt ein verlornes Lamm vom Abgrund,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0048]
Tell
Die Schlange ſticht nicht ungereizt.
Sie werden endlich doch von ſelbſt ermuͤden,
Wenn ſie die Lande ruhig bleiben ſeh’n.
Stauffacher
Wir koͤnnten viel, wenn wir zuſammen ſtuͤnden.
Tell
Beim Schiffbruch hilft der Einzelne ſich leichter.
Stauffacher
So kalt verlaßt ihr die gemeine Sache?
Tell
Ein jeder zaͤhlt nur ſicher auf ſich ſelbſt.
Stauffacher
Verbunden werden auch die Schwachen maͤchtig.
Tell
Der Starke iſt am maͤchtigſten allein.
Stauffacher
So kann das Vaterland auf euch nicht zaͤhlen,
Wenn es verzweiflungsvoll zur Nothwehr greift?
Tell (giebt ihm die Hand)
Der Tell holt ein verlornes Lamm vom Abgrund,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/48 |
Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/48>, abgerufen am 16.02.2025. |