Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Dieß sagend ritt er trutziglich von dannen, Ich aber blieb mit kummervoller Seele, Das Wort bedenkend, das der Böse sprach. Gertrud Mein lieber Herr und Ehewirth! Magst du Ein redlich Wort von deinem Weib vernehmen? Des edeln Ibergs Tochter rühm ich mich, Des viel erfahrnen Mann's. Wir Schwestern saßen, Die Wolle spinnend, in den langen Nächten, Wenn bei dem Vater sich des Volkes Häupter Versammelten, die Pergamente lasen Der alten Kaiser, und des Landes Wohl Bedachten in vernünftigem Gespräch. Aufmerkend hört' ich da manch kluges Wort, Was der Verständge denkt, der Gute wünscht, Und still im Herzen hab ich mirs bewahrt. So höre denn und acht' auf meine Rede, Denn was dich preßte, sieh das wußt ich längst. -- Dir grollt der Landvogt, möchte gern dir schaden, Denn du bist ihm ein Hinderniß, daß sich
Dieß ſagend ritt er trutziglich von dannen, Ich aber blieb mit kummervoller Seele, Das Wort bedenkend, das der Boͤſe ſprach. Gertrud Mein lieber Herr und Ehewirth! Magſt du Ein redlich Wort von deinem Weib vernehmen? Des edeln Ibergs Tochter ruͤhm ich mich, Des viel erfahrnen Mann’s. Wir Schweſtern ſaßen, Die Wolle ſpinnend, in den langen Naͤchten, Wenn bei dem Vater ſich des Volkes Haͤupter Verſammelten, die Pergamente laſen Der alten Kaiſer, und des Landes Wohl Bedachten in vernuͤnftigem Geſpraͤch. Aufmerkend hoͤrt’ ich da manch kluges Wort, Was der Verſtaͤndge denkt, der Gute wuͤnſcht, Und ſtill im Herzen hab ich mirs bewahrt. So hoͤre denn und acht’ auf meine Rede, Denn was dich preßte, ſieh das wußt ich laͤngſt. — Dir grollt der Landvogt, moͤchte gern dir ſchaden, Denn du biſt ihm ein Hinderniß, daß ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#STA"> <p><pb facs="#f0034" n="20"/> Dieß ſagend ritt er trutziglich von dannen,<lb/> Ich aber blieb mit kummervoller Seele,<lb/> Das Wort bedenkend, das der Boͤſe ſprach.</p><lb/> </sp> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#g">Gertrud</hi> </speaker><lb/> <p>Mein lieber Herr und Ehewirth! Magſt du<lb/> Ein redlich Wort von deinem Weib vernehmen?<lb/> Des edeln Ibergs Tochter ruͤhm ich mich,<lb/> Des viel erfahrnen Mann’s. Wir Schweſtern ſaßen,<lb/> Die Wolle ſpinnend, in den langen Naͤchten,<lb/> Wenn bei dem Vater ſich des Volkes Haͤupter<lb/> Verſammelten, die Pergamente laſen<lb/> Der alten Kaiſer, und des Landes Wohl<lb/> Bedachten in vernuͤnftigem Geſpraͤch.<lb/> Aufmerkend hoͤrt’ ich da manch kluges Wort,<lb/> Was der Verſtaͤndge denkt, der Gute wuͤnſcht,<lb/> Und ſtill im Herzen hab ich mirs bewahrt.<lb/> So hoͤre denn und acht’ auf meine Rede,<lb/> Denn was dich preßte, ſieh das wußt ich laͤngſt.<lb/> — Dir grollt der Landvogt, moͤchte gern dir ſchaden,<lb/> Denn du biſt ihm ein Hinderniß, daß ſich<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0034]
Dieß ſagend ritt er trutziglich von dannen,
Ich aber blieb mit kummervoller Seele,
Das Wort bedenkend, das der Boͤſe ſprach.
Gertrud
Mein lieber Herr und Ehewirth! Magſt du
Ein redlich Wort von deinem Weib vernehmen?
Des edeln Ibergs Tochter ruͤhm ich mich,
Des viel erfahrnen Mann’s. Wir Schweſtern ſaßen,
Die Wolle ſpinnend, in den langen Naͤchten,
Wenn bei dem Vater ſich des Volkes Haͤupter
Verſammelten, die Pergamente laſen
Der alten Kaiſer, und des Landes Wohl
Bedachten in vernuͤnftigem Geſpraͤch.
Aufmerkend hoͤrt’ ich da manch kluges Wort,
Was der Verſtaͤndge denkt, der Gute wuͤnſcht,
Und ſtill im Herzen hab ich mirs bewahrt.
So hoͤre denn und acht’ auf meine Rede,
Denn was dich preßte, ſieh das wußt ich laͤngſt.
— Dir grollt der Landvogt, moͤchte gern dir ſchaden,
Denn du biſt ihm ein Hinderniß, daß ſich
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/34>, abgerufen am 16.02.2025. |