Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.
Sie alle ziehen ihres Weges fort An ihr Geschäft -- und Meines ist der Mord! (sezt sich) Sonst wenn der Vater auszog, liebe Kinder, Da war ein Freuen, wenn er wieder kam, Denn niemals kehrt' er heim, er bracht' euch etwas, Wars eine schöne Alpenblume, wars Ein seltner Vogel oder Ammonshorn, Wie es der Wandrer findet auf den Bergen -- Jezt geht er einem andern Waidwerk nach, Am wilden Weg sizt er mit Mordgedanken, Des Feindes Leben ists, worauf er lauert. -- Und doch an euch nur denkt er, lieben Kinder, Auch jezt -- Euch zu vertheidgen, eure holde Unschuld Zu schützen vor der Rache des Tyrannen Will er zum Morde jezt den Bogen spannen! (steht auf) Ich laure auf ein edles Wild -- Läßt sichs Der Jäger nicht verdrießen, Tage lang Umher zu streifen in des Winters Strenge, Von Fels zu Fels den Wagesprung zu thun,
Sie alle ziehen ihres Weges fort An ihr Geſchaͤft — und Meines iſt der Mord! (ſezt ſich) Sonſt wenn der Vater auszog, liebe Kinder, Da war ein Freuen, wenn er wieder kam, Denn niemals kehrt’ er heim, er bracht’ euch etwas, Wars eine ſchoͤne Alpenblume, wars Ein ſeltner Vogel oder Ammonshorn, Wie es der Wandrer findet auf den Bergen — Jezt geht er einem andern Waidwerk nach, Am wilden Weg ſizt er mit Mordgedanken, Des Feindes Leben iſts, worauf er lauert. — Und doch an euch nur denkt er, lieben Kinder, Auch jezt — Euch zu vertheidgen, eure holde Unſchuld Zu ſchuͤtzen vor der Rache des Tyrannen Will er zum Morde jezt den Bogen ſpannen! (ſteht auf) Ich laure auf ein edles Wild — Laͤßt ſichs Der Jaͤger nicht verdrießen, Tage lang Umher zu ſtreifen in des Winters Strenge, Von Fels zu Fels den Wageſprung zu thun, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#TEL"> <p><pb facs="#f0202" n="188"/> Sie alle ziehen ihres Weges fort<lb/> An ihr Geſchaͤft — und Meines iſt der Mord!</p><lb/> <stage>(ſezt ſich)</stage><lb/> <p>Sonſt wenn der Vater auszog, liebe Kinder,<lb/> Da war ein Freuen, wenn er wieder kam,<lb/> Denn niemals kehrt’ er heim, er bracht’ euch etwas,<lb/> Wars eine ſchoͤne Alpenblume, wars<lb/> Ein ſeltner Vogel oder Ammonshorn,<lb/> Wie es der Wandrer findet auf den Bergen —<lb/> Jezt geht er einem andern Waidwerk nach,<lb/> Am wilden Weg ſizt er mit Mordgedanken,<lb/> Des Feindes Leben iſts, worauf er lauert.<lb/> — Und doch an <hi rendition="#g">euch</hi> nur denkt er, lieben Kinder,<lb/> Auch jezt — Euch zu vertheidgen, eure holde Unſchuld<lb/> Zu ſchuͤtzen vor der Rache des Tyrannen<lb/> Will er zum Morde jezt den Bogen ſpannen!</p><lb/> <stage>(ſteht auf)</stage><lb/> <p>Ich laure auf ein edles Wild — Laͤßt ſichs<lb/> Der Jaͤger nicht verdrießen, Tage lang<lb/> Umher zu ſtreifen in des Winters Strenge,<lb/> Von Fels zu Fels den Wageſprung zu thun,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0202]
Sie alle ziehen ihres Weges fort
An ihr Geſchaͤft — und Meines iſt der Mord!
(ſezt ſich)
Sonſt wenn der Vater auszog, liebe Kinder,
Da war ein Freuen, wenn er wieder kam,
Denn niemals kehrt’ er heim, er bracht’ euch etwas,
Wars eine ſchoͤne Alpenblume, wars
Ein ſeltner Vogel oder Ammonshorn,
Wie es der Wandrer findet auf den Bergen —
Jezt geht er einem andern Waidwerk nach,
Am wilden Weg ſizt er mit Mordgedanken,
Des Feindes Leben iſts, worauf er lauert.
— Und doch an euch nur denkt er, lieben Kinder,
Auch jezt — Euch zu vertheidgen, eure holde Unſchuld
Zu ſchuͤtzen vor der Rache des Tyrannen
Will er zum Morde jezt den Bogen ſpannen!
(ſteht auf)
Ich laure auf ein edles Wild — Laͤßt ſichs
Der Jaͤger nicht verdrießen, Tage lang
Umher zu ſtreifen in des Winters Strenge,
Von Fels zu Fels den Wageſprung zu thun,
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/202>, abgerufen am 05.07.2024. |