Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Melchthal
O hätten wirs mit frischer That vollendet,
Verzeihs Gott denen, die zum Aufschub riethen!

Geßler (zum Tell)
Ans Werk! Man führt die Waffen nicht vergebens.
Gefährlich ists, ein Mordgewehr zu tragen,
Und auf den Schützen springt der Pfeil zurück.
Dieß stolze Recht, das sich der Bauer nimmt,
Beleidiget den höchsten Herrn des Landes.
Gewaffnet sei Niemand, als wer gebietet.
Freuts euch, den Pfeil zu führen und den Bogen,
Wohl, so will ich das Ziel euch dazu geben.

Tell
(spannt die Armbrust und legt den Pfeil auf)
Oefnet die Gasse! Platz!
Stauffacher
Was Tell? Ihr wolltet -- Nimmermehr -- Ihr zittert,
Die Hand erbebt euch, eure Kniee wanken --

Tell (läßt die Armbrust sinken)
Mir schwimmt es vor den Augen!
Melchthal
O haͤtten wirs mit friſcher That vollendet,
Verzeihs Gott denen, die zum Aufſchub riethen!

Geßler (zum Tell)
Ans Werk! Man fuͤhrt die Waffen nicht vergebens.
Gefaͤhrlich iſts, ein Mordgewehr zu tragen,
Und auf den Schuͤtzen ſpringt der Pfeil zuruͤck.
Dieß ſtolze Recht, das ſich der Bauer nimmt,
Beleidiget den hoͤchſten Herrn des Landes.
Gewaffnet ſei Niemand, als wer gebietet.
Freuts euch, den Pfeil zu fuͤhren und den Bogen,
Wohl, ſo will ich das Ziel euch dazu geben.

Tell
(ſpannt die Armbruſt und legt den Pfeil auf)
Oefnet die Gaſſe! Platz!
Stauffacher
Was Tell? Ihr wolltet — Nimmermehr — Ihr zittert,
Die Hand erbebt euch, eure Kniee wanken —

Tell (läßt die Armbruſt ſinken)
Mir ſchwimmt es vor den Augen!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0155" n="141"/>
          <sp who="#MEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Melchthal</hi> </speaker><lb/>
            <p>O ha&#x0364;tten wirs mit fri&#x017F;cher That vollendet,<lb/>
Verzeihs Gott denen, die zum Auf&#x017F;chub riethen!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#GEAE">
            <speaker> <hi rendition="#g">Geßler</hi> </speaker>
            <stage>(zum Tell)</stage><lb/>
            <p>Ans Werk! Man fu&#x0364;hrt die Waffen nicht vergebens.<lb/>
Gefa&#x0364;hrlich i&#x017F;ts, ein Mordgewehr zu tragen,<lb/>
Und auf den Schu&#x0364;tzen &#x017F;pringt der Pfeil zuru&#x0364;ck.<lb/>
Dieß &#x017F;tolze Recht, das &#x017F;ich der Bauer nimmt,<lb/>
Beleidiget den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Herrn des Landes.<lb/>
Gewaffnet &#x017F;ei Niemand, als wer gebietet.<lb/>
Freuts euch, den Pfeil zu fu&#x0364;hren und den Bogen,<lb/>
Wohl, &#x017F;o will <hi rendition="#g">ich</hi> das Ziel euch dazu geben.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker><lb/>
            <stage>(&#x017F;pannt die Armbru&#x017F;t und legt den Pfeil auf)</stage><lb/>
            <p>Oefnet die Ga&#x017F;&#x017F;e! Platz!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stauffacher</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was Tell? Ihr wolltet &#x2014; Nimmermehr &#x2014; Ihr zittert,<lb/>
Die Hand erbebt euch, eure Kniee wanken &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#g">Tell</hi> </speaker>
            <stage>(läßt die Armbru&#x017F;t &#x017F;inken)</stage><lb/>
            <p>Mir &#x017F;chwimmt es vor den Augen!</p><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0155] Melchthal O haͤtten wirs mit friſcher That vollendet, Verzeihs Gott denen, die zum Aufſchub riethen! Geßler (zum Tell) Ans Werk! Man fuͤhrt die Waffen nicht vergebens. Gefaͤhrlich iſts, ein Mordgewehr zu tragen, Und auf den Schuͤtzen ſpringt der Pfeil zuruͤck. Dieß ſtolze Recht, das ſich der Bauer nimmt, Beleidiget den hoͤchſten Herrn des Landes. Gewaffnet ſei Niemand, als wer gebietet. Freuts euch, den Pfeil zu fuͤhren und den Bogen, Wohl, ſo will ich das Ziel euch dazu geben. Tell (ſpannt die Armbruſt und legt den Pfeil auf) Oefnet die Gaſſe! Platz! Stauffacher Was Tell? Ihr wolltet — Nimmermehr — Ihr zittert, Die Hand erbebt euch, eure Kniee wanken — Tell (läßt die Armbruſt ſinken) Mir ſchwimmt es vor den Augen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/155
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Wilhelm Tell. Tübingen, 1804, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_tell_1804/155>, abgerufen am 22.11.2024.