Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite
Kennedy.
Die Jugend mildert eure Schuld. Ihr wart
So zarten Alters noch.

Maria.
So zart, und lud
Die schwere Schuld auf mein so junges Leben.

Kennedy.
Ihr wart durch blutige Beleidigung
Gereizt und durch des Mannes Uebermuth,
Den eure Liebe aus der Dunkelheit
Wie eine Götterhand hervorgezogen,
Den ihr durch euer Brautgemach zum Throne
Geführt, mit eurer blühenden Person
Beglückt und eurer angestammten Krone.
Konnt er vergessen, daß sein prangend Loos
Der Liebe großmuthsvolle Schöpfung war?
Und doch vergaß er's, der Unwürdige!
Beleidigte mit niedrigem Verdacht,
Mit rohen Sitten eure Zärtlichkeit,
Und widerwärtig wurd' er euren Augen
Der Zauber schwand, der euren Blick getäuscht,
Ihr floht erzürnt des Schändlichen Umarmung
Und gabt ihn der Verachtung preiß -- Und er --
Versucht er's, eure Gunst zurück zu rufen?
Bat er um Gnade? Warf er sich bereuend
Kennedy.
Die Jugend mildert eure Schuld. Ihr wart
So zarten Alters noch.

Maria.
So zart, und lud
Die ſchwere Schuld auf mein ſo junges Leben.

Kennedy.
Ihr wart durch blutige Beleidigung
Gereizt und durch des Mannes Uebermuth,
Den eure Liebe aus der Dunkelheit
Wie eine Goͤtterhand hervorgezogen,
Den ihr durch euer Brautgemach zum Throne
Gefuͤhrt, mit eurer bluͤhenden Perſon
Begluͤckt und eurer angeſtammten Krone.
Konnt er vergeſſen, daß ſein prangend Loos
Der Liebe großmuthsvolle Schoͤpfung war?
Und doch vergaß er's, der Unwuͤrdige!
Beleidigte mit niedrigem Verdacht,
Mit rohen Sitten eure Zaͤrtlichkeit,
Und widerwaͤrtig wurd' er euren Augen
Der Zauber ſchwand, der euren Blick getaͤuſcht,
Ihr floht erzuͤrnt des Schaͤndlichen Umarmung
Und gabt ihn der Verachtung preiß — Und er —
Verſucht er's, eure Gunſt zuruͤck zu rufen?
Bat er um Gnade? Warf er ſich bereuend
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0028" n="22"/>
          <sp who="#HANKEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Die Jugend mildert eure Schuld. Ihr wart<lb/>
So zarten Alters noch.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MARSTUA">
            <speaker><hi rendition="#g">Maria</hi>.</speaker><lb/>
            <p>So zart, und lud<lb/>
Die &#x017F;chwere Schuld auf mein &#x017F;o junges Leben.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#HANKEN">
            <speaker><hi rendition="#g">Kennedy</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ihr wart durch blutige Beleidigung<lb/>
Gereizt und durch des Mannes Uebermuth,<lb/>
Den eure Liebe aus der Dunkelheit<lb/>
Wie eine Go&#x0364;tterhand hervorgezogen,<lb/>
Den ihr durch euer Brautgemach zum Throne<lb/>
Gefu&#x0364;hrt, mit eurer blu&#x0364;henden Per&#x017F;on<lb/>
Beglu&#x0364;ckt und eurer ange&#x017F;tammten Krone.<lb/>
Konnt er verge&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ein prangend Loos<lb/>
Der Liebe großmuthsvolle Scho&#x0364;pfung war?<lb/>
Und doch vergaß er's, der Unwu&#x0364;rdige!<lb/>
Beleidigte mit niedrigem Verdacht,<lb/>
Mit rohen Sitten eure Za&#x0364;rtlichkeit,<lb/>
Und widerwa&#x0364;rtig wurd' er euren Augen<lb/>
Der Zauber &#x017F;chwand, der euren Blick geta&#x0364;u&#x017F;cht,<lb/>
Ihr floht erzu&#x0364;rnt des Scha&#x0364;ndlichen Umarmung<lb/>
Und gabt ihn der Verachtung preiß &#x2014; Und er &#x2014;<lb/>
Ver&#x017F;ucht er's, eure Gun&#x017F;t zuru&#x0364;ck zu rufen?<lb/>
Bat er um Gnade? Warf er &#x017F;ich bereuend<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0028] Kennedy. Die Jugend mildert eure Schuld. Ihr wart So zarten Alters noch. Maria. So zart, und lud Die ſchwere Schuld auf mein ſo junges Leben. Kennedy. Ihr wart durch blutige Beleidigung Gereizt und durch des Mannes Uebermuth, Den eure Liebe aus der Dunkelheit Wie eine Goͤtterhand hervorgezogen, Den ihr durch euer Brautgemach zum Throne Gefuͤhrt, mit eurer bluͤhenden Perſon Begluͤckt und eurer angeſtammten Krone. Konnt er vergeſſen, daß ſein prangend Loos Der Liebe großmuthsvolle Schoͤpfung war? Und doch vergaß er's, der Unwuͤrdige! Beleidigte mit niedrigem Verdacht, Mit rohen Sitten eure Zaͤrtlichkeit, Und widerwaͤrtig wurd' er euren Augen Der Zauber ſchwand, der euren Blick getaͤuſcht, Ihr floht erzuͤrnt des Schaͤndlichen Umarmung Und gabt ihn der Verachtung preiß — Und er — Verſucht er's, eure Gunſt zuruͤck zu rufen? Bat er um Gnade? Warf er ſich bereuend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/28
Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/28>, abgerufen am 24.11.2024.