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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

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Ob sie dem kecken Jüngling ihre Ehre
Und fürstliche Person vertrauen dürfe,
Erwartete die Königin den Morgen.
-- Da wird ein Auflauf in dem Schloß, ein Pochen
Schreckt unser Ohr, und vieler Hämmer Schlag,
Wir glauben, die Befreier zu vernehmen,
Die Hoffnung winkt, der süße Trieb des Lebens
Wacht unwillkührlich, allgewaltig auf --
Da öffnet sich die Thür -- Sir Paulet ists,
Der uns verkündigt -- daß -- die Zimmerer
Zu unsern Füßen das Gerüst aufschlagen!

(Sie wendet sich ab, von heftigem Schmerz ergriffen.)
Melvil.
Gerechter Gott! O sagt mir! Wie ertrug
Maria diesen fürchterlichen Wechsel?

Kennedy.
(nach einer Pause, worin sie sich wieder etwas gefaßt hat)
Man lös't sich nicht allmählig von dem Leben!
Mit Einem Mal, schnell augenblicklich muß
Der Tausch geschehen zwischen Zeitlichem
Und Ewigem, und Gott gewährte meiner Lady
In diesem Augenblick, der Erde Hoffnung
Zurück zu stoßen mit entschloßner Seele,
Und glaubenvoll den Himmel zu ergreifen.
Kein Merkmal bleicher Furcht, kein Wort der Klage
Ob ſie dem kecken Juͤngling ihre Ehre
Und fuͤrſtliche Perſon vertrauen duͤrfe,
Erwartete die Koͤnigin den Morgen.
— Da wird ein Auflauf in dem Schloß, ein Pochen
Schreckt unſer Ohr, und vieler Haͤmmer Schlag,
Wir glauben, die Befreier zu vernehmen,
Die Hoffnung winkt, der ſuͤße Trieb des Lebens
Wacht unwillkuͤhrlich, allgewaltig auf —
Da oͤffnet ſich die Thuͤr — Sir Paulet iſts,
Der uns verkuͤndigt — daß — die Zimmerer
Zu unſern Fuͤßen das Geruͤſt aufſchlagen!

(Sie wendet ſich ab, von heftigem Schmerz ergriffen.)
Melvil.
Gerechter Gott! O ſagt mir! Wie ertrug
Maria dieſen fuͤrchterlichen Wechſel?

Kennedy.
(nach einer Pauſe, worin ſie ſich wieder etwas gefaßt hat)
Man loͤſ't ſich nicht allmaͤhlig von dem Leben!
Mit Einem Mal, ſchnell augenblicklich muß
Der Tauſch geſchehen zwiſchen Zeitlichem
Und Ewigem, und Gott gewaͤhrte meiner Lady
In dieſem Augenblick, der Erde Hoffnung
Zuruͤck zu ſtoßen mit entſchloßner Seele,
Und glaubenvoll den Himmel zu ergreifen.
Kein Merkmal bleicher Furcht, kein Wort der Klage
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[199/0205] Ob ſie dem kecken Juͤngling ihre Ehre Und fuͤrſtliche Perſon vertrauen duͤrfe, Erwartete die Koͤnigin den Morgen. — Da wird ein Auflauf in dem Schloß, ein Pochen Schreckt unſer Ohr, und vieler Haͤmmer Schlag, Wir glauben, die Befreier zu vernehmen, Die Hoffnung winkt, der ſuͤße Trieb des Lebens Wacht unwillkuͤhrlich, allgewaltig auf — Da oͤffnet ſich die Thuͤr — Sir Paulet iſts, Der uns verkuͤndigt — daß — die Zimmerer Zu unſern Fuͤßen das Geruͤſt aufſchlagen! (Sie wendet ſich ab, von heftigem Schmerz ergriffen.) Melvil. Gerechter Gott! O ſagt mir! Wie ertrug Maria dieſen fuͤrchterlichen Wechſel? Kennedy. (nach einer Pauſe, worin ſie ſich wieder etwas gefaßt hat) Man loͤſ't ſich nicht allmaͤhlig von dem Leben! Mit Einem Mal, ſchnell augenblicklich muß Der Tauſch geſchehen zwiſchen Zeitlichem Und Ewigem, und Gott gewaͤhrte meiner Lady In dieſem Augenblick, der Erde Hoffnung Zuruͤck zu ſtoßen mit entſchloßner Seele, Und glaubenvoll den Himmel zu ergreifen. Kein Merkmal bleicher Furcht, kein Wort der Klage

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Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/205>, abgerufen am 24.11.2024.