Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.Die Räuber, fliehen, -- Tod ist meine Bitte nur. -- Ver-lassen, verlassen! Nimm es ganz in seiner entsezlichen Fülle, verlassen! Jch kanns nicht überdulden. Du siehst ja, das kann kein Weib überdulden. Tod ist meine Bitte nur! Sieh, meine Hand zittert! Jch habe das Herz nicht zu stosen. Mir bangt vor der blizenden Sch#ei- de -- dir ists ja so leicht, so leicht, bist ja Meister im Morden, zeuch dein Schwerd, und ich bin glücklich! R. Moor. Willst du allein glücklich seyn? Fort, ich töde kein Weib! Amalia. Ha Würger! du kannst nur die Glüklichen tödten, die Lebenssatten gehst du vor- über. Kriecht zu den Räubern. So erbarmet euch meiner, ihr Schüler des Henkers! -- Es ist ein so blutdürstiges Mitleid in euren Blicken, das dem Elenden Trost ist -- euer Meister ist ein eitler feigherziger Praler. R. Moor. Weib, was sagst du? Die Räuber wenden sich ab. Ama-
Die Raͤuber, fliehen, — Tod iſt meine Bitte nur. — Ver-laſſen, verlaſſen! Nimm es ganz in ſeiner entſezlichen Fuͤlle, verlaſſen! Jch kanns nicht uͤberdulden. Du ſiehſt ja, das kann kein Weib uͤberdulden. Tod iſt meine Bitte nur! Sieh, meine Hand zittert! Jch habe das Herz nicht zu ſtoſen. Mir bangt vor der blizenden Sch#ei- de — dir iſts ja ſo leicht, ſo leicht, biſt ja Meiſter im Morden, zeuch dein Schwerd, und ich bin gluͤcklich! R. Moor. Willſt du allein gluͤcklich ſeyn? Fort, ich toͤde kein Weib! Amalia. Ha Wuͤrger! du kannſt nur die Gluͤklichen toͤdten, die Lebensſatten gehſt du vor- uͤber. Kriecht zu den Raͤubern. So erbarmet euch meiner, ihr Schuͤler des Henkers! — Es iſt ein ſo blutduͤrſtiges Mitleid in euren Blicken, das dem Elenden Troſt iſt — euer Meiſter iſt ein eitler feigherziger Praler. R. Moor. Weib, was ſagſt du? Die Raͤuber wenden ſich ab. Ama-
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fliehen, — Tod iſt meine Bitte nur. — Ver-
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entſezlichen Fuͤlle, verlaſſen! Jch kanns nicht
uͤberdulden. Du ſiehſt ja, das kann kein Weib
uͤberdulden. Tod iſt meine Bitte nur! Sieh,
meine Hand zittert! Jch habe das Herz nicht
zu ſtoſen. Mir bangt vor der blizenden Sch#ei-
de — dir iſts ja ſo leicht, ſo leicht, biſt ja
Meiſter im Morden, zeuch dein Schwerd, und
ich bin gluͤcklich!
R. Moor. Willſt du allein gluͤcklich ſeyn?
Fort, ich toͤde kein Weib!
Amalia. Ha Wuͤrger! du kannſt nur die
Gluͤklichen toͤdten, die Lebensſatten gehſt du vor-
uͤber. Kriecht zu den Raͤubern. So erbarmet euch
meiner, ihr Schuͤler des Henkers! — Es iſt
ein ſo blutduͤrſtiges Mitleid in euren Blicken,
das dem Elenden Troſt iſt — euer Meiſter iſt
ein eitler feigherziger Praler.
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wenden ſich ab.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/238>, abgerufen am 16.02.2025. |