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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
du dich in die Kaffeehäuser, Bordelle, Wirthshäu-
ser ein, spähst, sondirst, wer am meisten über die
wolfeile Zeit, die fünf pro cent, über die einreis-
sende Pest der Policeyverbesserungen schreyt, wer
am meisten über die Regierung schimpft, oder
wieder die Physiognomik eifert und dergl: Bruder!
das ist die rechte Höhe! die Ehrlichkeit wakelt wie
ein holer Zahn, du darfst nur den Pelikan anse-
zen, -- oder besser und kürzer: du gehst und wirfst
einen vollen Beutel auf die offene Strase, verstekst
dich irgendwo, und merkst dir wol, wer ihn auf-
hebt -- eine Weile drauf jagst du hinterher, suchst,
schreyst, und fragst nur so im Vorbeygehen, ha-
ben der Herr nicht etwa einen Geldbeutel gefun-
den? Sagt er, ja? -- nun so hats der Teufel
gesehen; leugnet ers aber? der Herr verzeihen --
ich wüßte mich nicht zu entsinnen, -- ich bedau-
re, aufspringend. Bruder! Triumf Bruder! Lösch
deine Laterne aus, schlauer Diogenes! -- du hast
deinen Mann gefunden.
Razmann. Du bist ein ausgelernter Prakticus.
Spiegelberg. Mein Gott! als ob ich noch je-
mals dran gezweiffelt hätte -- Nun du deinen
Mann in dem Hamen hast, must dus auch fein
schlau angreiffen, daß du ihn hebst! -- Siehst du,
mein Sohn? das hab ich so gemacht: -- So bald
ich einmal die Färthe hatte, hängt' ich mich mei-
nem Kandidaten an wie eine Klette, saufte Brü-
der-
Die Raͤuber,
du dich in die Kaffeehaͤuſer, Bordelle, Wirthshaͤu-
ſer ein, ſpaͤhſt, ſondirſt, wer am meiſten uͤber die
wolfeile Zeit, die fuͤnf pro cent, uͤber die einreiſ-
ſende Peſt der Policeyverbeſſerungen ſchreyt, wer
am meiſten uͤber die Regierung ſchimpft, oder
wieder die Phyſiognomik eifert und dergl: Bruder!
das iſt die rechte Hoͤhe! die Ehrlichkeit wakelt wie
ein holer Zahn, du darfſt nur den Pelikan anſe-
zen, — oder beſſer und kuͤrzer: du gehſt und wirfſt
einen vollen Beutel auf die offene Straſe, verſtekſt
dich irgendwo, und merkſt dir wol, wer ihn auf-
hebt — eine Weile drauf jagſt du hinterher, ſuchſt,
ſchreyſt, und fragſt nur ſo im Vorbeygehen, ha-
ben der Herr nicht etwa einen Geldbeutel gefun-
den? Sagt er, ja? — nun ſo hats der Teufel
geſehen; leugnet ers aber? der Herr verzeihen —
ich wuͤßte mich nicht zu entſinnen, — ich bedau-
re, aufſpringend. Bruder! Triumf Bruder! Loͤſch
deine Laterne aus, ſchlauer Diogenes! — du haſt
deinen Mann gefunden.
Razmann. Du biſt ein ausgelernter Prakticus.
Spiegelberg. Mein Gott! als ob ich noch je-
mals dran gezweiffelt haͤtte — Nun du deinen
Mann in dem Hamen haſt, muſt dus auch fein
ſchlau angreiffen, daß du ihn hebſt! — Siehſt du,
mein Sohn? das hab ich ſo gemacht: — So bald
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[82/0104] Die Raͤuber, du dich in die Kaffeehaͤuſer, Bordelle, Wirthshaͤu- ſer ein, ſpaͤhſt, ſondirſt, wer am meiſten uͤber die wolfeile Zeit, die fuͤnf pro cent, uͤber die einreiſ- ſende Peſt der Policeyverbeſſerungen ſchreyt, wer am meiſten uͤber die Regierung ſchimpft, oder wieder die Phyſiognomik eifert und dergl: Bruder! das iſt die rechte Hoͤhe! die Ehrlichkeit wakelt wie ein holer Zahn, du darfſt nur den Pelikan anſe- zen, — oder beſſer und kuͤrzer: du gehſt und wirfſt einen vollen Beutel auf die offene Straſe, verſtekſt dich irgendwo, und merkſt dir wol, wer ihn auf- hebt — eine Weile drauf jagſt du hinterher, ſuchſt, ſchreyſt, und fragſt nur ſo im Vorbeygehen, ha- ben der Herr nicht etwa einen Geldbeutel gefun- den? Sagt er, ja? — nun ſo hats der Teufel geſehen; leugnet ers aber? der Herr verzeihen — ich wuͤßte mich nicht zu entſinnen, — ich bedau- re, aufſpringend. Bruder! Triumf Bruder! Loͤſch deine Laterne aus, ſchlauer Diogenes! — du haſt deinen Mann gefunden. Razmann. Du biſt ein ausgelernter Prakticus. Spiegelberg. Mein Gott! als ob ich noch je- mals dran gezweiffelt haͤtte — Nun du deinen Mann in dem Hamen haſt, muſt dus auch fein ſchlau angreiffen, daß du ihn hebſt! — Siehſt du, mein Sohn? das hab ich ſo gemacht: — So bald ich einmal die Faͤrthe hatte, haͤngt' ich mich mei- nem Kandidaten an wie eine Klette, ſaufte Bruͤ- der-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/104>, abgerufen am 29.12.2024.