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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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worden sey. Unter den kaiserlichen Statthaltern waren der Kammerpräsident Slawata und der an Thurns Statt zum Burggraven von Carlstein erwählte Freyherr von Martiniz das Ziel des allgemeinen Hasses. Beyde hatten den protestantischen Ständen schon ehedem ihre feindseligen Gesinnungen dadurch ziemlich laut an den Tag gelegt, daß sie allein sich geweigert hatten, der Sizung beyzuwohnen, in welcher der Majestätsbrief in das Böhmische Landrecht eingetragen ward. Schon damals drohte man ihnen, sie für jede künftige Verlezung des Majestätsbriefes verantwortlich zu machen, und was von dieser Zeit an den Protestanten Schlimmes widerfuhr, wurde, und zwar nicht ohne Grund, auf ihre Rechnung geschrieben. Unter allen katholischen Gutsbesitzern waren diese beyden gegen ihre protestantischen Unterthanen am härtesten verfahren. Man beschuldigte sie, daß sie diese mit Hunden in die Messe hezen ließen, und durch Versagung der Taufe, der Heirathen und Begräbnisse zum Pabstthum zu zwingen suchten. Gegen zwey so verhaßte Häupter war der Zorn der Nation leicht entflammt, und man bestimmte sie dem allgemeinen Unwillen zum Opfer.

Am 23. May 1618 erschienen die Deputirten bewaffnet und in zahlreicher Begleitung auf dem königlichen Schloß, und drangen mit Ungestüm in den Saal, wo die Statthalter Sternberg, Martiniz, Lobkowiz und Slawata versammelt waren. Mit drohendem Tone verlangten sie eine Erklärung von jedem einzelnen, ob er an dem kaiserlichen Schreiben einen Antheil gehabt, und seine Stimme dazu gegeben? Mit Mäßigung empfing sie Sternberg; Martiniz und Slawata antworteten trozig. Dieses bestimmte ihr Geschick. Sternberg und Lobkowitz, weniger gehaßt und mehr gefürchtet, wurden beym Arme aus dem Zimmer geführt, und nun ergriff man Slawata und Martiniz, schleppte sie an ein Fenster, und stürzte sie achtzig Fuß tief in den Schloßgraben hinunter.

worden sey. Unter den kaiserlichen Statthaltern waren der Kammerpräsident Slawata und der an Thurns Statt zum Burggraven von Carlstein erwählte Freyherr von Martiniz das Ziel des allgemeinen Hasses. Beyde hatten den protestantischen Ständen schon ehedem ihre feindseligen Gesinnungen dadurch ziemlich laut an den Tag gelegt, daß sie allein sich geweigert hatten, der Sizung beyzuwohnen, in welcher der Majestätsbrief in das Böhmische Landrecht eingetragen ward. Schon damals drohte man ihnen, sie für jede künftige Verlezung des Majestätsbriefes verantwortlich zu machen, und was von dieser Zeit an den Protestanten Schlimmes widerfuhr, wurde, und zwar nicht ohne Grund, auf ihre Rechnung geschrieben. Unter allen katholischen Gutsbesitzern waren diese beyden gegen ihre protestantischen Unterthanen am härtesten verfahren. Man beschuldigte sie, daß sie diese mit Hunden in die Messe hezen ließen, und durch Versagung der Taufe, der Heirathen und Begräbnisse zum Pabstthum zu zwingen suchten. Gegen zwey so verhaßte Häupter war der Zorn der Nation leicht entflammt, und man bestimmte sie dem allgemeinen Unwillen zum Opfer.

Am 23. May 1618 erschienen die Deputirten bewaffnet und in zahlreicher Begleitung auf dem königlichen Schloß, und drangen mit Ungestüm in den Saal, wo die Statthalter Sternberg, Martiniz, Lobkowiz und Slawata versammelt waren. Mit drohendem Tone verlangten sie eine Erklärung von jedem einzelnen, ob er an dem kaiserlichen Schreiben einen Antheil gehabt, und seine Stimme dazu gegeben? Mit Mäßigung empfing sie Sternberg; Martiniz und Slawata antworteten trozig. Dieses bestimmte ihr Geschick. Sternberg und Lobkowitz, weniger gehaßt und mehr gefürchtet, wurden beym Arme aus dem Zimmer geführt, und nun ergriff man Slawata und Martiniz, schleppte sie an ein Fenster, und stürzte sie achtzig Fuß tief in den Schloßgraben hinunter.

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[76/0084] worden sey. Unter den kaiserlichen Statthaltern waren der Kammerpräsident Slawata und der an Thurns Statt zum Burggraven von Carlstein erwählte Freyherr von Martiniz das Ziel des allgemeinen Hasses. Beyde hatten den protestantischen Ständen schon ehedem ihre feindseligen Gesinnungen dadurch ziemlich laut an den Tag gelegt, daß sie allein sich geweigert hatten, der Sizung beyzuwohnen, in welcher der Majestätsbrief in das Böhmische Landrecht eingetragen ward. Schon damals drohte man ihnen, sie für jede künftige Verlezung des Majestätsbriefes verantwortlich zu machen, und was von dieser Zeit an den Protestanten Schlimmes widerfuhr, wurde, und zwar nicht ohne Grund, auf ihre Rechnung geschrieben. Unter allen katholischen Gutsbesitzern waren diese beyden gegen ihre protestantischen Unterthanen am härtesten verfahren. Man beschuldigte sie, daß sie diese mit Hunden in die Messe hezen ließen, und durch Versagung der Taufe, der Heirathen und Begräbnisse zum Pabstthum zu zwingen suchten. Gegen zwey so verhaßte Häupter war der Zorn der Nation leicht entflammt, und man bestimmte sie dem allgemeinen Unwillen zum Opfer. Am 23. May 1618 erschienen die Deputirten bewaffnet und in zahlreicher Begleitung auf dem königlichen Schloß, und drangen mit Ungestüm in den Saal, wo die Statthalter Sternberg, Martiniz, Lobkowiz und Slawata versammelt waren. Mit drohendem Tone verlangten sie eine Erklärung von jedem einzelnen, ob er an dem kaiserlichen Schreiben einen Antheil gehabt, und seine Stimme dazu gegeben? Mit Mäßigung empfing sie Sternberg; Martiniz und Slawata antworteten trozig. Dieses bestimmte ihr Geschick. Sternberg und Lobkowitz, weniger gehaßt und mehr gefürchtet, wurden beym Arme aus dem Zimmer geführt, und nun ergriff man Slawata und Martiniz, schleppte sie an ein Fenster, und stürzte sie achtzig Fuß tief in den Schloßgraben hinunter.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/84>, abgerufen am 27.11.2024.