Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.Kaiser seine letzte Armee marschiren, und fand sich in eigner Person bey derselben ein. Aber ein weiter Umweg, den sie nehmen mußte, um die Güter des Kriegsrathspräsidenten von Schlick nicht zu betreten, verzögerte ihren Marsch, und ehe sie anlangte, war Eger schon verloren. Beyde Armeen näherten sich jetzt einander, und man erwartete mehr als einmal eine entscheidende Schlacht, da beyde der Mangel drückte, die Kaiserlichen die grössere Zahl für sich hatten, und beyde Läger und Schlachtordnungen oft nur durch die aufgeworfenen Werke von einander geschieden waren. Aber die Kaiserlichen begnügten sich, dem Feind zur Seite zu bleiben, und ihn durch kleine Angriffe, Hunger und schlimme Märsche zu ermüden, bis die mit Bayern eröffneten Unterhandlungen das gewünschte Ziel erreicht haben würden. Bayerns Neutralität war eine Wunde, die der kaiserliche Hof nicht verschmerzen konnte, und nachdem man umsonst versucht hatte, sie zu hindern, ward beschlossen, den einzig möglichen Vortheil davon zu ziehen. Mehrere Offiziere der Bayrischen Armee waren über diesen Schritt ihres Herrn entrüstet, der sie auf einmal in Unthätigkeit versetzte, und ihrem Hange zur Ungebundenheit eine lästige Fessel anlegte. Selbst der tapfre Johann von Werth stand an der Spitze der Mißvergnügten, und, aufgemuntert von dem Kaiser, entwarf er das Komplott, die ganze Armee von dem Churfürsten abtrünnig zu machen, und dem Kaiser zuzuführen. Ferdinand erröthete nicht, diese Verrätherey gegen den treusten Alliirten seines Vaters heimlich in Schutz zu nehmen. Er ließ an die Churfürstlichen Völker förmliche Abrufungsbriefe ergehen, worin er sie erinnerte, daß sie Reichstruppen seyen, die der Churfürst bloß in kaiserlichem Namen befehligt habe. Zum Glück entdeckte Maximilian das angesponnene Komplott noch zeitig genug, um durch schnelle und zweckmäßige Anstalten der Ausführung desselben zuvor zu kommen. Kaiser seine letzte Armee marschiren, und fand sich in eigner Person bey derselben ein. Aber ein weiter Umweg, den sie nehmen mußte, um die Güter des Kriegsrathspräsidenten von Schlick nicht zu betreten, verzögerte ihren Marsch, und ehe sie anlangte, war Eger schon verloren. Beyde Armeen näherten sich jetzt einander, und man erwartete mehr als einmal eine entscheidende Schlacht, da beyde der Mangel drückte, die Kaiserlichen die grössere Zahl für sich hatten, und beyde Läger und Schlachtordnungen oft nur durch die aufgeworfenen Werke von einander geschieden waren. Aber die Kaiserlichen begnügten sich, dem Feind zur Seite zu bleiben, und ihn durch kleine Angriffe, Hunger und schlimme Märsche zu ermüden, bis die mit Bayern eröffneten Unterhandlungen das gewünschte Ziel erreicht haben würden. Bayerns Neutralität war eine Wunde, die der kaiserliche Hof nicht verschmerzen konnte, und nachdem man umsonst versucht hatte, sie zu hindern, ward beschlossen, den einzig möglichen Vortheil davon zu ziehen. Mehrere Offiziere der Bayrischen Armee waren über diesen Schritt ihres Herrn entrüstet, der sie auf einmal in Unthätigkeit versetzte, und ihrem Hange zur Ungebundenheit eine lästige Fessel anlegte. Selbst der tapfre Johann von Werth stand an der Spitze der Mißvergnügten, und, aufgemuntert von dem Kaiser, entwarf er das Komplott, die ganze Armee von dem Churfürsten abtrünnig zu machen, und dem Kaiser zuzuführen. Ferdinand erröthete nicht, diese Verrätherey gegen den treusten Alliirten seines Vaters heimlich in Schutz zu nehmen. Er ließ an die Churfürstlichen Völker förmliche Abrufungsbriefe ergehen, worin er sie erinnerte, daß sie Reichstruppen seyen, die der Churfürst bloß in kaiserlichem Namen befehligt habe. Zum Glück entdeckte Maximilian das angesponnene Komplott noch zeitig genug, um durch schnelle und zweckmäßige Anstalten der Ausführung desselben zuvor zu kommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0489" n="481"/> Kaiser seine letzte Armee marschiren, und fand sich in eigner Person bey derselben ein. Aber ein weiter Umweg, den sie nehmen mußte, um die Güter des Kriegsrathspräsidenten von Schlick nicht zu betreten, verzögerte ihren Marsch, und ehe sie anlangte, war Eger schon verloren. Beyde Armeen näherten sich jetzt einander, und man erwartete mehr als einmal eine entscheidende Schlacht, da beyde der Mangel drückte, die Kaiserlichen die grössere Zahl für sich hatten, und beyde Läger und Schlachtordnungen oft nur durch die aufgeworfenen Werke von einander geschieden waren. Aber die Kaiserlichen begnügten sich, dem Feind zur Seite zu bleiben, und ihn durch kleine Angriffe, Hunger und schlimme Märsche zu ermüden, bis die mit Bayern eröffneten Unterhandlungen das gewünschte Ziel erreicht haben würden.</p> <p>Bayerns Neutralität war eine Wunde, die der kaiserliche Hof nicht verschmerzen konnte, und nachdem man umsonst versucht hatte, sie zu hindern, ward beschlossen, den einzig möglichen Vortheil davon zu ziehen. Mehrere Offiziere der Bayrischen Armee waren über diesen Schritt ihres Herrn entrüstet, der sie auf einmal in Unthätigkeit versetzte, und ihrem Hange zur Ungebundenheit eine lästige Fessel anlegte. Selbst der tapfre Johann von Werth stand an der Spitze der Mißvergnügten, und, aufgemuntert von dem Kaiser, entwarf er das Komplott, die ganze Armee von dem Churfürsten abtrünnig zu machen, und dem Kaiser zuzuführen. Ferdinand erröthete nicht, diese Verrätherey gegen den treusten Alliirten seines Vaters heimlich in Schutz zu nehmen. Er ließ an die Churfürstlichen Völker förmliche Abrufungsbriefe ergehen, worin er sie erinnerte, daß sie Reichstruppen seyen, die der Churfürst bloß in kaiserlichem Namen befehligt habe. Zum Glück entdeckte Maximilian das angesponnene Komplott noch zeitig genug, um durch schnelle und zweckmäßige Anstalten der Ausführung desselben zuvor zu kommen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [481/0489]
Kaiser seine letzte Armee marschiren, und fand sich in eigner Person bey derselben ein. Aber ein weiter Umweg, den sie nehmen mußte, um die Güter des Kriegsrathspräsidenten von Schlick nicht zu betreten, verzögerte ihren Marsch, und ehe sie anlangte, war Eger schon verloren. Beyde Armeen näherten sich jetzt einander, und man erwartete mehr als einmal eine entscheidende Schlacht, da beyde der Mangel drückte, die Kaiserlichen die grössere Zahl für sich hatten, und beyde Läger und Schlachtordnungen oft nur durch die aufgeworfenen Werke von einander geschieden waren. Aber die Kaiserlichen begnügten sich, dem Feind zur Seite zu bleiben, und ihn durch kleine Angriffe, Hunger und schlimme Märsche zu ermüden, bis die mit Bayern eröffneten Unterhandlungen das gewünschte Ziel erreicht haben würden.
Bayerns Neutralität war eine Wunde, die der kaiserliche Hof nicht verschmerzen konnte, und nachdem man umsonst versucht hatte, sie zu hindern, ward beschlossen, den einzig möglichen Vortheil davon zu ziehen. Mehrere Offiziere der Bayrischen Armee waren über diesen Schritt ihres Herrn entrüstet, der sie auf einmal in Unthätigkeit versetzte, und ihrem Hange zur Ungebundenheit eine lästige Fessel anlegte. Selbst der tapfre Johann von Werth stand an der Spitze der Mißvergnügten, und, aufgemuntert von dem Kaiser, entwarf er das Komplott, die ganze Armee von dem Churfürsten abtrünnig zu machen, und dem Kaiser zuzuführen. Ferdinand erröthete nicht, diese Verrätherey gegen den treusten Alliirten seines Vaters heimlich in Schutz zu nehmen. Er ließ an die Churfürstlichen Völker förmliche Abrufungsbriefe ergehen, worin er sie erinnerte, daß sie Reichstruppen seyen, die der Churfürst bloß in kaiserlichem Namen befehligt habe. Zum Glück entdeckte Maximilian das angesponnene Komplott noch zeitig genug, um durch schnelle und zweckmäßige Anstalten der Ausführung desselben zuvor zu kommen.
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