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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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seine fürchterliche verlassene Lage, die Nothwendigkeit, sich auf Treu und Glauben dem Feinde zu überliefern. Gegen Leßlie ergießt sich der ganze Unmuth seiner verwundeten Seele, und die Heftigkeit des Affekts entreißt ihm das letzte noch übrige Geheimniß. Er entdeckt diesem Offizier seinen Entschluß, Eger und Elnbogen, als die Pässe des Königreichs, dem Pfalzgrafen von Birkenfeld einzuräumen, und unterrichtet ihn zugleich von der nahen Ankunft des Herzog Bernhards in Eger, wovon er noch in eben dieser Nacht durch einen Eilboten benachrichtigt worden. Diese Entdeckung, welche Leßlie seinen Mitverschwornen aufs schleunigste mittheilt, ändert ihren ersten Entschluß. Die dringende Gefahr erlaubt keine Schonung mehr. Eger konnte jeden Augenblick in feindliche Hände fallen, und eine schnelle Revolution ihren Gefangenen in Freyheit setzen. Diesem Unglück zuvor zu kommen, beschließen sie, ihn sammt seinen Vertrauten in der folgenden Nacht zu ermorden.

Damit dieß mit um so weniger Geräusch geschehen möchte, sollte die That bey einem Gastmahle vollzogen werden, welches der Oberste Buttler auf dem Schlosse zu Eger veranstaltete. Die andern alle erschienen; nur Wallenstein, der viel zu bewegt war, um in fröhliche Gesellschaft zu taugen, ließ sich entschuldigen. Man mußte also, in Ansehung seiner, den Plan abändern; gegen die andern aber beschloß man der Abrede gemäß zu verfahren. In sorgloser Sicherheit erschienen die drey Obersten Illo, Terzky und Wilhelm Kinsky, und mit ihnen Rittmeister Neumann, ein Offizier voll Fähigkeit, dessen sich Terzky bey jedem verwickelten Geschäfte, welches Kopf erfoderte, zu bedienen pflegte. Man hatte vor ihrer Ankunft die zuverlässigsten Soldaten aus der Besatzung, welche mit in das Komplott gezogen war, in das Schloß eingenommen, alle Ausgänge aus demselben wohl besetzt, und in einer Kammer neben dem Speisesaal sechs

seine fürchterliche verlassene Lage, die Nothwendigkeit, sich auf Treu und Glauben dem Feinde zu überliefern. Gegen Leßlie ergießt sich der ganze Unmuth seiner verwundeten Seele, und die Heftigkeit des Affekts entreißt ihm das letzte noch übrige Geheimniß. Er entdeckt diesem Offizier seinen Entschluß, Eger und Elnbogen, als die Pässe des Königreichs, dem Pfalzgrafen von Birkenfeld einzuräumen, und unterrichtet ihn zugleich von der nahen Ankunft des Herzog Bernhards in Eger, wovon er noch in eben dieser Nacht durch einen Eilboten benachrichtigt worden. Diese Entdeckung, welche Leßlie seinen Mitverschwornen aufs schleunigste mittheilt, ändert ihren ersten Entschluß. Die dringende Gefahr erlaubt keine Schonung mehr. Eger konnte jeden Augenblick in feindliche Hände fallen, und eine schnelle Revolution ihren Gefangenen in Freyheit setzen. Diesem Unglück zuvor zu kommen, beschließen sie, ihn sammt seinen Vertrauten in der folgenden Nacht zu ermorden.

Damit dieß mit um so weniger Geräusch geschehen möchte, sollte die That bey einem Gastmahle vollzogen werden, welches der Oberste Buttler auf dem Schlosse zu Eger veranstaltete. Die andern alle erschienen; nur Wallenstein, der viel zu bewegt war, um in fröhliche Gesellschaft zu taugen, ließ sich entschuldigen. Man mußte also, in Ansehung seiner, den Plan abändern; gegen die andern aber beschloß man der Abrede gemäß zu verfahren. In sorgloser Sicherheit erschienen die drey Obersten Illo, Terzky und Wilhelm Kinsky, und mit ihnen Rittmeister Neumann, ein Offizier voll Fähigkeit, dessen sich Terzky bey jedem verwickelten Geschäfte, welches Kopf erfoderte, zu bedienen pflegte. Man hatte vor ihrer Ankunft die zuverlässigsten Soldaten aus der Besatzung, welche mit in das Komplott gezogen war, in das Schloß eingenommen, alle Ausgänge aus demselben wohl besetzt, und in einer Kammer neben dem Speisesaal sechs

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[406/0414] seine fürchterliche verlassene Lage, die Nothwendigkeit, sich auf Treu und Glauben dem Feinde zu überliefern. Gegen Leßlie ergießt sich der ganze Unmuth seiner verwundeten Seele, und die Heftigkeit des Affekts entreißt ihm das letzte noch übrige Geheimniß. Er entdeckt diesem Offizier seinen Entschluß, Eger und Elnbogen, als die Pässe des Königreichs, dem Pfalzgrafen von Birkenfeld einzuräumen, und unterrichtet ihn zugleich von der nahen Ankunft des Herzog Bernhards in Eger, wovon er noch in eben dieser Nacht durch einen Eilboten benachrichtigt worden. Diese Entdeckung, welche Leßlie seinen Mitverschwornen aufs schleunigste mittheilt, ändert ihren ersten Entschluß. Die dringende Gefahr erlaubt keine Schonung mehr. Eger konnte jeden Augenblick in feindliche Hände fallen, und eine schnelle Revolution ihren Gefangenen in Freyheit setzen. Diesem Unglück zuvor zu kommen, beschließen sie, ihn sammt seinen Vertrauten in der folgenden Nacht zu ermorden. Damit dieß mit um so weniger Geräusch geschehen möchte, sollte die That bey einem Gastmahle vollzogen werden, welches der Oberste Buttler auf dem Schlosse zu Eger veranstaltete. Die andern alle erschienen; nur Wallenstein, der viel zu bewegt war, um in fröhliche Gesellschaft zu taugen, ließ sich entschuldigen. Man mußte also, in Ansehung seiner, den Plan abändern; gegen die andern aber beschloß man der Abrede gemäß zu verfahren. In sorgloser Sicherheit erschienen die drey Obersten Illo, Terzky und Wilhelm Kinsky, und mit ihnen Rittmeister Neumann, ein Offizier voll Fähigkeit, dessen sich Terzky bey jedem verwickelten Geschäfte, welches Kopf erfoderte, zu bedienen pflegte. Man hatte vor ihrer Ankunft die zuverlässigsten Soldaten aus der Besatzung, welche mit in das Komplott gezogen war, in das Schloß eingenommen, alle Ausgänge aus demselben wohl besetzt, und in einer Kammer neben dem Speisesaal sechs

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/414>, abgerufen am 22.11.2024.