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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Um endlich den entscheidenden Schritt zum Ziele zu thun, berief er im Jenner 1634 alle Kommandeurs der Armee nach Pilsen zusammen, wohin er sich gleich nach seinem Rückzug aus Bayern gewendet hatte. Das neueste Gesuch des Kaisers, die Erblande mit Winterquartieren zu verschonen, Regensburg noch in der rauhen Jahrszeit wieder zu erobern, und die Armee zu Verstärkung des Kardinalinfanten um sechstausend Mann Reiterey zu vermindern, war erheblich genug, um vor dem ganzen versammelten Kriegsrath in Erwägung gezogen zu werden, und dieser scheinbare Vorwand verbarg den Neugierigen den wahren Zweck der Zusammenberufung. Auch Schweden und Sachsen wurden heimlich dahin geladen, um mit dem Herzog von Friedland über den Frieden zu traktiren; mit den Befehlshabern entlegnerer Heere sollte schriftliche Abrede genommen werden. Zwanzig von den berufenen Kommandeurs erschienen; aber gerade die wichtigsten, Gallas, Kolloredo und Altringer, blieben aus. Der Herzog ließ seine Einladungen an sie dringend wiederholen, einstweilen aber, in Erwartung ihrer nahen Ankunft, zu der Hauptsache schreiten.

Es war nichts geringes, was er jetzt auf dem Wege war zu unternehmen. Einen stolzen, tapfern, auf seine Ehre wachsam haltenden Adel der schändlichsten Untreue fähig zu erklären, und in den Augen derjenigen, die bis jetzt nur gewohnt waren, in ihm den Abglanz der Majestät, den Richter ihrer Handlungen, den Bewahrer der Gesetze zu verehren, auf einmal als ein Niederträchtiger, als Verführer, als Rebell zu erscheinen. Nichts geringes war es, eine rechtmäßige, durch lange Verjährung befestigte, durch Religion und Gesetze geheiligte Gewalt in ihren Wurzeln zu erschüttern; alle jene Bezauberungen der Einbildungskraft und der Sinne, die furchtbaren Wachen eines rechtmäßigen Throns, zu zerstören; alle jene unvertilgbaren Gefühle der Pflicht, die in der Brust des Unterthans für den geborenen Beherrscher so laut und so mächtig sprechen, mit gewaltsamer Hand zu

Um endlich den entscheidenden Schritt zum Ziele zu thun, berief er im Jenner 1634 alle Kommandeurs der Armee nach Pilsen zusammen, wohin er sich gleich nach seinem Rückzug aus Bayern gewendet hatte. Das neueste Gesuch des Kaisers, die Erblande mit Winterquartieren zu verschonen, Regensburg noch in der rauhen Jahrszeit wieder zu erobern, und die Armee zu Verstärkung des Kardinalinfanten um sechstausend Mann Reiterey zu vermindern, war erheblich genug, um vor dem ganzen versammelten Kriegsrath in Erwägung gezogen zu werden, und dieser scheinbare Vorwand verbarg den Neugierigen den wahren Zweck der Zusammenberufung. Auch Schweden und Sachsen wurden heimlich dahin geladen, um mit dem Herzog von Friedland über den Frieden zu traktiren; mit den Befehlshabern entlegnerer Heere sollte schriftliche Abrede genommen werden. Zwanzig von den berufenen Kommandeurs erschienen; aber gerade die wichtigsten, Gallas, Kolloredo und Altringer, blieben aus. Der Herzog ließ seine Einladungen an sie dringend wiederholen, einstweilen aber, in Erwartung ihrer nahen Ankunft, zu der Hauptsache schreiten.

Es war nichts geringes, was er jetzt auf dem Wege war zu unternehmen. Einen stolzen, tapfern, auf seine Ehre wachsam haltenden Adel der schändlichsten Untreue fähig zu erklären, und in den Augen derjenigen, die bis jetzt nur gewohnt waren, in ihm den Abglanz der Majestät, den Richter ihrer Handlungen, den Bewahrer der Gesetze zu verehren, auf einmal als ein Niederträchtiger, als Verführer, als Rebell zu erscheinen. Nichts geringes war es, eine rechtmäßige, durch lange Verjährung befestigte, durch Religion und Gesetze geheiligte Gewalt in ihren Wurzeln zu erschüttern; alle jene Bezauberungen der Einbildungskraft und der Sinne, die furchtbaren Wachen eines rechtmäßigen Throns, zu zerstören; alle jene unvertilgbaren Gefühle der Pflicht, die in der Brust des Unterthans für den geborenen Beherrscher so laut und so mächtig sprechen, mit gewaltsamer Hand zu

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[393/0401] Um endlich den entscheidenden Schritt zum Ziele zu thun, berief er im Jenner 1634 alle Kommandeurs der Armee nach Pilsen zusammen, wohin er sich gleich nach seinem Rückzug aus Bayern gewendet hatte. Das neueste Gesuch des Kaisers, die Erblande mit Winterquartieren zu verschonen, Regensburg noch in der rauhen Jahrszeit wieder zu erobern, und die Armee zu Verstärkung des Kardinalinfanten um sechstausend Mann Reiterey zu vermindern, war erheblich genug, um vor dem ganzen versammelten Kriegsrath in Erwägung gezogen zu werden, und dieser scheinbare Vorwand verbarg den Neugierigen den wahren Zweck der Zusammenberufung. Auch Schweden und Sachsen wurden heimlich dahin geladen, um mit dem Herzog von Friedland über den Frieden zu traktiren; mit den Befehlshabern entlegnerer Heere sollte schriftliche Abrede genommen werden. Zwanzig von den berufenen Kommandeurs erschienen; aber gerade die wichtigsten, Gallas, Kolloredo und Altringer, blieben aus. Der Herzog ließ seine Einladungen an sie dringend wiederholen, einstweilen aber, in Erwartung ihrer nahen Ankunft, zu der Hauptsache schreiten. Es war nichts geringes, was er jetzt auf dem Wege war zu unternehmen. Einen stolzen, tapfern, auf seine Ehre wachsam haltenden Adel der schändlichsten Untreue fähig zu erklären, und in den Augen derjenigen, die bis jetzt nur gewohnt waren, in ihm den Abglanz der Majestät, den Richter ihrer Handlungen, den Bewahrer der Gesetze zu verehren, auf einmal als ein Niederträchtiger, als Verführer, als Rebell zu erscheinen. Nichts geringes war es, eine rechtmäßige, durch lange Verjährung befestigte, durch Religion und Gesetze geheiligte Gewalt in ihren Wurzeln zu erschüttern; alle jene Bezauberungen der Einbildungskraft und der Sinne, die furchtbaren Wachen eines rechtmäßigen Throns, zu zerstören; alle jene unvertilgbaren Gefühle der Pflicht, die in der Brust des Unterthans für den geborenen Beherrscher so laut und so mächtig sprechen, mit gewaltsamer Hand zu

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/401>, abgerufen am 23.11.2024.