Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.obern Kreise, die zu Ulm hatte vor sich gehen sollen, nach Heilbronn, wo über zwölf Reichsstädte, und eine glänzende Menge von Doktoren, Grafen und Fürsten sich einfanden. Auch die auswärtigen Mächte, Frankreich, England und Holland beschickten diesen Konvent, und Oxenstierna erschien auf demselben mit dem ganzen Pompe der Krone, deren Majestät er behaupten sollte. Er selbst führte das Wort, und der Gang der Berathschlagungen wurde durch seine Vorträge geleitet. Nachdem er von allen versammelten Ständen die Versicherung einer unerschütterlichen Treue, Beharrlichkeit und Eintracht erhalten, verlangte er von ihnen, daß sie den Kaiser und die Ligue förmlich und feierlich als Feinde erklären sollten. Aber so viel den Schweden daran gelegen war, das üble Vernehmen zwischen dem Kaiser und den Ständen zu einem solennen Bruch zu erweitern, so wenig Lust bezeigten die Stände, sich durch diesen entscheidenden Schritt alle Möglichkeit einer Aussöhnung abzuschneiden, und eben dadurch den Schweden ihr ganzes Schicksal in die Hände zu geben. Sie fanden, daß eine förmliche Kriegserklärung, da die That selbst spreche, unnütz und überflüssig sey, und ihr standhafter Widerstand brachte den Kanzler zum Schweigen. Heftigere Kämpfe erregte der dritte und vornehmste Punkt der Berathschlagungen, durch welchen die Mittel zu Fortsetzung des Kriegs, und die Beyträge der Stände zu Unterhaltung der Armeen bestimmt werden sollten. Oxenstierna's Maxime, von den allgemeinen Lasten so viel als möglich war auf die Stände zu wälzen, vertrug sich nicht mit dem Grundsatz der Stände, so wenig als möglich zu geben. Hier erfuhr der Schwedische Kanzler, was dreyßig Kaiser vor ihm mit herber Wahrheit empfunden, daß unter allen mißlichen Unternehmungen die allermißlichste sey, von den Deutschen Geld zu begehren. Anstatt ihm die nöthigen Summen für die neu zu errichtenden Armeen zu bewilligen, zählte man ihm mit beredter Zunge alles Unheil auf, obern Kreise, die zu Ulm hatte vor sich gehen sollen, nach Heilbronn, wo über zwölf Reichsstädte, und eine glänzende Menge von Doktoren, Grafen und Fürsten sich einfanden. Auch die auswärtigen Mächte, Frankreich, England und Holland beschickten diesen Konvent, und Oxenstierna erschien auf demselben mit dem ganzen Pompe der Krone, deren Majestät er behaupten sollte. Er selbst führte das Wort, und der Gang der Berathschlagungen wurde durch seine Vorträge geleitet. Nachdem er von allen versammelten Ständen die Versicherung einer unerschütterlichen Treue, Beharrlichkeit und Eintracht erhalten, verlangte er von ihnen, daß sie den Kaiser und die Ligue förmlich und feierlich als Feinde erklären sollten. Aber so viel den Schweden daran gelegen war, das üble Vernehmen zwischen dem Kaiser und den Ständen zu einem solennen Bruch zu erweitern, so wenig Lust bezeigten die Stände, sich durch diesen entscheidenden Schritt alle Möglichkeit einer Aussöhnung abzuschneiden, und eben dadurch den Schweden ihr ganzes Schicksal in die Hände zu geben. Sie fanden, daß eine förmliche Kriegserklärung, da die That selbst spreche, unnütz und überflüssig sey, und ihr standhafter Widerstand brachte den Kanzler zum Schweigen. Heftigere Kämpfe erregte der dritte und vornehmste Punkt der Berathschlagungen, durch welchen die Mittel zu Fortsetzung des Kriegs, und die Beyträge der Stände zu Unterhaltung der Armeen bestimmt werden sollten. Oxenstierna’s Maxime, von den allgemeinen Lasten so viel als möglich war auf die Stände zu wälzen, vertrug sich nicht mit dem Grundsatz der Stände, so wenig als möglich zu geben. Hier erfuhr der Schwedische Kanzler, was dreyßig Kaiser vor ihm mit herber Wahrheit empfunden, daß unter allen mißlichen Unternehmungen die allermißlichste sey, von den Deutschen Geld zu begehren. Anstatt ihm die nöthigen Summen für die neu zu errichtenden Armeen zu bewilligen, zählte man ihm mit beredter Zunge alles Unheil auf, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0371" n="363"/> obern Kreise, die zu Ulm hatte vor sich gehen sollen, nach Heilbronn, wo über zwölf Reichsstädte, und eine glänzende Menge von Doktoren, Grafen und Fürsten sich einfanden. Auch die auswärtigen Mächte, Frankreich, England und Holland beschickten diesen Konvent, und Oxenstierna erschien auf demselben mit dem ganzen Pompe der Krone, deren Majestät er behaupten sollte. Er selbst führte das Wort, und der Gang der Berathschlagungen wurde durch seine Vorträge geleitet. Nachdem er von allen versammelten Ständen die Versicherung einer unerschütterlichen Treue, Beharrlichkeit und Eintracht erhalten, verlangte er von ihnen, daß sie den Kaiser und die Ligue förmlich und feierlich als Feinde erklären sollten. Aber so viel den Schweden daran gelegen war, das üble Vernehmen zwischen dem Kaiser und den Ständen zu einem solennen Bruch zu erweitern, so wenig Lust bezeigten die Stände, sich durch diesen entscheidenden Schritt alle Möglichkeit einer Aussöhnung abzuschneiden, und eben dadurch den Schweden ihr ganzes Schicksal in die Hände zu geben. Sie fanden, daß eine förmliche Kriegserklärung, da die That selbst spreche, unnütz und überflüssig sey, und ihr standhafter Widerstand brachte den Kanzler zum Schweigen. Heftigere Kämpfe erregte der dritte und vornehmste Punkt der Berathschlagungen, durch welchen die Mittel zu Fortsetzung des Kriegs, und die Beyträge der Stände zu Unterhaltung der Armeen bestimmt werden sollten. Oxenstierna’s Maxime, von den allgemeinen Lasten so viel als möglich war auf die Stände zu wälzen, vertrug sich nicht mit dem Grundsatz der Stände, so wenig als möglich zu geben. Hier erfuhr der Schwedische Kanzler, was dreyßig Kaiser vor ihm mit herber Wahrheit empfunden, daß unter allen mißlichen Unternehmungen die allermißlichste sey, von den Deutschen Geld zu begehren. Anstatt ihm die nöthigen Summen für die neu zu errichtenden Armeen zu bewilligen, zählte man ihm mit beredter Zunge alles Unheil auf, </p> </div> </body> </text> </TEI> [363/0371]
obern Kreise, die zu Ulm hatte vor sich gehen sollen, nach Heilbronn, wo über zwölf Reichsstädte, und eine glänzende Menge von Doktoren, Grafen und Fürsten sich einfanden. Auch die auswärtigen Mächte, Frankreich, England und Holland beschickten diesen Konvent, und Oxenstierna erschien auf demselben mit dem ganzen Pompe der Krone, deren Majestät er behaupten sollte. Er selbst führte das Wort, und der Gang der Berathschlagungen wurde durch seine Vorträge geleitet. Nachdem er von allen versammelten Ständen die Versicherung einer unerschütterlichen Treue, Beharrlichkeit und Eintracht erhalten, verlangte er von ihnen, daß sie den Kaiser und die Ligue förmlich und feierlich als Feinde erklären sollten. Aber so viel den Schweden daran gelegen war, das üble Vernehmen zwischen dem Kaiser und den Ständen zu einem solennen Bruch zu erweitern, so wenig Lust bezeigten die Stände, sich durch diesen entscheidenden Schritt alle Möglichkeit einer Aussöhnung abzuschneiden, und eben dadurch den Schweden ihr ganzes Schicksal in die Hände zu geben. Sie fanden, daß eine förmliche Kriegserklärung, da die That selbst spreche, unnütz und überflüssig sey, und ihr standhafter Widerstand brachte den Kanzler zum Schweigen. Heftigere Kämpfe erregte der dritte und vornehmste Punkt der Berathschlagungen, durch welchen die Mittel zu Fortsetzung des Kriegs, und die Beyträge der Stände zu Unterhaltung der Armeen bestimmt werden sollten. Oxenstierna’s Maxime, von den allgemeinen Lasten so viel als möglich war auf die Stände zu wälzen, vertrug sich nicht mit dem Grundsatz der Stände, so wenig als möglich zu geben. Hier erfuhr der Schwedische Kanzler, was dreyßig Kaiser vor ihm mit herber Wahrheit empfunden, daß unter allen mißlichen Unternehmungen die allermißlichste sey, von den Deutschen Geld zu begehren. Anstatt ihm die nöthigen Summen für die neu zu errichtenden Armeen zu bewilligen, zählte man ihm mit beredter Zunge alles Unheil auf,
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