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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Innersten empört von dem Gedanken, von einem Schwedischen Edelmann Vorschriften anzunehmen, arbeitete der Churfürst von Sachsen aufs neue an einer gefährlichen Absonderung von den Schweden, und die Frage war bloß, ob man sich völlig mit dem Kaiser vergleichen, oder sich zum Haupte der Protestanten aufwerfen, und mit ihnen eine dritte Partey in Deutschland errichten sollte. Aehnliche Gesinnungen hegte der Herzog Ulrich von Braunschweig, und er legte sie laut genug an den Tag, indem er den Schweden die Werbungen in seinem Land untersagte, und die Niedersächsischen Stände nach Lüneburg einlud, ein Bündniß unter ihnen zu stiften. Der Churfürst von Brandenburg allein, über den Einfluß neidisch, den Chursachsen in Niederdeutschland gewinnen sollte, zeigte einigen Eifer für das Interesse der Schwedischen Krone, die er schon auf dem Haupte seines Sohns zu erblicken glaubte. Oxenstierna fand zwar die ehrenvollste Aufnahme am Hofe Johann Georgs; aber schwankende Zusagen von fortdauernder Freundschaft waren alles, was er, der persönlichen Verwendung Churbrandenburgs ungeachtet, von diesem Fürsten erhalten konnte. Glücklicher war er bey dem Herzog von Braunschweig, gegen den er sich eine kühnere Sprache erlaubte. Schweden war damals im Besitz des Erzstiftes Magdeburg, dessen Bischof die Befugniß hatte, den Niedersächsischen Kreis zu versammeln. Der Kanzler behauptete das Recht seiner Krone, und durch dieses glückliche Machtwort vereitelte er für dießmal diese bedenkliche Versammlung. Aber die allgemeine Protestantenverbindung, der Hauptzweck seiner gegenwärtigen Reise und aller künftigen Bemühungen, mißlang ihm für jetzt und für immer, und er mußte sich mit einzelnen unsichern Bündnissen in den Sächsischen Kreisen und mit der schwächern Hülfe des obern Deutschlands begnügen.

Weil die Bayern an der Donau zu mächtig waren, so verlegte man die Zusammenkunft der vier

Innersten empört von dem Gedanken, von einem Schwedischen Edelmann Vorschriften anzunehmen, arbeitete der Churfürst von Sachsen aufs neue an einer gefährlichen Absonderung von den Schweden, und die Frage war bloß, ob man sich völlig mit dem Kaiser vergleichen, oder sich zum Haupte der Protestanten aufwerfen, und mit ihnen eine dritte Partey in Deutschland errichten sollte. Aehnliche Gesinnungen hegte der Herzog Ulrich von Braunschweig, und er legte sie laut genug an den Tag, indem er den Schweden die Werbungen in seinem Land untersagte, und die Niedersächsischen Stände nach Lüneburg einlud, ein Bündniß unter ihnen zu stiften. Der Churfürst von Brandenburg allein, über den Einfluß neidisch, den Chursachsen in Niederdeutschland gewinnen sollte, zeigte einigen Eifer für das Interesse der Schwedischen Krone, die er schon auf dem Haupte seines Sohns zu erblicken glaubte. Oxenstierna fand zwar die ehrenvollste Aufnahme am Hofe Johann Georgs; aber schwankende Zusagen von fortdauernder Freundschaft waren alles, was er, der persönlichen Verwendung Churbrandenburgs ungeachtet, von diesem Fürsten erhalten konnte. Glücklicher war er bey dem Herzog von Braunschweig, gegen den er sich eine kühnere Sprache erlaubte. Schweden war damals im Besitz des Erzstiftes Magdeburg, dessen Bischof die Befugniß hatte, den Niedersächsischen Kreis zu versammeln. Der Kanzler behauptete das Recht seiner Krone, und durch dieses glückliche Machtwort vereitelte er für dießmal diese bedenkliche Versammlung. Aber die allgemeine Protestantenverbindung, der Hauptzweck seiner gegenwärtigen Reise und aller künftigen Bemühungen, mißlang ihm für jetzt und für immer, und er mußte sich mit einzelnen unsichern Bündnissen in den Sächsischen Kreisen und mit der schwächern Hülfe des obern Deutschlands begnügen.

Weil die Bayern an der Donau zu mächtig waren, so verlegte man die Zusammenkunft der vier

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Innersten empört von dem Gedanken, von einem Schwedischen           Edelmann Vorschriften anzunehmen, arbeitete der Churfürst von Sachsen aufs neue an einer           gefährlichen Absonderung von den Schweden, und die Frage war bloß, ob man sich völlig mit           dem Kaiser vergleichen, oder sich zum Haupte der Protestanten aufwerfen, und mit ihnen           eine dritte Partey in Deutschland errichten sollte. Aehnliche Gesinnungen hegte der Herzog           Ulrich von Braunschweig, und er legte sie laut genug an den Tag, indem er den Schweden die           Werbungen in seinem Land untersagte, und die Niedersächsischen Stände nach Lüneburg           einlud, ein Bündniß unter ihnen zu stiften. Der Churfürst von Brandenburg allein, über den           Einfluß neidisch, den Chursachsen in Niederdeutschland gewinnen sollte, zeigte einigen           Eifer für das Interesse der Schwedischen Krone, die er schon auf dem Haupte seines Sohns           zu erblicken glaubte. Oxenstierna fand zwar die ehrenvollste Aufnahme am Hofe Johann           Georgs; aber schwankende Zusagen von fortdauernder Freundschaft waren alles, was er, der           persönlichen Verwendung Churbrandenburgs ungeachtet, von diesem Fürsten erhalten konnte.           Glücklicher war er bey dem Herzog von Braunschweig, gegen den er sich eine kühnere Sprache           erlaubte. Schweden war damals im Besitz des Erzstiftes Magdeburg, dessen Bischof die           Befugniß hatte, den Niedersächsischen Kreis zu versammeln. Der Kanzler behauptete das           Recht seiner Krone, und durch dieses glückliche Machtwort vereitelte er für dießmal diese           bedenkliche Versammlung. Aber die allgemeine Protestantenverbindung, der Hauptzweck seiner           gegenwärtigen Reise und aller künftigen Bemühungen, mißlang ihm für jetzt und für immer,           und er mußte sich mit einzelnen unsichern Bündnissen in den Sächsischen Kreisen und mit           der schwächern Hülfe des obern Deutschlands begnügen.</p>
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[362/0370] Innersten empört von dem Gedanken, von einem Schwedischen Edelmann Vorschriften anzunehmen, arbeitete der Churfürst von Sachsen aufs neue an einer gefährlichen Absonderung von den Schweden, und die Frage war bloß, ob man sich völlig mit dem Kaiser vergleichen, oder sich zum Haupte der Protestanten aufwerfen, und mit ihnen eine dritte Partey in Deutschland errichten sollte. Aehnliche Gesinnungen hegte der Herzog Ulrich von Braunschweig, und er legte sie laut genug an den Tag, indem er den Schweden die Werbungen in seinem Land untersagte, und die Niedersächsischen Stände nach Lüneburg einlud, ein Bündniß unter ihnen zu stiften. Der Churfürst von Brandenburg allein, über den Einfluß neidisch, den Chursachsen in Niederdeutschland gewinnen sollte, zeigte einigen Eifer für das Interesse der Schwedischen Krone, die er schon auf dem Haupte seines Sohns zu erblicken glaubte. Oxenstierna fand zwar die ehrenvollste Aufnahme am Hofe Johann Georgs; aber schwankende Zusagen von fortdauernder Freundschaft waren alles, was er, der persönlichen Verwendung Churbrandenburgs ungeachtet, von diesem Fürsten erhalten konnte. Glücklicher war er bey dem Herzog von Braunschweig, gegen den er sich eine kühnere Sprache erlaubte. Schweden war damals im Besitz des Erzstiftes Magdeburg, dessen Bischof die Befugniß hatte, den Niedersächsischen Kreis zu versammeln. Der Kanzler behauptete das Recht seiner Krone, und durch dieses glückliche Machtwort vereitelte er für dießmal diese bedenkliche Versammlung. Aber die allgemeine Protestantenverbindung, der Hauptzweck seiner gegenwärtigen Reise und aller künftigen Bemühungen, mißlang ihm für jetzt und für immer, und er mußte sich mit einzelnen unsichern Bündnissen in den Sächsischen Kreisen und mit der schwächern Hülfe des obern Deutschlands begnügen. Weil die Bayern an der Donau zu mächtig waren, so verlegte man die Zusammenkunft der vier

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/370>, abgerufen am 25.11.2024.