Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.Nähe zeigen, deren Gewährung in Wallensteins Händen stände. Ueberzeugt, daß eine Armee, die sein Name allein aus dem Nichts gezogen, ohne ihren Schöpfer in ihr Nichts zurückkehren würde, sollte sie ihm nur zur Lockspeise dienen, seinem Herrn desto wichtigere Bewilligungen zu entreißen; und doch wünschte Ferdinand sich Glück, daß auch nur so viel gewonnen war. Nicht lange säumte Wallenstein, seine Zusage wahr zu machen, welche ganz Deutschland als schimärisch verlachte, und Gustav Adolph selbst übertrieben fand. Aber lange schon war der Grund zu dieser Unternehmung gelegt, und er ließ jetzt nur die Maschinen spielen, die er seit mehrern Jahren zu diesem Endzweck in Gang gebracht hatte. Kaum verbreitete sich das Gerücht von Wallensteins Rüstung, als von allen Enden der Oesterreichischen Monarchie Schaaren von Kriegern herbeyeilten, unter diesem erfahrnen Feldherrn ihr Glück zu versuchen. Viele, welche schon ehedem unter seinen Fahnen gefochten hatten, seine Größe als Augenzeugen bewundert, und seine Großmuth erfahren hatten, traten bey diesem Rufe aus der Dunkelheit hervor, zum zweytenmal Ruhm und Beute mit ihm zu theilen. Die Größe des versprochnen Soldes lockte Tausende herbey, und die reichliche Verpflegung, welche dem Soldaten auf Kosten des Landmanns zu Theil wurde, war für den Letztern eine unüberwindliche Reitzung, lieber selbst diesen Stand zu ergreifen, als unter dem Druck desselben zu erliegen. Alle Oesterreichische Provinzen strengte man an, zu dieser kostbaren Rüstung beyzutragen; kein Stand blieb von Taxen verschont, von der Kopfsteuer befreyte keine Würde, kein Privilegium. Der Spanische Hof, wie der König von Ungarn, verstanden sich zu einer beträchtlichen Summe; die Minister machten ansehnliche Schenkungen, und Wallenstein selbst ließ es sich zweymal hundert tausend Thaler von seinem eignen Vermögen kosten, Nähe zeigen, deren Gewährung in Wallensteins Händen stände. Ueberzeugt, daß eine Armee, die sein Name allein aus dem Nichts gezogen, ohne ihren Schöpfer in ihr Nichts zurückkehren würde, sollte sie ihm nur zur Lockspeise dienen, seinem Herrn desto wichtigere Bewilligungen zu entreißen; und doch wünschte Ferdinand sich Glück, daß auch nur so viel gewonnen war. Nicht lange säumte Wallenstein, seine Zusage wahr zu machen, welche ganz Deutschland als schimärisch verlachte, und Gustav Adolph selbst übertrieben fand. Aber lange schon war der Grund zu dieser Unternehmung gelegt, und er ließ jetzt nur die Maschinen spielen, die er seit mehrern Jahren zu diesem Endzweck in Gang gebracht hatte. Kaum verbreitete sich das Gerücht von Wallensteins Rüstung, als von allen Enden der Oesterreichischen Monarchie Schaaren von Kriegern herbeyeilten, unter diesem erfahrnen Feldherrn ihr Glück zu versuchen. Viele, welche schon ehedem unter seinen Fahnen gefochten hatten, seine Größe als Augenzeugen bewundert, und seine Großmuth erfahren hatten, traten bey diesem Rufe aus der Dunkelheit hervor, zum zweytenmal Ruhm und Beute mit ihm zu theilen. Die Größe des versprochnen Soldes lockte Tausende herbey, und die reichliche Verpflegung, welche dem Soldaten auf Kosten des Landmanns zu Theil wurde, war für den Letztern eine unüberwindliche Reitzung, lieber selbst diesen Stand zu ergreifen, als unter dem Druck desselben zu erliegen. Alle Oesterreichische Provinzen strengte man an, zu dieser kostbaren Rüstung beyzutragen; kein Stand blieb von Taxen verschont, von der Kopfsteuer befreyte keine Würde, kein Privilegium. Der Spanische Hof, wie der König von Ungarn, verstanden sich zu einer beträchtlichen Summe; die Minister machten ansehnliche Schenkungen, und Wallenstein selbst ließ es sich zweymal hundert tausend Thaler von seinem eignen Vermögen kosten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0308" n="300"/> Nähe zeigen, deren Gewährung in Wallensteins Händen stände. Ueberzeugt, daß eine Armee, die sein Name allein aus dem Nichts gezogen, ohne ihren Schöpfer in ihr Nichts zurückkehren würde, sollte sie ihm nur zur Lockspeise dienen, seinem Herrn desto wichtigere Bewilligungen zu entreißen; und doch wünschte Ferdinand sich Glück, daß auch nur so viel gewonnen war.</p> <p>Nicht lange säumte Wallenstein, seine Zusage wahr zu machen, welche ganz Deutschland als schimärisch verlachte, und <persName>Gustav Adolph</persName> selbst übertrieben fand. Aber lange schon war der Grund zu dieser Unternehmung gelegt, und er ließ jetzt nur die Maschinen spielen, die er seit mehrern Jahren zu diesem Endzweck in Gang gebracht hatte. Kaum verbreitete sich das Gerücht von Wallensteins Rüstung, als von allen Enden der Oesterreichischen Monarchie Schaaren von Kriegern herbeyeilten, unter diesem erfahrnen Feldherrn ihr Glück zu versuchen. Viele, welche schon ehedem unter seinen Fahnen gefochten hatten, seine Größe als Augenzeugen bewundert, und seine Großmuth erfahren hatten, traten bey diesem Rufe aus der Dunkelheit hervor, zum zweytenmal Ruhm und Beute mit ihm zu theilen. Die Größe des versprochnen Soldes lockte Tausende herbey, und die reichliche Verpflegung, welche dem Soldaten auf Kosten des Landmanns zu Theil wurde, war für den Letztern eine unüberwindliche Reitzung, lieber selbst diesen Stand zu ergreifen, als unter dem Druck desselben zu erliegen. Alle Oesterreichische Provinzen strengte man an, zu dieser kostbaren Rüstung beyzutragen; kein Stand blieb von Taxen verschont, von der Kopfsteuer befreyte keine Würde, kein Privilegium. Der Spanische Hof, wie der König von Ungarn, verstanden sich zu einer beträchtlichen Summe; die Minister machten ansehnliche Schenkungen, und Wallenstein selbst ließ es sich zweymal hundert tausend Thaler von seinem eignen Vermögen kosten, </p> </div> </body> </text> </TEI> [300/0308]
Nähe zeigen, deren Gewährung in Wallensteins Händen stände. Ueberzeugt, daß eine Armee, die sein Name allein aus dem Nichts gezogen, ohne ihren Schöpfer in ihr Nichts zurückkehren würde, sollte sie ihm nur zur Lockspeise dienen, seinem Herrn desto wichtigere Bewilligungen zu entreißen; und doch wünschte Ferdinand sich Glück, daß auch nur so viel gewonnen war.
Nicht lange säumte Wallenstein, seine Zusage wahr zu machen, welche ganz Deutschland als schimärisch verlachte, und Gustav Adolph selbst übertrieben fand. Aber lange schon war der Grund zu dieser Unternehmung gelegt, und er ließ jetzt nur die Maschinen spielen, die er seit mehrern Jahren zu diesem Endzweck in Gang gebracht hatte. Kaum verbreitete sich das Gerücht von Wallensteins Rüstung, als von allen Enden der Oesterreichischen Monarchie Schaaren von Kriegern herbeyeilten, unter diesem erfahrnen Feldherrn ihr Glück zu versuchen. Viele, welche schon ehedem unter seinen Fahnen gefochten hatten, seine Größe als Augenzeugen bewundert, und seine Großmuth erfahren hatten, traten bey diesem Rufe aus der Dunkelheit hervor, zum zweytenmal Ruhm und Beute mit ihm zu theilen. Die Größe des versprochnen Soldes lockte Tausende herbey, und die reichliche Verpflegung, welche dem Soldaten auf Kosten des Landmanns zu Theil wurde, war für den Letztern eine unüberwindliche Reitzung, lieber selbst diesen Stand zu ergreifen, als unter dem Druck desselben zu erliegen. Alle Oesterreichische Provinzen strengte man an, zu dieser kostbaren Rüstung beyzutragen; kein Stand blieb von Taxen verschont, von der Kopfsteuer befreyte keine Würde, kein Privilegium. Der Spanische Hof, wie der König von Ungarn, verstanden sich zu einer beträchtlichen Summe; die Minister machten ansehnliche Schenkungen, und Wallenstein selbst ließ es sich zweymal hundert tausend Thaler von seinem eignen Vermögen kosten,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/308 |
Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/308>, abgerufen am 16.02.2025. |