Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.Kälte in diesem ungewohnten Klima verursachte. Unter diesen Umständen sehnte sich der kaiserliche General nach Ruhe, um seine Truppen durch die Winterquartiere zu erquicken; aber er hatte mit einem Feinde zu thun, für den unter Deutschem Himmel gar kein Winter war. Zur Vorsorge hatte Gustav seine Soldaten mit Schaafspelzen versehen lassen, um auch die rauheste Jahrszeit über im Felde zu bleiben. Die kaiserlichen Bevollmächtigten, welche wegen eines Waffenstillstandes zu unterhandeln kamen, erhielten daher die trostlose Antwort: "Die Schweden seyen im Winter wie im Sommer Soldaten, und nicht geneigt, den armen Landmann noch mehr auszusaugen. Die Kaiserlichen möchten es mit sich halten, wie sie wollten; sie aber gedächten nicht, sich müßig zu verhalten." Torquato Conti legte bald darauf sein Commando, wobey wenig Ruhm und nun auch kein Geld mehr zu gewinnen war, nieder. Bey dieser Ungleichheit mußte sich der Vortheil nothwendiger Weise auf Schwedischer Seite befinden. Unaufhörlich wurden die Kaiserlichen in ihren Winterquartieren beunruhigt. Greifenhagen, ein wichtiger Plaz an der Oder, mit Sturm erobert, zulezt auch die Städte Garz und Piriz von den Feinden verlassen. Von ganz Pommern waren nur noch Greifswalde, Demmin und Colberg in ihren Händen, zu deren Belagerung der König ungesäumt die nachdrücklichsten Anstalten machte. Der fliehende Feind nahm seinen Weg nach der Mark Brandenburg, nicht ohne grossen Verlust an Artillerie, Bagage und Mannschaft, welche den nacheilenden Schweden in die Hände fielen. Durch Einnahme der Pässe bey Ribniz und Damgarden hatte sich Gustav den Eingang in das Herzogthum Mecklenburg eröffnet, dessen Unterthanen durch ein voran geschicktes Manifest aufgefodert wurden, unter die Herrschaft ihrer rechtmäßigen Kälte in diesem ungewohnten Klima verursachte. Unter diesen Umständen sehnte sich der kaiserliche General nach Ruhe, um seine Truppen durch die Winterquartiere zu erquicken; aber er hatte mit einem Feinde zu thun, für den unter Deutschem Himmel gar kein Winter war. Zur Vorsorge hatte Gustav seine Soldaten mit Schaafspelzen versehen lassen, um auch die rauheste Jahrszeit über im Felde zu bleiben. Die kaiserlichen Bevollmächtigten, welche wegen eines Waffenstillstandes zu unterhandeln kamen, erhielten daher die trostlose Antwort: „Die Schweden seyen im Winter wie im Sommer Soldaten, und nicht geneigt, den armen Landmann noch mehr auszusaugen. Die Kaiserlichen möchten es mit sich halten, wie sie wollten; sie aber gedächten nicht, sich müßig zu verhalten.“ Torquato Conti legte bald darauf sein Commando, wobey wenig Ruhm und nun auch kein Geld mehr zu gewinnen war, nieder. Bey dieser Ungleichheit mußte sich der Vortheil nothwendiger Weise auf Schwedischer Seite befinden. Unaufhörlich wurden die Kaiserlichen in ihren Winterquartieren beunruhigt. Greifenhagen, ein wichtiger Plaz an der Oder, mit Sturm erobert, zulezt auch die Städte Garz und Piriz von den Feinden verlassen. Von ganz Pommern waren nur noch Greifswalde, Demmin und Colberg in ihren Händen, zu deren Belagerung der König ungesäumt die nachdrücklichsten Anstalten machte. Der fliehende Feind nahm seinen Weg nach der Mark Brandenburg, nicht ohne grossen Verlust an Artillerie, Bagage und Mannschaft, welche den nacheilenden Schweden in die Hände fielen. Durch Einnahme der Pässe bey Ribniz und Damgarden hatte sich Gustav den Eingang in das Herzogthum Mecklenburg eröffnet, dessen Unterthanen durch ein voran geschicktes Manifest aufgefodert wurden, unter die Herrschaft ihrer rechtmäßigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="181"/> Kälte in diesem ungewohnten Klima verursachte. Unter diesen Umständen sehnte sich der kaiserliche General nach Ruhe, um seine Truppen durch die Winterquartiere zu erquicken; aber er hatte mit einem Feinde zu thun, für den unter Deutschem Himmel gar kein Winter war. Zur Vorsorge hatte <persName>Gustav</persName> seine Soldaten mit Schaafspelzen versehen lassen, um auch die rauheste Jahrszeit über im Felde zu bleiben. Die kaiserlichen Bevollmächtigten, welche wegen eines Waffenstillstandes zu unterhandeln kamen, erhielten daher die trostlose Antwort: „Die Schweden seyen im Winter wie im Sommer Soldaten, und nicht geneigt, den armen Landmann noch mehr auszusaugen. Die Kaiserlichen möchten es mit sich halten, wie sie wollten; sie aber gedächten nicht, sich müßig zu verhalten.“ <persName>Torquato Conti</persName> legte bald darauf sein Commando, wobey wenig Ruhm und nun auch kein Geld mehr zu gewinnen war, nieder.</p> <p>Bey dieser Ungleichheit mußte sich der Vortheil nothwendiger Weise auf Schwedischer Seite befinden. Unaufhörlich wurden die Kaiserlichen in ihren Winterquartieren beunruhigt. Greifenhagen, ein wichtiger Plaz an der Oder, mit Sturm erobert, zulezt auch die Städte Garz und Piriz von den Feinden verlassen. Von ganz Pommern waren nur noch Greifswalde, Demmin und Colberg in ihren Händen, zu deren Belagerung der König ungesäumt die nachdrücklichsten Anstalten machte. Der fliehende Feind nahm seinen Weg nach der Mark Brandenburg, nicht ohne grossen Verlust an Artillerie, Bagage und Mannschaft, welche den nacheilenden Schweden in die Hände fielen.</p> <p>Durch Einnahme der Pässe bey Ribniz und Damgarden hatte sich Gustav den Eingang in das Herzogthum Mecklenburg eröffnet, dessen Unterthanen durch ein voran geschicktes Manifest aufgefodert wurden, unter die Herrschaft ihrer rechtmäßigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0189]
Kälte in diesem ungewohnten Klima verursachte. Unter diesen Umständen sehnte sich der kaiserliche General nach Ruhe, um seine Truppen durch die Winterquartiere zu erquicken; aber er hatte mit einem Feinde zu thun, für den unter Deutschem Himmel gar kein Winter war. Zur Vorsorge hatte Gustav seine Soldaten mit Schaafspelzen versehen lassen, um auch die rauheste Jahrszeit über im Felde zu bleiben. Die kaiserlichen Bevollmächtigten, welche wegen eines Waffenstillstandes zu unterhandeln kamen, erhielten daher die trostlose Antwort: „Die Schweden seyen im Winter wie im Sommer Soldaten, und nicht geneigt, den armen Landmann noch mehr auszusaugen. Die Kaiserlichen möchten es mit sich halten, wie sie wollten; sie aber gedächten nicht, sich müßig zu verhalten.“ Torquato Conti legte bald darauf sein Commando, wobey wenig Ruhm und nun auch kein Geld mehr zu gewinnen war, nieder.
Bey dieser Ungleichheit mußte sich der Vortheil nothwendiger Weise auf Schwedischer Seite befinden. Unaufhörlich wurden die Kaiserlichen in ihren Winterquartieren beunruhigt. Greifenhagen, ein wichtiger Plaz an der Oder, mit Sturm erobert, zulezt auch die Städte Garz und Piriz von den Feinden verlassen. Von ganz Pommern waren nur noch Greifswalde, Demmin und Colberg in ihren Händen, zu deren Belagerung der König ungesäumt die nachdrücklichsten Anstalten machte. Der fliehende Feind nahm seinen Weg nach der Mark Brandenburg, nicht ohne grossen Verlust an Artillerie, Bagage und Mannschaft, welche den nacheilenden Schweden in die Hände fielen.
Durch Einnahme der Pässe bey Ribniz und Damgarden hatte sich Gustav den Eingang in das Herzogthum Mecklenburg eröffnet, dessen Unterthanen durch ein voran geschicktes Manifest aufgefodert wurden, unter die Herrschaft ihrer rechtmäßigen
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/189>, abgerufen am 16.08.2024. |