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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Reichsversammlung, den Ständen ein feyerliches Lebewohl zu sagen. Er nahm hier seine vierjährige Tochter Christina, die in der Wiege schon zu seiner Nachfolgerin erklärt war, auf die Arme, zeigte sie den Ständen als ihre künftige Beherrscherin, ließ ihr auf den Fall, daß er selbst nimmer wiederkehrte den Eid der Treue erneuern, und darauf die Verordnung ablesen, wie es während seiner Abwesenheit oder der Minderjährigkeit seiner Tochter mit der Regentschaft des Reichs gehalten werden sollte. In Thränen zerfloß die ganze Versammlung und der König selbst brauchte Zeit, um zu seiner Abschiedsrede an die Stände die nöthige Fassung zu erhalten.

"Nicht leichtsinniger Weise, fing er an, stürze ich mich und euch in diesen neuen gefahrvollen Krieg. Mein Zeuge ist der allmächtige Gott, daß ich nicht aus Vergnügen fechte. Der Kaiser hat mich in der Person meiner Gesandten aufs grausamste beleidigt, er hat meine Feinde unterstüzt, er verfolgt meine Freunde und Brüder, tritt meine Religion in den Staub, und streckt die Hand aus nach meiner Krone. Dringend flehen uns die unterdrückten Stände Deutschlands um Hülfe, und wenn es Gott gefällt, so wollen wir sie ihnen geben.

Ich kenne die Gefahren, denen mein Leben ausgesezt seyn wird. Nie habe ich sie gemieden, und schwerlich werde ich ihnen ganz entgehen. Bis jezt zwar hat mich die Allmacht wunderbar behütet, aber ich werde doch endlich sterben in der Vertheidigung meines Vaterlandes. Ich übergebe euch dem Schuz des Himmels. Seyd gerecht, seyd gewissenhaft, wandelt unsträflich, so werden wir uns in der Ewigkeit wieder begegnen.

An euch, meine Reichsräthe, wende ich mich zuerst. Gott erleuchte euch, und erfülle euch mit Weisheit, meinem Königreiche stets das Beste zu rathen.

Reichsversammlung, den Ständen ein feyerliches Lebewohl zu sagen. Er nahm hier seine vierjährige Tochter Christina, die in der Wiege schon zu seiner Nachfolgerin erklärt war, auf die Arme, zeigte sie den Ständen als ihre künftige Beherrscherin, ließ ihr auf den Fall, daß er selbst nimmer wiederkehrte den Eid der Treue erneuern, und darauf die Verordnung ablesen, wie es während seiner Abwesenheit oder der Minderjährigkeit seiner Tochter mit der Regentschaft des Reichs gehalten werden sollte. In Thränen zerfloß die ganze Versammlung und der König selbst brauchte Zeit, um zu seiner Abschiedsrede an die Stände die nöthige Fassung zu erhalten.

„Nicht leichtsinniger Weise, fing er an, stürze ich mich und euch in diesen neuen gefahrvollen Krieg. Mein Zeuge ist der allmächtige Gott, daß ich nicht aus Vergnügen fechte. Der Kaiser hat mich in der Person meiner Gesandten aufs grausamste beleidigt, er hat meine Feinde unterstüzt, er verfolgt meine Freunde und Brüder, tritt meine Religion in den Staub, und streckt die Hand aus nach meiner Krone. Dringend flehen uns die unterdrückten Stände Deutschlands um Hülfe, und wenn es Gott gefällt, so wollen wir sie ihnen geben.

Ich kenne die Gefahren, denen mein Leben ausgesezt seyn wird. Nie habe ich sie gemieden, und schwerlich werde ich ihnen ganz entgehen. Bis jezt zwar hat mich die Allmacht wunderbar behütet, aber ich werde doch endlich sterben in der Vertheidigung meines Vaterlandes. Ich übergebe euch dem Schuz des Himmels. Seyd gerecht, seyd gewissenhaft, wandelt unsträflich, so werden wir uns in der Ewigkeit wieder begegnen.

An euch, meine Reichsräthe, wende ich mich zuerst. Gott erleuchte euch, und erfülle euch mit Weisheit, meinem Königreiche stets das Beste zu rathen.

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[174/0182] Reichsversammlung, den Ständen ein feyerliches Lebewohl zu sagen. Er nahm hier seine vierjährige Tochter Christina, die in der Wiege schon zu seiner Nachfolgerin erklärt war, auf die Arme, zeigte sie den Ständen als ihre künftige Beherrscherin, ließ ihr auf den Fall, daß er selbst nimmer wiederkehrte den Eid der Treue erneuern, und darauf die Verordnung ablesen, wie es während seiner Abwesenheit oder der Minderjährigkeit seiner Tochter mit der Regentschaft des Reichs gehalten werden sollte. In Thränen zerfloß die ganze Versammlung und der König selbst brauchte Zeit, um zu seiner Abschiedsrede an die Stände die nöthige Fassung zu erhalten. „Nicht leichtsinniger Weise, fing er an, stürze ich mich und euch in diesen neuen gefahrvollen Krieg. Mein Zeuge ist der allmächtige Gott, daß ich nicht aus Vergnügen fechte. Der Kaiser hat mich in der Person meiner Gesandten aufs grausamste beleidigt, er hat meine Feinde unterstüzt, er verfolgt meine Freunde und Brüder, tritt meine Religion in den Staub, und streckt die Hand aus nach meiner Krone. Dringend flehen uns die unterdrückten Stände Deutschlands um Hülfe, und wenn es Gott gefällt, so wollen wir sie ihnen geben. Ich kenne die Gefahren, denen mein Leben ausgesezt seyn wird. Nie habe ich sie gemieden, und schwerlich werde ich ihnen ganz entgehen. Bis jezt zwar hat mich die Allmacht wunderbar behütet, aber ich werde doch endlich sterben in der Vertheidigung meines Vaterlandes. Ich übergebe euch dem Schuz des Himmels. Seyd gerecht, seyd gewissenhaft, wandelt unsträflich, so werden wir uns in der Ewigkeit wieder begegnen. An euch, meine Reichsräthe, wende ich mich zuerst. Gott erleuchte euch, und erfülle euch mit Weisheit, meinem Königreiche stets das Beste zu rathen.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/182>, abgerufen am 23.11.2024.