Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Oesterreichs zu finden, erweckten wieder die alte Furcht vor dieser Macht, und mit ihr die alte Staatsmaximen Heinrichs des Großen. Eine Heirath des Prinzen von Wallis mit Henrietten von Frankreich, stiftete zwischen diesen beyden Kronen eine engere Vereinigung, zu welcher auch Holland, Dänemark und einige Staaten Italiens traten. Der Entwurf wurde gemacht, Spanien mit gewaffneter Hand zur Herausgabe des Veltlins, und Oesterreich zu Wiederherstellung Friedrichs zu zwingen; aber nur für das erste wurde einige Thätigkeit gezeigt. Jakob I. starb, und Karl I. im Streit mit seinem Parlamente, konnte den Angelegenheiten Deutschlands keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Savoyen und Venedig hielten ihren Beystand zurück, und der Französische Minister glaubte die Hugenotten in seinem Vaterlande erst unterworfen haben zu müssen, ehe er es wagen dürfte, die Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser zu beschüzen. So große Hoffnungen man von dieser Allianz geschöpft hatte, so wenig entsprach ihnen der Erfolg.

Graf Mansfeld, von aller Hülfe entblößt, stand unthätig am Unterrhein, und Herzog Christian von Braunschweig sah sich nach einem verunglückten Feldzug aufs neue vom Deutschen Boden vertrieben. Ein abermaliger Einfall Bethlen Gabors in Mähren hatte sich, weil er von Deutschland aus nicht unterstüzt ward, fruchtlos wie alle vorigen, in einen förmlichen Frieden mit dem Kaiser geendigt. Die Union war nicht mehr, kein protestantischer Fürst mehr unter den Waffen, und an den Grenzen von Niederdeutschland stand der Bayrische General Tilly mit einem sieggewohnten Heer - auf protestantischem Boden. Die Bewegungen Herzog Christians von Braunschweig hatten ihn nach dieser Gegend, und einmal schon in den Niedersächsischen Kreis gezogen, wo er Lippstadt, den Waffenplaz des Administrators, überwältigte. Die Nothwendigkeit, diesen Feind zu beobachten und von neuen Einfällen abzuhalten, sollte auch noch jezt

Oesterreichs zu finden, erweckten wieder die alte Furcht vor dieser Macht, und mit ihr die alte Staatsmaximen Heinrichs des Großen. Eine Heirath des Prinzen von Wallis mit Henrietten von Frankreich, stiftete zwischen diesen beyden Kronen eine engere Vereinigung, zu welcher auch Holland, Dänemark und einige Staaten Italiens traten. Der Entwurf wurde gemacht, Spanien mit gewaffneter Hand zur Herausgabe des Veltlins, und Oesterreich zu Wiederherstellung Friedrichs zu zwingen; aber nur für das erste wurde einige Thätigkeit gezeigt. Jakob I. starb, und Karl I. im Streit mit seinem Parlamente, konnte den Angelegenheiten Deutschlands keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Savoyen und Venedig hielten ihren Beystand zurück, und der Französische Minister glaubte die Hugenotten in seinem Vaterlande erst unterworfen haben zu müssen, ehe er es wagen dürfte, die Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser zu beschüzen. So große Hoffnungen man von dieser Allianz geschöpft hatte, so wenig entsprach ihnen der Erfolg.

Graf Mansfeld, von aller Hülfe entblößt, stand unthätig am Unterrhein, und Herzog Christian von Braunschweig sah sich nach einem verunglückten Feldzug aufs neue vom Deutschen Boden vertrieben. Ein abermaliger Einfall Bethlen Gabors in Mähren hatte sich, weil er von Deutschland aus nicht unterstüzt ward, fruchtlos wie alle vorigen, in einen förmlichen Frieden mit dem Kaiser geendigt. Die Union war nicht mehr, kein protestantischer Fürst mehr unter den Waffen, und an den Grenzen von Niederdeutschland stand der Bayrische General Tilly mit einem sieggewohnten Heer – auf protestantischem Boden. Die Bewegungen Herzog Christians von Braunschweig hatten ihn nach dieser Gegend, und einmal schon in den Niedersächsischen Kreis gezogen, wo er Lippstadt, den Waffenplaz des Administrators, überwältigte. Die Nothwendigkeit, diesen Feind zu beobachten und von neuen Einfällen abzuhalten, sollte auch noch jezt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0139" n="131"/>
Oesterreichs zu finden, erweckten wieder die           alte Furcht vor dieser Macht, und mit ihr die alte Staatsmaximen Heinrichs des Großen.           Eine Heirath des Prinzen von Wallis mit Henrietten von Frankreich, stiftete zwischen           diesen beyden Kronen eine engere Vereinigung, zu welcher auch Holland, Dänemark und einige           Staaten Italiens traten. Der Entwurf wurde gemacht, Spanien mit gewaffneter Hand zur           Herausgabe des Veltlins, und Oesterreich zu Wiederherstellung Friedrichs zu zwingen; aber           nur für das erste wurde einige Thätigkeit gezeigt. <persName>Jakob I.</persName> starb, und <persName>Karl I.</persName> im Streit           mit seinem Parlamente, konnte den Angelegenheiten Deutschlands keine Aufmerksamkeit mehr           schenken. Savoyen und Venedig hielten ihren Beystand zurück, und der Französische Minister           glaubte die Hugenotten in seinem Vaterlande erst unterworfen haben zu müssen, ehe er es           wagen dürfte, die Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser zu beschüzen. So große           Hoffnungen man von dieser Allianz geschöpft hatte, so wenig entsprach ihnen der           Erfolg.</p>
        <p><persName>Graf Mansfeld</persName>, von aller Hülfe entblößt, stand unthätig am Unterrhein, und <persName>Herzog           Christian von Braunschweig</persName> sah sich nach einem verunglückten Feldzug aufs neue vom           Deutschen Boden vertrieben. Ein abermaliger Einfall <persName>Bethlen Gabors</persName> in <placeName>Mähren</placeName> hatte sich,           weil er von Deutschland aus nicht unterstüzt ward, fruchtlos wie alle vorigen, in einen           förmlichen Frieden mit dem Kaiser geendigt. Die Union war nicht mehr, kein           protestantischer Fürst mehr unter den Waffen, und an den Grenzen von Niederdeutschland           stand der Bayrische General Tilly mit einem sieggewohnten Heer &#x2013; auf protestantischem           Boden. Die Bewegungen Herzog Christians von Braunschweig hatten ihn nach dieser Gegend,           und einmal schon in den Niedersächsischen Kreis gezogen, wo er <placeName>Lippstadt</placeName>, den Waffenplaz           des Administrators, überwältigte. Die Nothwendigkeit, diesen Feind zu beobachten und von           neuen Einfällen abzuhalten, sollte auch noch jezt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0139] Oesterreichs zu finden, erweckten wieder die alte Furcht vor dieser Macht, und mit ihr die alte Staatsmaximen Heinrichs des Großen. Eine Heirath des Prinzen von Wallis mit Henrietten von Frankreich, stiftete zwischen diesen beyden Kronen eine engere Vereinigung, zu welcher auch Holland, Dänemark und einige Staaten Italiens traten. Der Entwurf wurde gemacht, Spanien mit gewaffneter Hand zur Herausgabe des Veltlins, und Oesterreich zu Wiederherstellung Friedrichs zu zwingen; aber nur für das erste wurde einige Thätigkeit gezeigt. Jakob I. starb, und Karl I. im Streit mit seinem Parlamente, konnte den Angelegenheiten Deutschlands keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Savoyen und Venedig hielten ihren Beystand zurück, und der Französische Minister glaubte die Hugenotten in seinem Vaterlande erst unterworfen haben zu müssen, ehe er es wagen dürfte, die Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser zu beschüzen. So große Hoffnungen man von dieser Allianz geschöpft hatte, so wenig entsprach ihnen der Erfolg. Graf Mansfeld, von aller Hülfe entblößt, stand unthätig am Unterrhein, und Herzog Christian von Braunschweig sah sich nach einem verunglückten Feldzug aufs neue vom Deutschen Boden vertrieben. Ein abermaliger Einfall Bethlen Gabors in Mähren hatte sich, weil er von Deutschland aus nicht unterstüzt ward, fruchtlos wie alle vorigen, in einen förmlichen Frieden mit dem Kaiser geendigt. Die Union war nicht mehr, kein protestantischer Fürst mehr unter den Waffen, und an den Grenzen von Niederdeutschland stand der Bayrische General Tilly mit einem sieggewohnten Heer – auf protestantischem Boden. Die Bewegungen Herzog Christians von Braunschweig hatten ihn nach dieser Gegend, und einmal schon in den Niedersächsischen Kreis gezogen, wo er Lippstadt, den Waffenplaz des Administrators, überwältigte. Die Nothwendigkeit, diesen Feind zu beobachten und von neuen Einfällen abzuhalten, sollte auch noch jezt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/139
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/139>, abgerufen am 22.11.2024.