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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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gelassen, unwissend sogar, ob ihm Friedrich seine Beharrlichkeit dankte, hielt er noch eine Zeit lang allein gegen die Kaiserlichen Stand, bis seine Truppen, von der Geldnoth getrieben, die Stadt Pilsen an den Kaiser verkauften; von diesem Schlage nicht erschüttert, sah man ihn bald darauf in der Oberpfalz neue Werbepläze anlegen, um die Truppen aufzufangen, welche die Union verabschiedet hatte. Ein neues, zwanzig tausend Mann starkes Heer entstand in kurzem unter seinen Fahnen, um so furchtbarer für alle Provinzen, auf die es sich warf, weil es durch Raub allein sich erhalten konnte. Unwissend, wohin dieser Schwarm stürzen würde, zitterten schon alle benachbarten Bißthümer, deren Reichthum ihn anlocken konnte. Aber ins Gedränge gebracht von dem Herzog von Bayern, der als Vollstrecker der Reichsacht in die Oberpfalz eindrang, mußte Mansfeld aus dieser Gegend entweichen. Durch einen glücklichen Betrug dem nacheilenden Bayrischen General Tilly entsprungen, erschien er auf einmal in der Unterpfalz, und übte dort an den Rheinischen Bißthümern die Mißhandlungen aus, die er den Fränkischen zugedacht hatte. Während daß die kaiserlichbayrische Armee Böhmen überschwemmte, war der Spanische General Ambros Spinola von den Niederlanden aus mit einem ansehnlichen Heer in die Unterpfalz eingefallen, welche der Ulmer Vergleich der Union zu vertheidigen erlaubte. Aber die Maßregeln waren so schlecht genommen, daß ein Platz nach dem andern in Spanische Hände fiel, und endlich, als die Union aus einander gegangen war, der größte Theil des Landes von Spanischen Truppen besezt blieb. Der Spanische General Corduba, welcher diese Truppen nach dem Abzug des Spinola befehligte, hob eiligst die Belagerung Frankenthals auf, als Mansfeld in die Unterpfalz eintrat. Aber anstatt die Spanier aus dieser Provinz zu vertreiben, eilte dieser über den Rhein, um seinen bedürftigen Truppen in dem Elsaß ein Fest zu bereiten. Zur

gelassen, unwissend sogar, ob ihm Friedrich seine Beharrlichkeit dankte, hielt er noch eine Zeit lang allein gegen die Kaiserlichen Stand, bis seine Truppen, von der Geldnoth getrieben, die Stadt Pilsen an den Kaiser verkauften; von diesem Schlage nicht erschüttert, sah man ihn bald darauf in der Oberpfalz neue Werbepläze anlegen, um die Truppen aufzufangen, welche die Union verabschiedet hatte. Ein neues, zwanzig tausend Mann starkes Heer entstand in kurzem unter seinen Fahnen, um so furchtbarer für alle Provinzen, auf die es sich warf, weil es durch Raub allein sich erhalten konnte. Unwissend, wohin dieser Schwarm stürzen würde, zitterten schon alle benachbarten Bißthümer, deren Reichthum ihn anlocken konnte. Aber ins Gedränge gebracht von dem Herzog von Bayern, der als Vollstrecker der Reichsacht in die Oberpfalz eindrang, mußte Mansfeld aus dieser Gegend entweichen. Durch einen glücklichen Betrug dem nacheilenden Bayrischen General Tilly entsprungen, erschien er auf einmal in der Unterpfalz, und übte dort an den Rheinischen Bißthümern die Mißhandlungen aus, die er den Fränkischen zugedacht hatte. Während daß die kaiserlichbayrische Armee Böhmen überschwemmte, war der Spanische General Ambros Spinola von den Niederlanden aus mit einem ansehnlichen Heer in die Unterpfalz eingefallen, welche der Ulmer Vergleich der Union zu vertheidigen erlaubte. Aber die Maßregeln waren so schlecht genommen, daß ein Platz nach dem andern in Spanische Hände fiel, und endlich, als die Union aus einander gegangen war, der größte Theil des Landes von Spanischen Truppen besezt blieb. Der Spanische General Corduba, welcher diese Truppen nach dem Abzug des Spinola befehligte, hob eiligst die Belagerung Frankenthals auf, als Mansfeld in die Unterpfalz eintrat. Aber anstatt die Spanier aus dieser Provinz zu vertreiben, eilte dieser über den Rhein, um seinen bedürftigen Truppen in dem Elsaß ein Fest zu bereiten. Zur

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gelassen, unwissend sogar, ob ihm Friedrich seine Beharrlichkeit dankte, hielt er noch eine Zeit lang allein gegen die Kaiserlichen Stand, bis seine Truppen, von der Geldnoth getrieben, die Stadt Pilsen an den Kaiser verkauften; von diesem Schlage nicht erschüttert, sah man ihn bald darauf in der Oberpfalz neue Werbepläze anlegen, um die Truppen aufzufangen, welche die Union verabschiedet hatte. Ein neues, zwanzig tausend Mann starkes Heer entstand in kurzem unter seinen Fahnen, um so furchtbarer für alle Provinzen, auf die es sich warf, weil es durch Raub allein sich erhalten konnte. Unwissend, wohin dieser Schwarm stürzen würde, zitterten schon alle benachbarten Bißthümer, deren Reichthum ihn anlocken konnte. Aber ins Gedränge gebracht von dem Herzog von Bayern, der als Vollstrecker der Reichsacht in die Oberpfalz eindrang, mußte Mansfeld aus dieser Gegend entweichen. Durch einen glücklichen Betrug dem nacheilenden Bayrischen General Tilly entsprungen, erschien er auf einmal in der Unterpfalz, und übte dort an den Rheinischen Bißthümern die Mißhandlungen aus, die er den Fränkischen zugedacht hatte. Während daß die kaiserlichbayrische Armee Böhmen überschwemmte, war der Spanische General Ambros Spinola von den Niederlanden aus mit einem ansehnlichen Heer in die Unterpfalz eingefallen, welche der Ulmer Vergleich der Union zu vertheidigen erlaubte. Aber die Maßregeln waren so schlecht genommen, daß ein Platz nach dem andern in Spanische Hände fiel, und endlich, als die Union aus einander gegangen war, der größte Theil des Landes von Spanischen Truppen besezt blieb. Der Spanische General Corduba, welcher diese Truppen nach dem Abzug des Spinola befehligte, hob eiligst die Belagerung Frankenthals auf, als Mansfeld in die Unterpfalz eintrat. Aber anstatt die Spanier aus dieser Provinz zu vertreiben, eilte dieser über den Rhein, um seinen bedürftigen Truppen in dem Elsaß ein Fest zu bereiten. Zur
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[123/0131] gelassen, unwissend sogar, ob ihm Friedrich seine Beharrlichkeit dankte, hielt er noch eine Zeit lang allein gegen die Kaiserlichen Stand, bis seine Truppen, von der Geldnoth getrieben, die Stadt Pilsen an den Kaiser verkauften; von diesem Schlage nicht erschüttert, sah man ihn bald darauf in der Oberpfalz neue Werbepläze anlegen, um die Truppen aufzufangen, welche die Union verabschiedet hatte. Ein neues, zwanzig tausend Mann starkes Heer entstand in kurzem unter seinen Fahnen, um so furchtbarer für alle Provinzen, auf die es sich warf, weil es durch Raub allein sich erhalten konnte. Unwissend, wohin dieser Schwarm stürzen würde, zitterten schon alle benachbarten Bißthümer, deren Reichthum ihn anlocken konnte. Aber ins Gedränge gebracht von dem Herzog von Bayern, der als Vollstrecker der Reichsacht in die Oberpfalz eindrang, mußte Mansfeld aus dieser Gegend entweichen. Durch einen glücklichen Betrug dem nacheilenden Bayrischen General Tilly entsprungen, erschien er auf einmal in der Unterpfalz, und übte dort an den Rheinischen Bißthümern die Mißhandlungen aus, die er den Fränkischen zugedacht hatte. Während daß die kaiserlichbayrische Armee Böhmen überschwemmte, war der Spanische General Ambros Spinola von den Niederlanden aus mit einem ansehnlichen Heer in die Unterpfalz eingefallen, welche der Ulmer Vergleich der Union zu vertheidigen erlaubte. Aber die Maßregeln waren so schlecht genommen, daß ein Platz nach dem andern in Spanische Hände fiel, und endlich, als die Union aus einander gegangen war, der größte Theil des Landes von Spanischen Truppen besezt blieb. Der Spanische General Corduba, welcher diese Truppen nach dem Abzug des Spinola befehligte, hob eiligst die Belagerung Frankenthals auf, als Mansfeld in die Unterpfalz eintrat. Aber anstatt die Spanier aus dieser Provinz zu vertreiben, eilte dieser über den Rhein, um seinen bedürftigen Truppen in dem Elsaß ein Fest zu bereiten. Zur

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/131>, abgerufen am 01.05.2024.