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Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

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auffassen für dich jeden Tropfen aus dem Becher der
Freude -- dir ihn bringen in der Schaale der Liebe.
(sie zärtlich umfassend) An diesem Arm soll meine
Louise durchs Leben hüpfen, schöner als er dich von
sich lies soll der Himmel dich wieder haben, und mit
Verwunderung eingestehn, daß nur die Liebe die
lezte Hand an die Seelen legte --

Louise. (drükt ihn von sich, in großer Bewegung)
Nichts mehr! Ich bitte dich, schweig! -- Wüßtest
du -- Laß mich -- du weist nicht, daß deine Hoff-
nungen mein Herz, wie Furien, anfallen. (will fort)
Ferdinand. (hält sie auf) Louise? Wie! Was!
Welche Anwandlung?

Louise. Ich hatte diese Träume vergessen und war
glüklich -- Jezt! Jezt! Von heut an -- der Friede
meines Lebens ist aus -- Wilde Wünsche -- ich weis es
-- werden in meinem Busen rasen. -- Geh --
Gott vergebe dirs -- Du hast den Feuerbrand in
mein junges friedsames Herz geworfen, und er wird
nimmer nimmer gelöscht werden. (sie stürzt hinaus.
Er folgt ihr sprachlos nach)
Fünfte Szene.
Saal beim Präsidenten.

Der Präsident, ein Ordenskreuz um den Hals, einen
Stern an der Seite, und Sekretair Wurm
treten auf.

Präsident. Ein ernsthaftes Attachement! Mein
Sohn?
auffaſſen fuͤr dich jeden Tropfen aus dem Becher der
Freude — dir ihn bringen in der Schaale der Liebe.
(ſie zaͤrtlich umfaſſend) An dieſem Arm ſoll meine
Louiſe durchs Leben huͤpfen, ſchoͤner als er dich von
ſich lies ſoll der Himmel dich wieder haben, und mit
Verwunderung eingeſtehn, daß nur die Liebe die
lezte Hand an die Seelen legte —

Louiſe. (druͤkt ihn von ſich, in großer Bewegung)
Nichts mehr! Ich bitte dich, ſchweig! — Wuͤßteſt
du — Laß mich — du weiſt nicht, daß deine Hoff-
nungen mein Herz, wie Furien, anfallen. (will fort)
Ferdinand. (haͤlt ſie auf) Louiſe? Wie! Was!
Welche Anwandlung?

Louiſe. Ich hatte dieſe Traͤume vergeſſen und war
gluͤklich — Jezt! Jezt! Von heut an — der Friede
meines Lebens iſt aus — Wilde Wuͤnſche — ich weis es
— werden in meinem Buſen raſen. — Geh —
Gott vergebe dirs — Du haſt den Feuerbrand in
mein junges friedſames Herz geworfen, und er wird
nimmer nimmer geloͤſcht werden. (ſie ſtuͤrzt hinaus.
Er folgt ihr ſprachlos nach)
Fuͤnfte Szene.
Saal beim Praͤſidenten.

Der Praͤſident, ein Ordenskreuz um den Hals, einen
Stern an der Seite, und Sekretair Wurm
treten auf.

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Sohn?
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[18/0022] auffaſſen fuͤr dich jeden Tropfen aus dem Becher der Freude — dir ihn bringen in der Schaale der Liebe. (ſie zaͤrtlich umfaſſend) An dieſem Arm ſoll meine Louiſe durchs Leben huͤpfen, ſchoͤner als er dich von ſich lies ſoll der Himmel dich wieder haben, und mit Verwunderung eingeſtehn, daß nur die Liebe die lezte Hand an die Seelen legte — Louiſe. (druͤkt ihn von ſich, in großer Bewegung) Nichts mehr! Ich bitte dich, ſchweig! — Wuͤßteſt du — Laß mich — du weiſt nicht, daß deine Hoff- nungen mein Herz, wie Furien, anfallen. (will fort) Ferdinand. (haͤlt ſie auf) Louiſe? Wie! Was! Welche Anwandlung? Louiſe. Ich hatte dieſe Traͤume vergeſſen und war gluͤklich — Jezt! Jezt! Von heut an — der Friede meines Lebens iſt aus — Wilde Wuͤnſche — ich weis es — werden in meinem Buſen raſen. — Geh — Gott vergebe dirs — Du haſt den Feuerbrand in mein junges friedſames Herz geworfen, und er wird nimmer nimmer geloͤſcht werden. (ſie ſtuͤrzt hinaus. Er folgt ihr ſprachlos nach) Fuͤnfte Szene. Saal beim Praͤſidenten. Der Praͤſident, ein Ordenskreuz um den Hals, einen Stern an der Seite, und Sekretair Wurm treten auf. Praͤſident. Ein ernſthaftes Attachement! Mein Sohn?

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/22>, abgerufen am 29.03.2024.