Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.
Flek der Vergebung -- Deine Aussage bricht dir den Hals -- Biß jezt konnt ich deinen Frevel mit deiner Einfalt beschönigen, in meiner Verachtung wärst du beinahe meiner Rache entsprungen. (indem er ha- stig das Glas ergreift) Also leichtsinnig warst du nicht -- dumm warst du nicht -- du warst nur ein Teu- fel (er trinkt) Die Limonade ist matt, wie deine Seele -- Versuche! Louise. O Himmel! Nicht umsonst hab ich diesen Auftritt gefürchtet. Ferdinand. (gebieterisch) Versuche! Louise. (nimmt das Glas etwas unwillig und trinkt) Ferdinand. (wendet sich, sobald sie das Glas an den Mund sezt, mit einer plözlichen Erblassung weg, und eilt nach dem hintersten Winkel des Zimmers.) Louise. Die Limonade ist gut. Ferdinand. (ohne sich umzukehren, von Schauer geschüttelt) Wohl bekomms! Louise. (nachdem sie es niedergesezt) O wenn Sie wüßten, Walter, wie ungeheuer Sie meine Seele beleidigen. Ferdinand. Hum! Louise. Es wird eine Zeit kommen, Walter -- Ferdinand. (wieder vorwärts kommend) O! Mit der Zeit wären wir fertig. Louise. Wo der heutige Abend schwer auf Ihr Herz fallen dürfte -- Ferdinand. (fängt an stärker zu gehen, und beun- ruhigter zu werden, indem er Schärpe und Degen von sich wirft) Gute Nacht, Herrendienst! Louise.
Flek der Vergebung — Deine Auſſage bricht dir den Hals — Biß jezt konnt ich deinen Frevel mit deiner Einfalt beſchoͤnigen, in meiner Verachtung waͤrſt du beinahe meiner Rache entſprungen. (indem er ha- ſtig das Glas ergreift) Alſo leichtſinnig warſt du nicht — dumm warſt du nicht — du warſt nur ein Teu- fel (er trinkt) Die Limonade iſt matt, wie deine Seele — Verſuche! Louiſe. O Himmel! Nicht umſonſt hab ich dieſen Auftritt gefuͤrchtet. Ferdinand. (gebieteriſch) Verſuche! Louiſe. (nimmt das Glas etwas unwillig und trinkt) Ferdinand. (wendet ſich, ſobald ſie das Glas an den Mund ſezt, mit einer ploͤzlichen Erblaſſung weg, und eilt nach dem hinterſten Winkel des Zimmers.) Louiſe. Die Limonade iſt gut. Ferdinand. (ohne ſich umzukehren, von Schauer geſchuͤttelt) Wohl bekomms! Louiſe. (nachdem ſie es niedergeſezt) O wenn Sie wuͤßten, Walter, wie ungeheuer Sie meine Seele beleidigen. Ferdinand. Hum! Louiſe. Es wird eine Zeit kommen, Walter — Ferdinand. (wieder vorwaͤrts kommend) O! Mit der Zeit waͤren wir fertig. Louiſe. Wo der heutige Abend ſchwer auf Ihr Herz fallen duͤrfte — Ferdinand. (faͤngt an ſtaͤrker zu gehen, und beun- ruhigter zu werden, indem er Schaͤrpe und Degen von ſich wirft) Gute Nacht, Herrendienſt! Louiſe.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FER"> <p><pb facs="#f0159" n="155"/> Flek der Vergebung — Deine Auſſage bricht dir den<lb/> Hals — Biß jezt konnt ich deinen Frevel mit deiner<lb/> Einfalt beſchoͤnigen, in meiner <hi rendition="#fr">Verachtung</hi> waͤrſt<lb/> du beinahe meiner <hi rendition="#fr">Rache</hi> entſprungen. <stage>(indem er ha-<lb/> ſtig das Glas ergreift)</stage> Alſo leichtſinnig warſt du nicht<lb/> — dumm warſt du nicht — du warſt nur ein Teu-<lb/> fel <stage>(er trinkt)</stage> Die Limonade iſt matt, wie deine<lb/> Seele — Verſuche!</p><lb/> </sp> <sp who="#LOU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Louiſe.</hi> </speaker> <p>O Himmel! Nicht umſonſt hab ich<lb/> dieſen Auftritt gefuͤrchtet.</p><lb/> </sp> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker> <p><stage>(gebieteriſch)</stage> Verſuche!</p><lb/> </sp> <sp who="#LOU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Louiſe.</hi> </speaker> <p> <stage>(nimmt das Glas etwas unwillig und<lb/> trinkt)</stage> </p> </sp><lb/> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker> <p> <stage>(wendet ſich, ſobald ſie das Glas an<lb/> den Mund ſezt, mit einer ploͤzlichen Erblaſſung weg, und<lb/> eilt nach dem hinterſten Winkel des Zimmers.)</stage> </p> </sp><lb/> <sp who="#LOU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Louiſe.</hi> </speaker> <p>Die Limonade iſt gut.</p><lb/> </sp> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker> <p><stage>(ohne ſich umzukehren, von Schauer<lb/> geſchuͤttelt)</stage> Wohl bekomms!</p><lb/> </sp> <sp who="#LOU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Louiſe.</hi> </speaker> <p><stage>(nachdem ſie es niedergeſezt)</stage> O wenn<lb/> Sie wuͤßten, Walter, wie ungeheuer Sie meine Seele<lb/> beleidigen.</p><lb/> </sp> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker> <p>Hum!</p><lb/> </sp> <sp who="#LOU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Louiſe.</hi> </speaker> <p>Es wird eine Zeit kommen, Walter —</p><lb/> </sp> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker> <p><stage>(wieder vorwaͤrts kommend)</stage> O! Mit<lb/> der Zeit waͤren wir fertig.</p><lb/> </sp> <sp who="#LOU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Louiſe.</hi> </speaker> <p>Wo der heutige Abend ſchwer auf Ihr<lb/> Herz fallen duͤrfte —</p><lb/> </sp> <sp who="#FER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker> <p><stage>(faͤngt an ſtaͤrker zu gehen, und beun-<lb/> ruhigter zu werden, indem er Schaͤrpe und Degen von ſich<lb/> wirft)</stage> Gute Nacht, Herrendienſt!</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Louiſe.</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0159]
Flek der Vergebung — Deine Auſſage bricht dir den
Hals — Biß jezt konnt ich deinen Frevel mit deiner
Einfalt beſchoͤnigen, in meiner Verachtung waͤrſt
du beinahe meiner Rache entſprungen. (indem er ha-
ſtig das Glas ergreift) Alſo leichtſinnig warſt du nicht
— dumm warſt du nicht — du warſt nur ein Teu-
fel (er trinkt) Die Limonade iſt matt, wie deine
Seele — Verſuche!
Louiſe. O Himmel! Nicht umſonſt hab ich
dieſen Auftritt gefuͤrchtet.
Ferdinand. (gebieteriſch) Verſuche!
Louiſe. (nimmt das Glas etwas unwillig und
trinkt)
Ferdinand. (wendet ſich, ſobald ſie das Glas an
den Mund ſezt, mit einer ploͤzlichen Erblaſſung weg, und
eilt nach dem hinterſten Winkel des Zimmers.)
Louiſe. Die Limonade iſt gut.
Ferdinand. (ohne ſich umzukehren, von Schauer
geſchuͤttelt) Wohl bekomms!
Louiſe. (nachdem ſie es niedergeſezt) O wenn
Sie wuͤßten, Walter, wie ungeheuer Sie meine Seele
beleidigen.
Ferdinand. Hum!
Louiſe. Es wird eine Zeit kommen, Walter —
Ferdinand. (wieder vorwaͤrts kommend) O! Mit
der Zeit waͤren wir fertig.
Louiſe. Wo der heutige Abend ſchwer auf Ihr
Herz fallen duͤrfte —
Ferdinand. (faͤngt an ſtaͤrker zu gehen, und beun-
ruhigter zu werden, indem er Schaͤrpe und Degen von ſich
wirft) Gute Nacht, Herrendienſt!
Louiſe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |