Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
sie angefangen -- Wollen sie das Dessein nicht
besehen?

(Wieder eine Pause.)
Louise. O ich bin sehr elend!
Ferdinand. (in der bisherigen Stellung) Das
könnte wahr seyn.

Louise. Meine Schuld ist es nicht, Herr von
Walter, daß Sie so schlecht unterhalten werden.

Ferdinand. (lacht beleidigend vor sich hin) Denn
was kannst du für meine blöde Bescheidenheit?

Louise. Ich hab es ja wol gewußt, daß wir
jezt nicht zusammen taugen. Ich erschrak auch gleich,
ich bekenne es, als Sie meinen Vater verschikten --
Herr von Walter, ich vermuthe, dieser Augenblik
wird uns beiden gleich unerträglich seyn -- Wenn
Sie mirs erlauben wollen, so geh ich, und bitte ei-
nige von meinen Bekannten her.

Ferdinand. O ja doch, das thu. Ich will auch
gleich gehn, und von den meinigen bitten.

Louise. (sieht ihn stuzend an) Herr von
Walter?

Ferdinand. (sehr hämisch) Bei meiner Ehre!
Der gescheideste Einfall, den ein Mensch in dieser La-
ge nur haben kann. Wir machen aus diesem ver-
drüßlichen Duett eine Lustbarkeit, und rächen uns
mit Hilfe gewisser Galanterien an den Grillen der
Liebe.

Louise. Sie sind aufgeräumt, Herr von Wal-
ter?
Ferdin.
K 5
ſie angefangen — Wollen ſie das Deſſein nicht
beſehen?

(Wieder eine Pauſe.)
Louiſe. O ich bin ſehr elend!
Ferdinand. (in der bisherigen Stellung) Das
koͤnnte wahr ſeyn.

Louiſe. Meine Schuld iſt es nicht, Herr von
Walter, daß Sie ſo ſchlecht unterhalten werden.

Ferdinand. (lacht beleidigend vor ſich hin) Denn
was kannſt du fuͤr meine bloͤde Beſcheidenheit?

Louiſe. Ich hab es ja wol gewußt, daß wir
jezt nicht zuſammen taugen. Ich erſchrak auch gleich,
ich bekenne es, als Sie meinen Vater verſchikten —
Herr von Walter, ich vermuthe, dieſer Augenblik
wird uns beiden gleich unertraͤglich ſeyn — Wenn
Sie mirs erlauben wollen, ſo geh ich, und bitte ei-
nige von meinen Bekannten her.

Ferdinand. O ja doch, das thu. Ich will auch
gleich gehn, und von den meinigen bitten.

Louiſe. (ſieht ihn ſtuzend an) Herr von
Walter?

Ferdinand. (ſehr haͤmiſch) Bei meiner Ehre!
Der geſcheideſte Einfall, den ein Menſch in dieſer La-
ge nur haben kann. Wir machen aus dieſem ver-
druͤßlichen Duett eine Luſtbarkeit, und raͤchen uns
mit Hilfe gewiſſer Galanterien an den Grillen der
Liebe.

Louiſe. Sie ſind aufgeraͤumt, Herr von Wal-
ter?
Ferdin.
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#LOU">
            <p><pb facs="#f0157" n="153"/>
&#x017F;ie angefangen &#x2014; Wollen &#x017F;ie das De&#x017F;&#x017F;ein nicht<lb/>
be&#x017F;ehen?</p><lb/>
            <p>
              <stage>(Wieder eine Pau&#x017F;e.)</stage>
            </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p>O ich bin &#x017F;ehr elend!</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p><stage>(in der bisherigen Stellung)</stage> Das<lb/>
ko&#x0364;nnte wahr &#x017F;eyn.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p>Meine Schuld i&#x017F;t es nicht, Herr von<lb/>
Walter, daß Sie &#x017F;o &#x017F;chlecht unterhalten werden.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p><stage>(lacht beleidigend vor &#x017F;ich hin)</stage> Denn<lb/>
was kann&#x017F;t du fu&#x0364;r meine blo&#x0364;de Be&#x017F;cheidenheit?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p>Ich hab es ja wol gewußt, daß wir<lb/>
jezt nicht zu&#x017F;ammen taugen. Ich er&#x017F;chrak auch gleich,<lb/>
ich bekenne es, als Sie meinen Vater ver&#x017F;chikten &#x2014;<lb/>
Herr von Walter, ich vermuthe, die&#x017F;er Augenblik<lb/>
wird uns beiden gleich unertra&#x0364;glich &#x017F;eyn &#x2014; Wenn<lb/>
Sie mirs erlauben wollen, &#x017F;o geh ich, und bitte ei-<lb/>
nige von meinen Bekannten her.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p>O ja doch, das thu. Ich will auch<lb/>
gleich gehn, und von den meinigen bitten.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p><stage>(&#x017F;ieht ihn &#x017F;tuzend an)</stage> Herr von<lb/>
Walter?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p><stage>(&#x017F;ehr ha&#x0364;mi&#x017F;ch)</stage> Bei meiner Ehre!<lb/>
Der ge&#x017F;cheide&#x017F;te Einfall, den ein Men&#x017F;ch in die&#x017F;er La-<lb/>
ge nur haben kann. Wir machen aus die&#x017F;em ver-<lb/>
dru&#x0364;ßlichen Duett eine Lu&#x017F;tbarkeit, und ra&#x0364;chen uns<lb/>
mit Hilfe gewi&#x017F;&#x017F;er Galanterien an den Grillen der<lb/>
Liebe.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p>Sie &#x017F;ind aufgera&#x0364;umt, Herr von Wal-<lb/>
ter?</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ferdin.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0157] ſie angefangen — Wollen ſie das Deſſein nicht beſehen? (Wieder eine Pauſe.) Louiſe. O ich bin ſehr elend! Ferdinand. (in der bisherigen Stellung) Das koͤnnte wahr ſeyn. Louiſe. Meine Schuld iſt es nicht, Herr von Walter, daß Sie ſo ſchlecht unterhalten werden. Ferdinand. (lacht beleidigend vor ſich hin) Denn was kannſt du fuͤr meine bloͤde Beſcheidenheit? Louiſe. Ich hab es ja wol gewußt, daß wir jezt nicht zuſammen taugen. Ich erſchrak auch gleich, ich bekenne es, als Sie meinen Vater verſchikten — Herr von Walter, ich vermuthe, dieſer Augenblik wird uns beiden gleich unertraͤglich ſeyn — Wenn Sie mirs erlauben wollen, ſo geh ich, und bitte ei- nige von meinen Bekannten her. Ferdinand. O ja doch, das thu. Ich will auch gleich gehn, und von den meinigen bitten. Louiſe. (ſieht ihn ſtuzend an) Herr von Walter? Ferdinand. (ſehr haͤmiſch) Bei meiner Ehre! Der geſcheideſte Einfall, den ein Menſch in dieſer La- ge nur haben kann. Wir machen aus dieſem ver- druͤßlichen Duett eine Luſtbarkeit, und raͤchen uns mit Hilfe gewiſſer Galanterien an den Grillen der Liebe. Louiſe. Sie ſind aufgeraͤumt, Herr von Wal- ter? Ferdin. K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/157
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/157>, abgerufen am 23.11.2024.