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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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von Hörensagen; und doch schien mir sein Beneh¬
men gegen Sie, und das Ihrige gegen ihn auf ei¬
ne genauere Bekanntschaft zu deuten. Liegt hier
nicht irgend eine besondre Geschichte zum Grunde,
bey der Sie selbst mit verwickelt gewesen? Verheh¬
len Sie uns nichts."

"Der Sicilianer sah uns mit einem zweifelhaf¬
ten Blick an, und schwieg."

"Wenn es eine Sache betrifft," fuhr der Prinz
fort, "die Sie nicht gerne laut machen wollen, so
versichre ich Sie im Namen dieser beyden Herrn der
unverbrüchlichsten Verschwiegenheit. Aber reden
Sie aufrichtig und unverhohlen."

"Wenn ich hoffen kann," fing der Mann nach
einem langen Stillschweigen endlich an, "daß Sie
solche nicht gegen mich zeugen lassen wollen, so will
ich Ihnen wohl eine merkwürdige Begebenheit mit
diesem Armenier erzählen, von der ich Augenzeuge
war, und die Ihnen über die verborgene Gewalt
dieses Menschen keinen Zweifel mehr übrig lassen
wird. Aber es muß mir erlaubt seyn, sezte er hin¬
zu, einige Namen dabey zu verschweigen."

"Kann es nicht auch ohne diese Bedingung ge¬
schehen?"

"Nein, gnädigster Herr. Es ist eine Familie
darein verwickelt, die ich Ursache habe zu ehren."

"Lassen Sie uns hören," sagte der Prinz.

"Es mögen nun fünf Jahre seyn," fing der Si¬
cilianer an, "daß ich in Neapel, wo ich mit ziem¬
lichem Glück meine Künste trieb, mit einem gewis¬
sen Lorenzo del M**nte, Chevalier des Ordens

von

von Hörenſagen; und doch ſchien mir ſein Beneh¬
men gegen Sie, und das Ihrige gegen ihn auf ei¬
ne genauere Bekanntſchaft zu deuten. Liegt hier
nicht irgend eine beſondre Geſchichte zum Grunde,
bey der Sie ſelbſt mit verwickelt geweſen? Verheh¬
len Sie uns nichts.“

„Der Sicilianer ſah uns mit einem zweifelhaf¬
ten Blick an, und ſchwieg.“

„Wenn es eine Sache betrifft,“ fuhr der Prinz
fort, „die Sie nicht gerne laut machen wollen, ſo
verſichre ich Sie im Namen dieſer beyden Herrn der
unverbrüchlichſten Verſchwiegenheit. Aber reden
Sie aufrichtig und unverhohlen.“

„Wenn ich hoffen kann,“ fing der Mann nach
einem langen Stillſchweigen endlich an, „daß Sie
ſolche nicht gegen mich zeugen laſſen wollen, ſo will
ich Ihnen wohl eine merkwürdige Begebenheit mit
dieſem Armenier erzählen, von der ich Augenzeuge
war, und die Ihnen über die verborgene Gewalt
dieſes Menſchen keinen Zweifel mehr übrig laſſen
wird. Aber es muß mir erlaubt ſeyn, ſezte er hin¬
zu, einige Namen dabey zu verſchweigen.“

„Kann es nicht auch ohne dieſe Bedingung ge¬
ſchehen?“

„Nein, gnädigſter Herr. Es iſt eine Familie
darein verwickelt, die ich Urſache habe zu ehren.“

„Laſſen Sie uns hören,“ ſagte der Prinz.

„Es mögen nun fünf Jahre ſeyn,“ fing der Si¬
cilianer an, „daß ich in Neapel, wo ich mit ziem¬
lichem Glück meine Künſte trieb, mit einem gewiſ¬
ſen Lorenzo del M**nte, Chevalier des Ordens

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[54/0062] von Hörenſagen; und doch ſchien mir ſein Beneh¬ men gegen Sie, und das Ihrige gegen ihn auf ei¬ ne genauere Bekanntſchaft zu deuten. Liegt hier nicht irgend eine beſondre Geſchichte zum Grunde, bey der Sie ſelbſt mit verwickelt geweſen? Verheh¬ len Sie uns nichts.“ „Der Sicilianer ſah uns mit einem zweifelhaf¬ ten Blick an, und ſchwieg.“ „Wenn es eine Sache betrifft,“ fuhr der Prinz fort, „die Sie nicht gerne laut machen wollen, ſo verſichre ich Sie im Namen dieſer beyden Herrn der unverbrüchlichſten Verſchwiegenheit. Aber reden Sie aufrichtig und unverhohlen.“ „Wenn ich hoffen kann,“ fing der Mann nach einem langen Stillſchweigen endlich an, „daß Sie ſolche nicht gegen mich zeugen laſſen wollen, ſo will ich Ihnen wohl eine merkwürdige Begebenheit mit dieſem Armenier erzählen, von der ich Augenzeuge war, und die Ihnen über die verborgene Gewalt dieſes Menſchen keinen Zweifel mehr übrig laſſen wird. Aber es muß mir erlaubt ſeyn, ſezte er hin¬ zu, einige Namen dabey zu verſchweigen.“ „Kann es nicht auch ohne dieſe Bedingung ge¬ ſchehen?“ „Nein, gnädigſter Herr. Es iſt eine Familie darein verwickelt, die ich Urſache habe zu ehren.“ „Laſſen Sie uns hören,“ ſagte der Prinz. „Es mögen nun fünf Jahre ſeyn,“ fing der Si¬ cilianer an, „daß ich in Neapel, wo ich mit ziem¬ lichem Glück meine Künſte trieb, mit einem gewiſ¬ ſen Lorenzo del M**nte, Chevalier des Ordens von

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/62>, abgerufen am 25.11.2024.