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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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durch das Gedränge zu kommen. Ich stellte dem
Prinzen dieses vor. "Wenn es diesem Armenier
ein Ernst ist, sich vor uns zu verbergen, so weiß
er unfehlbar die Schliche besser als wir, und alle
unsre Nachforschungen werden vergebens seyn.
Lieber lassen Sie uns noch hier bleiben, gnädigster
Prinz. Vielleicht kann uns dieser Gerichtsdiener
etwas näheres von ihm sagen, dem er sich, wenn
ich anders recht gesehen, entdeckt hat."

Jezt erinnerten wir uns, daß wir noch aus¬
gekleidet waren. Wir eilten nach unserm Zimmer,
uns in der Geschwindigkeit in unsre Kleider zu wer¬
fen. Als wir zurück kamen, war die Haussuchung
geschehen.

Nachdem man den Altar weggeräumt, und die
Dielen des Saals aufgebrochen, entdeckte man ein
geräumiges Gewölbe, worin ein Mensch gemäch¬
lich aufrecht sitzen konnte, mit einer Thüre verse¬
hen, die durch eine schmale Treppe nach dem Keller
führte. In diesem Gewölbe fand man eine Elek¬
trisiermaschine, eine Uhr und eine kleine silberne
Glocke, welche leztere, so wie die Elektrisiermaschi¬
ne, mit dem Altar und dem darauf befestigten
Kruzifixe Communication hatte. Ein Fensterladen,
der dem Kamine gerade gegenüber stand, war
durchbrochen und mit einem Schieber versehen, um,
wie wir nachher erfuhren, eine magische Laterne
in seine Oeffnung einzupassen, aus welcher die ver¬
langte Gestalt auf die Wand über dem Kamine ge¬
fallen war. Vom Dachboden und aus dem Keller

brachte

durch das Gedränge zu kommen. Ich ſtellte dem
Prinzen dieſes vor. „Wenn es dieſem Armenier
ein Ernſt iſt, ſich vor uns zu verbergen, ſo weiß
er unfehlbar die Schliche beſſer als wir, und alle
unſre Nachforſchungen werden vergebens ſeyn.
Lieber laſſen Sie uns noch hier bleiben, gnädigſter
Prinz. Vielleicht kann uns dieſer Gerichtsdiener
etwas näheres von ihm ſagen, dem er ſich, wenn
ich anders recht geſehen, entdeckt hat.“

Jezt erinnerten wir uns, daß wir noch aus¬
gekleidet waren. Wir eilten nach unſerm Zimmer,
uns in der Geſchwindigkeit in unſre Kleider zu wer¬
fen. Als wir zurück kamen, war die Hausſuchung
geſchehen.

Nachdem man den Altar weggeräumt, und die
Dielen des Saals aufgebrochen, entdeckte man ein
geräumiges Gewölbe, worin ein Menſch gemäch¬
lich aufrecht ſitzen konnte, mit einer Thüre verſe¬
hen, die durch eine ſchmale Treppe nach dem Keller
führte. In dieſem Gewölbe fand man eine Elek¬
triſiermaſchine, eine Uhr und eine kleine ſilberne
Glocke, welche leztere, ſo wie die Elektriſiermaſchi¬
ne, mit dem Altar und dem darauf befeſtigten
Kruzifixe Communication hatte. Ein Fenſterladen,
der dem Kamine gerade gegenüber ſtand, war
durchbrochen und mit einem Schieber verſehen, um,
wie wir nachher erfuhren, eine magiſche Laterne
in ſeine Oeffnung einzupaſſen, aus welcher die ver¬
langte Geſtalt auf die Wand über dem Kamine ge¬
fallen war. Vom Dachboden und aus dem Keller

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[34/0042] durch das Gedränge zu kommen. Ich ſtellte dem Prinzen dieſes vor. „Wenn es dieſem Armenier ein Ernſt iſt, ſich vor uns zu verbergen, ſo weiß er unfehlbar die Schliche beſſer als wir, und alle unſre Nachforſchungen werden vergebens ſeyn. Lieber laſſen Sie uns noch hier bleiben, gnädigſter Prinz. Vielleicht kann uns dieſer Gerichtsdiener etwas näheres von ihm ſagen, dem er ſich, wenn ich anders recht geſehen, entdeckt hat.“ Jezt erinnerten wir uns, daß wir noch aus¬ gekleidet waren. Wir eilten nach unſerm Zimmer, uns in der Geſchwindigkeit in unſre Kleider zu wer¬ fen. Als wir zurück kamen, war die Hausſuchung geſchehen. Nachdem man den Altar weggeräumt, und die Dielen des Saals aufgebrochen, entdeckte man ein geräumiges Gewölbe, worin ein Menſch gemäch¬ lich aufrecht ſitzen konnte, mit einer Thüre verſe¬ hen, die durch eine ſchmale Treppe nach dem Keller führte. In dieſem Gewölbe fand man eine Elek¬ triſiermaſchine, eine Uhr und eine kleine ſilberne Glocke, welche leztere, ſo wie die Elektriſiermaſchi¬ ne, mit dem Altar und dem darauf befeſtigten Kruzifixe Communication hatte. Ein Fenſterladen, der dem Kamine gerade gegenüber ſtand, war durchbrochen und mit einem Schieber verſehen, um, wie wir nachher erfuhren, eine magiſche Laterne in ſeine Oeffnung einzupaſſen, aus welcher die ver¬ langte Geſtalt auf die Wand über dem Kamine ge¬ fallen war. Vom Dachboden und aus dem Keller brachte

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/42>, abgerufen am 29.11.2024.