Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Erster Akt.
drum nehmen Sie dieß Denkmahl meiner Gnade
und dieser Stunde. -- Meiden Sie das
Reich --
Sie haben nur in Spanien gesündigt;
in meinem Frankreich wischt man solche Thränen
mit Freuden ab -- -- -- O muß mich's ewig
mahnen!

Sie lehnt sich an die Oberhofmeisterinn, und bedeckt
das Gesicht.

In meinem Frankreich war's doch anders.
König
in einiger Bewegung.
Ist's möglich? Wie Elisabeth? -- O Himmel!
hat es noch dahin kommen müssen? -- Konnte
ein Vorwurf meiner Liebe Sie betrüben?
ein Wort betrüben, das die zärtlichste
Bekümmerniß auf meine Lippen legte?

Er wendet sich gegen die Grandetza.
Hier stehen die Vasallen meines Throns!
Sank je ein Schlaf auf meine Augenlieder,
ich hätte denn am Abend jedes Tags
berechnet, wie die Herzen meiner Völker
in meinen fernsten Himmelsstrichen schlagen --
und sollt' ich ängstlicher für meinen Thron,
als für die Gattinn meines Herzens beben? --

E 2
Erſter Akt.
drum nehmen Sie dieß Denkmahl meiner Gnade
und dieſer Stunde. — Meiden Sie das
Reich —
Sie haben nur in Spanien geſündigt;
in meinem Frankreich wiſcht man ſolche Thränen
mit Freuden ab — — — O muß mich’s ewig
mahnen!

Sie lehnt ſich an die Oberhofmeiſterinn, und bedeckt
das Geſicht.

In meinem Frankreich war’s doch anders.
König
in einiger Bewegung.
Iſt’s möglich? Wie Eliſabeth? — O Himmel!
hat es noch dahin kommen müſſen? — Konnte
ein Vorwurf meiner Liebe Sie betrüben?
ein Wort betrüben, das die zärtlichſte
Bekümmerniß auf meine Lippen legte?

Er wendet ſich gegen die Grandetza.
Hier ſtehen die Vaſallen meines Throns!
Sank je ein Schlaf auf meine Augenlieder,
ich hätte denn am Abend jedes Tags
berechnet, wie die Herzen meiner Völker
in meinen fernſten Himmelsſtrichen ſchlagen —
und ſollt’ ich ängſtlicher für meinen Thron,
als für die Gattinn meines Herzens beben? —

E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#KOENIGI">
              <p><pb facs="#f0077" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Akt.</hi></fw><lb/>
drum nehmen Sie dieß Denkmahl meiner Gnade<lb/>
und die&#x017F;er Stunde. &#x2014; Meiden Sie das<lb/>
Reich &#x2014;<lb/>
Sie haben nur in Spanien ge&#x017F;ündigt;<lb/>
in meinem Frankreich wi&#x017F;cht man &#x017F;olche Thränen<lb/>
mit Freuden ab &#x2014; &#x2014; &#x2014; O muß mich&#x2019;s ewig<lb/>
mahnen!</p><lb/>
              <stage>Sie lehnt &#x017F;ich an die Oberhofmei&#x017F;terinn, und bedeckt<lb/>
das Ge&#x017F;icht.</stage><lb/>
              <p>In meinem Frankreich war&#x2019;s doch anders.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KOENIG">
              <speaker> <hi rendition="#g">König</hi> </speaker><lb/>
              <stage>in einiger Bewegung.</stage><lb/>
              <p>I&#x017F;t&#x2019;s möglich? Wie Eli&#x017F;abeth? &#x2014; O Himmel!<lb/>
hat es noch dahin kommen mü&#x017F;&#x017F;en? &#x2014; Konnte<lb/>
ein Vorwurf meiner Liebe Sie betrüben?<lb/>
ein Wort betrüben, das die zärtlich&#x017F;te<lb/>
Bekümmerniß auf meine Lippen legte?</p><lb/>
              <stage>Er wendet &#x017F;ich gegen die Grandetza.</stage><lb/>
              <p>Hier &#x017F;tehen die Va&#x017F;allen meines Throns!<lb/>
Sank je ein Schlaf auf meine Augenlieder,<lb/>
ich hätte denn am Abend jedes Tags<lb/>
berechnet, wie die Herzen meiner Völker<lb/>
in meinen fern&#x017F;ten Himmels&#x017F;trichen &#x017F;chlagen &#x2014;<lb/>
und &#x017F;ollt&#x2019; ich äng&#x017F;tlicher für meinen Thron,<lb/>
als für die Gattinn meines Herzens beben? &#x2014;</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0077] Erſter Akt. drum nehmen Sie dieß Denkmahl meiner Gnade und dieſer Stunde. — Meiden Sie das Reich — Sie haben nur in Spanien geſündigt; in meinem Frankreich wiſcht man ſolche Thränen mit Freuden ab — — — O muß mich’s ewig mahnen! Sie lehnt ſich an die Oberhofmeiſterinn, und bedeckt das Geſicht. In meinem Frankreich war’s doch anders. König in einiger Bewegung. Iſt’s möglich? Wie Eliſabeth? — O Himmel! hat es noch dahin kommen müſſen? — Konnte ein Vorwurf meiner Liebe Sie betrüben? ein Wort betrüben, das die zärtlichſte Bekümmerniß auf meine Lippen legte? Er wendet ſich gegen die Grandetza. Hier ſtehen die Vaſallen meines Throns! Sank je ein Schlaf auf meine Augenlieder, ich hätte denn am Abend jedes Tags berechnet, wie die Herzen meiner Völker in meinen fernſten Himmelsſtrichen ſchlagen — und ſollt’ ich ängſtlicher für meinen Thron, als für die Gattinn meines Herzens beben? — E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/77
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/77>, abgerufen am 23.11.2024.