Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Erster Akt. Marquis. Auf der Liebe Flügeln, des fürchterlichen Wechsels unbewußt, eilt nach Mirandola der Trunkene. Mit Sternenschein erreicht sein schnelles Roß die Thore -- ein bachantisches Ge[t]ön von Reihen und von Pauken donnert ihm aus dem erleuchteten Pallast entgegen. Er bebt die Stufen scheu hinauf, und sieht sich unerkannt im lauten Hochzeitsaale, wo in der Gäste taumelndem Gelag Pietro saß -- ein Engel ihm zur Seite, ein Engel, den Fernando kennt, der ihm in Träumen selbst so glänzend nie erschienen. Ein einz'ger Blick zeigt ihm was er besessen, zeigt ihm, was er auf immerdar verloren. Eboli. Unglücklicher Fernando! Königinn. Die Geschichte ist doch zu Ende, Chevalier? -- Sie muß zu Ende seyn. Marquis. Noch nicht ganz. Erſter Akt. Marquis. Auf der Liebe Fluͤgeln, des fürchterlichen Wechſels unbewußt, eilt nach Mirandola der Trunkene. Mit Sternenſchein erreicht ſein ſchnelles Roß die Thore — ein bachantiſches Ge[t]ön von Reihen und von Pauken donnert ihm aus dem erleuchteten Pallaſt entgegen. Er bebt die Stufen ſcheu hinauf, und ſieht ſich unerkannt im lauten Hochzeitſaale, wo in der Gäſte taumelndem Gelag Pietro ſaß — ein Engel ihm zur Seite, ein Engel, den Fernando kennt, der ihm in Träumen ſelbſt ſo glänzend nie erſchienen. Ein einz’ger Blick zeigt ihm was er beſeſſen, zeigt ihm, was er auf immerdar verloren. Eboli. Unglücklicher Fernando! Königinn. Die Geſchichte iſt doch zu Ende, Chevalier? — Sie muß zu Ende ſeyn. Marquis. Noch nicht ganz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0055" n="45"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſter Akt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Auf der Liebe Fluͤgeln,</hi><lb/> des fürchterlichen Wechſels unbewußt,<lb/> eilt nach Mirandola der Trunkene.<lb/> Mit Sternenſchein erreicht ſein ſchnelles Roß<lb/> die Thore — ein bachantiſches Ge<supplied>t</supplied>ön<lb/> von Reihen und von Pauken donnert ihm<lb/> aus dem erleuchteten Pallaſt entgegen.<lb/> Er bebt die Stufen ſcheu hinauf, und ſieht<lb/> ſich unerkannt im lauten Hochzeitſaale,<lb/> wo in der Gäſte taumelndem Gelag<lb/> Pietro ſaß — ein Engel ihm zur Seite,<lb/> ein Engel, den Fernando kennt, der ihm<lb/> in Träumen ſelbſt ſo glänzend nie erſchienen.<lb/> Ein einz’ger Blick zeigt ihm was er beſeſſen,<lb/> zeigt ihm, was er auf immerdar verloren.</p> </sp><lb/> <sp who="#EBO"> <speaker><hi rendition="#g">Eboli</hi>.</speaker><lb/> <p>Unglücklicher Fernando!</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Die Geſchichte</hi><lb/> iſt doch zu Ende, Chevalier? — Sie muß<lb/> zu Ende ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">Noch nicht ganz.</hi> </p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
Erſter Akt.
Marquis.
Auf der Liebe Fluͤgeln,
des fürchterlichen Wechſels unbewußt,
eilt nach Mirandola der Trunkene.
Mit Sternenſchein erreicht ſein ſchnelles Roß
die Thore — ein bachantiſches Getön
von Reihen und von Pauken donnert ihm
aus dem erleuchteten Pallaſt entgegen.
Er bebt die Stufen ſcheu hinauf, und ſieht
ſich unerkannt im lauten Hochzeitſaale,
wo in der Gäſte taumelndem Gelag
Pietro ſaß — ein Engel ihm zur Seite,
ein Engel, den Fernando kennt, der ihm
in Träumen ſelbſt ſo glänzend nie erſchienen.
Ein einz’ger Blick zeigt ihm was er beſeſſen,
zeigt ihm, was er auf immerdar verloren.
Eboli.
Unglücklicher Fernando!
Königinn.
Die Geſchichte
iſt doch zu Ende, Chevalier? — Sie muß
zu Ende ſeyn.
Marquis.
Noch nicht ganz.
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