Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Erster Akt. auf meinem Rückweg von Neapel, warich Zeuge einer rührenden Geschichte, die mir der Freundschaft heiliges Legat zu meiner eigenen gemacht -- -- -- Wenn ich nicht fürchten müßte Ihre Majestät durch die Erzählung zu ermüden -- Königinn. Bleibt mir eine Wahl? Die Neugier der Prinzessinn läßt sich nichts unterschlagen. Nur zur Sache. Auch ich bin eine Freundinn von Geschichten. Marquis. Zwei edle Häuser in Mirandola, der Eifersucht, der langen Feindschaft müde, die von den Gibellinen und den Guelfen Jahrhunderte schon fortgeerbt, beschlossen, durch der Verwandtschaft zarte Bande sich in einem ew'gen Frieden zu vereinen. Des mächtigen Pietro Schwestersohn, Fernando, und die göttliche Mathilde, Colonna's Tochter, waren ausersehn, Dieß schöne Band der Einigkeit zu knüpfen. Nie hat zwo schön're Herzen die Natur gebildet für einander -- nie die Welt, nie eine Wahl so glücklich noch gepriesen. Erſter Akt. auf meinem Rückweg von Neapel, warich Zeuge einer rührenden Geſchichte, die mir der Freundſchaft heiliges Legat zu meiner eigenen gemacht — — — Wenn ich nicht fürchten müßte Ihre Majeſtät durch die Erzählung zu ermüden — Königinn. Bleibt mir eine Wahl? Die Neugier der Prinzeſſinn läßt ſich nichts unterſchlagen. Nur zur Sache. Auch ich bin eine Freundinn von Geſchichten. Marquis. Zwei edle Häuſer in Mirandola, der Eiferſucht, der langen Feindſchaft müde, die von den Gibellinen und den Guelfen Jahrhunderte ſchon fortgeerbt, beſchloſſen, durch der Verwandtſchaft zarte Bande ſich in einem ew’gen Frieden zu vereinen. Des mächtigen Pietro Schweſterſohn, Fernando, und die göttliche Mathilde, Colonna’s Tochter, waren auserſehn, Dieß ſchöne Band der Einigkeit zu knüpfen. Nie hat zwo ſchön’re Herzen die Natur gebildet für einander — nie die Welt, nie eine Wahl ſo glücklich noch geprieſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0053" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſter Akt</hi>.</fw><lb/> auf meinem Rückweg von Neapel, war<lb/> ich Zeuge einer rührenden Geſchichte,<lb/> die mir der Freundſchaft heiliges Legat<lb/> zu meiner eigenen gemacht — — — Wenn ich<lb/> nicht fürchten müßte Ihre Majeſtät<lb/> durch die Erzählung zu ermüden —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Bleibt</hi><lb/> mir eine Wahl? Die Neugier der Prinzeſſinn<lb/> läßt ſich nichts unterſchlagen. Nur zur Sache.<lb/> Auch ich bin eine Freundinn von Geſchichten.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p>Zwei edle Häuſer in Mirandola,<lb/> der Eiferſucht, der langen Feindſchaft müde,<lb/> die von den Gibellinen und den Guelfen<lb/> Jahrhunderte ſchon fortgeerbt, beſchloſſen,<lb/> durch der Verwandtſchaft zarte Bande ſich<lb/> in einem ew’gen Frieden zu vereinen.<lb/> Des mächtigen Pietro Schweſterſohn,<lb/> Fernando, und die göttliche Mathilde,<lb/> Colonna’s Tochter, waren auserſehn,<lb/> Dieß ſchöne Band der Einigkeit zu knüpfen.<lb/> Nie hat zwo ſchön’re Herzen die Natur<lb/> gebildet für einander — nie die Welt,<lb/> nie eine Wahl ſo glücklich noch geprieſen.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0053]
Erſter Akt.
auf meinem Rückweg von Neapel, war
ich Zeuge einer rührenden Geſchichte,
die mir der Freundſchaft heiliges Legat
zu meiner eigenen gemacht — — — Wenn ich
nicht fürchten müßte Ihre Majeſtät
durch die Erzählung zu ermüden —
Königinn.
Bleibt
mir eine Wahl? Die Neugier der Prinzeſſinn
läßt ſich nichts unterſchlagen. Nur zur Sache.
Auch ich bin eine Freundinn von Geſchichten.
Marquis.
Zwei edle Häuſer in Mirandola,
der Eiferſucht, der langen Feindſchaft müde,
die von den Gibellinen und den Guelfen
Jahrhunderte ſchon fortgeerbt, beſchloſſen,
durch der Verwandtſchaft zarte Bande ſich
in einem ew’gen Frieden zu vereinen.
Des mächtigen Pietro Schweſterſohn,
Fernando, und die göttliche Mathilde,
Colonna’s Tochter, waren auserſehn,
Dieß ſchöne Band der Einigkeit zu knüpfen.
Nie hat zwo ſchön’re Herzen die Natur
gebildet für einander — nie die Welt,
nie eine Wahl ſo glücklich noch geprieſen.
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