Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfter Akt.
die prahlende Vernunft zur Schau zu führen.
Ihn hätten wir -- auf langer Seelenfolter
zur Mißgeburt verzerrt -- dem schaudernden
Gelächter seiner Rotte vorgewiesen.
Das war mein überlegter Plan. Nun liegt
sie hingestreckt, die Arbeit vieler Jahre!
Wir sind bestohlen, und Sie haben nichts,
als blut'ge Hände.
König.
Leidenschaft riß mich
dahin. Vergib mir.
Großinquisitor.
Leidenschaft! -- Antwortet
mir Philipp der Infant? Bin ich allein
zum alten Mann geworden? -- Leidenschaft!

Mit unwilligem Kopfschütteln.
Gib die Gewissen frei in Deinen Reichen,
wenn Du in Deinen Ketten gehst.
König.
Ich bin
in diesen Dingen noch ein Neuling. Habe
Geduld mit mir.
I i
Fünfter Akt.
die prahlende Vernunft zur Schau zu führen.
Ihn hätten wir — auf langer Seelenfolter
zur Mißgeburt verzerrt — dem ſchaudernden
Gelächter ſeiner Rotte vorgewieſen.
Das war mein überlegter Plan. Nun liegt
ſie hingeſtreckt, die Arbeit vieler Jahre!
Wir ſind beſtohlen, und Sie haben nichts,
als blut’ge Hände.
König.
Leidenſchaft riß mich
dahin. Vergib mir.
Großinquiſitor.
Leidenſchaft! — Antwortet
mir Philipp der Infant? Bin ich allein
zum alten Mann geworden? — Leidenſchaft!

Mit unwilligem Kopfſchütteln.
Gib die Gewiſſen frei in Deinen Reichen,
wenn Du in Deinen Ketten gehſt.
König.
Ich bin
in dieſen Dingen noch ein Neuling. Habe
Geduld mit mir.
I i
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#GROSS">
              <p><pb facs="#f0499" n="487"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fünfter Akt</hi>.</fw><lb/>
die prahlende Vernunft zur Schau zu führen.<lb/>
Ihn hätten wir &#x2014; auf langer Seelenfolter<lb/>
zur Mißgeburt verzerrt &#x2014; dem &#x017F;chaudernden<lb/>
Gelächter &#x017F;einer Rotte vorgewie&#x017F;en.<lb/>
Das war mein überlegter Plan. Nun liegt<lb/>
&#x017F;ie hinge&#x017F;treckt, die Arbeit vieler Jahre!<lb/>
Wir &#x017F;ind be&#x017F;tohlen, und Sie haben nichts,<lb/>
als blut&#x2019;ge Hände.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KOENIG">
              <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Leiden&#x017F;chaft riß mich</hi><lb/>
dahin. Vergib mir.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GROSS">
              <speaker><hi rendition="#g">Großinqui&#x017F;itor</hi>.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Leiden&#x017F;chaft! &#x2014; Antwortet</hi><lb/>
mir Philipp der Infant? Bin ich allein<lb/>
zum alten Mann geworden? &#x2014; Leiden&#x017F;chaft!</p><lb/>
              <stage>Mit unwilligem Kopf&#x017F;chütteln.</stage><lb/>
              <p>Gib die Gewi&#x017F;&#x017F;en frei in Deinen Reichen,<lb/>
wenn Du in Deinen Ketten geh&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KOENIG">
              <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Ich bin</hi><lb/>
in die&#x017F;en Dingen noch ein Neuling. Habe<lb/>
Geduld mit mir.</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">I i</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0499] Fünfter Akt. die prahlende Vernunft zur Schau zu führen. Ihn hätten wir — auf langer Seelenfolter zur Mißgeburt verzerrt — dem ſchaudernden Gelächter ſeiner Rotte vorgewieſen. Das war mein überlegter Plan. Nun liegt ſie hingeſtreckt, die Arbeit vieler Jahre! Wir ſind beſtohlen, und Sie haben nichts, als blut’ge Hände. König. Leidenſchaft riß mich dahin. Vergib mir. Großinquiſitor. Leidenſchaft! — Antwortet mir Philipp der Infant? Bin ich allein zum alten Mann geworden? — Leidenſchaft! Mit unwilligem Kopfſchütteln. Gib die Gewiſſen frei in Deinen Reichen, wenn Du in Deinen Ketten gehſt. König. Ich bin in dieſen Dingen noch ein Neuling. Habe Geduld mit mir. I i

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/499
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/499>, abgerufen am 28.04.2024.